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FC in der AnalyseKölns Ernüchterung in Leipzig – Baumgart: „Bin sehr, sehr zufrieden“

Lesezeit 4 Minuten
Baumgart HAnd im Gesciht

Reagiert auf einen Gegentreffer: FC-Treffer Baumgart

Leipzig – Sekunden vor dem Schlusspfiff schloss Steffen Baumgart die Augen, ballte die Faust und sah für einen Moment sehr glücklich aus. Wer den Trainer des 1. FC Köln in diesen Augenblicken sah, mochte kaum glauben, dass seine Mannschaft gerade beim neuen Tabellen-Vierten der Bundesliga eine tüchtige Abreibung erhalten hatte. Tatsächlich freute sich Baumgart nicht über das Ergebnis von 1:3 (0:1), mit dem die Kölner leicht ernüchtert die Heimreise antraten.

Ehrentreffer durch Lemperle - Bumgart sieht auch Gutes

Sekunden vor dem Schlusspfiff hatte Tim Lemperle seine Stürmerqualitäten unter Beweis gestellt und zum 1:3 getroffen. Ein schöner Erfolg für den so talentierten 20-Jährigen, dessen Durchbruch am Geißbockheim sehnsuchtsvoll erwartet wird.

„Das ist, was ich sehen will. Fußball ist ein Ergebnissport. Aber ich möchte sehen, dass die Jungs bis zum Ende alles raushauen. Ich bin sehr, sehr zufrieden mit den Jungs, die bei 0:3 einfach nicht aufgehört haben“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart. „Wir spielen unser Ding nach vorn, darum bin ich mit der Leistung nicht unzufrieden. Über das Ergebnis müssen wir nicht reden.“

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Insgesamt hatten Baumgart und sein FC einen problematischen Abend. Christopher Nkunku hatte in der ersten Hälfte per Freistoß das 1:0 erzielt, nach der Pause war RB durch die Tore von Olmo und Angelino in der 54. und 57. Minute rasch auf 3:0 davongezogen. Der FC fand zwar ein wenig besser ins Spiel, kam aber nur noch durch Lemperle zum „Ehrentreffer“, wie Salih Özcan hinterher bekannte.

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Steffen Baumgart hatte Ellyes Skhiri in die Startaufstellung beordert, es war das erste Spiel des Tunesiers im FC-Trikot seit seinem Einsatz in Bielefeld am 4. Dezember, zuletzt hatte Skhiri am Afrika-Cup teilgenommen. In der Offensiv-Zentrale erhielt Duda den Vorzug vor Mark Uth.

Leipzig hat unter Trainer Domenico Tedesco einen neuen Stil etabliert. Das Offensivspiel des fröhlich-erfolglosen Amerikaners Jesse Marsch ist einem pragmatischen Ansatz gewichen, der zwar auf individuell hohem Niveau stattfindet. Aber nur bedingt ein ansehnliches Spiel zulässt. Die Dreier- beziehungsweise Fünferkette der Gastgeber mit den defensiven Mittelfeldspielern Amadou Haidara und Konrad Laimer davor boten den Kölnern wenig an. Kainz, Duda und Thielmann stießen auf größte Widerstände, Sebastian Andersson hatte mit Ball und Spiel nichts zu tun. Und wenn der FC sein Pressing etablierte, gelang es den Leipzigern meist, sich mit ein paar scharfen Pässen zu befreien.

Schwieriger Abend vor 15 000 Zuschauern

Es war von Anfang an ein schwieriger Abend vor 15 000 Zuschauern. Es war in der 23. Minute, als sich RB erstmals gefährlich aus der eigenen Hälfte vor Marvin Schwäbes Tor kombinierte: Beinahe an der eigenen Eckfahne befreiten sie sich vom Druck der weit aufgerückten Kölner, spielten auf die linke Seite zu Angelino, dessen Pass Nkunku aus dem Tempo zu einem Torschuss hätte verarbeiten können. Doch der Franzose probierte einen Querpass an den Fünfmeterraum, den Kilian entschärfte.

Der Leipziger Plan war mit dieser Aktion soweit auserzählt: Schnelles Kurzpassspiel zur Befreiung, dann die Verlagerung und der schnelle Abschluss – mit Offensivgrößen wie Olmo, Nkunku und André Silva schien Tedesco darauf zu setzen, nicht allzu viele Chancen zu brauchen. Die Führung der Gastgeber fiel dann aus einer herausragenden Einzelaktion. Hübers foulte Dani Olmo am Strafraum, Nkunku legte sich den Ball zurecht und traf wunderschön mit dem rechten Fuß aus 18 Metern. Der FC war bis dahin zwar überwiegend dem Ball hinterhergelaufen und hatte kaum eigene Beiträge leisten können. Allerdings hatten auch die Leipziger kein Feuerwerk abgebrannt. Mehr als Nkunkus Freistoß kam in der ersten Halbzeit nicht auf Schwäbes Tor.

Bittere drei Minuten

Es war noch nicht viel passiert, trotz aller Leipziger Überlegenheit. Und wer Steffen Baumgart und die Comeback-Qualitäten seiner Mannschaft kennt, der durfte durchaus mit Hoffnung in die zweite Hälfte gehen. Doch auch nach Wiederanpfiff fanden die Kölner keinen taktischen Wunderkniff, der ihre Unterlegenheit hätte ausgleichen können. Zwar schaffte es der FC ein, zweimal in die Hälfte der Gastgeber, verlor dann aber innerhalb von drei Minuten die Partie: Zunächst spielte Haidara schön auf Dani Olmo, der zu viel Raum hatte und mit einem perfekten Flachschuss ins lange Eck aus 20 Metern vollstreckte. Wenig später fing sich Köln im Konter nach einem missglückten Freistoß von Florian Kainz das 0:3.

Baumgart brachte Uth, Schindler und Ljubicic, Tedesco antwortete mit Forsberg, Szoboszlai und Simakan – der Klassenunterschied war nicht nur auf dem Platz und der Anzeigetafel zu sehen. Sondern auch auf den Ersatzbänken. Immerhin gelang Lemperle noch das 1:3 – ein versöhnlicher Moment an einem schweren Abend für den 1. FC Köln.

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