FC-Torjäger im GesprächWas Simon Terodde vom Duell gegen seinen Ex-Club erwartet

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Simon Terodde erzielte in der vergangenen Saison 29 Tore für den FC in der Zweiten Liga.

Simon Terodde erzielte in der vergangenen Saison 29 Tore für den FC in der Zweiten Liga.

  • Der Kölner Torjäger Simon Terodde kehrt am Sonntag zu seinem Ex-Klub Union Berlin zurück.
  • Was er vom Duell gegen seinen Ex-Club erwartet, lesen Sie hier.

Köln – Simon Terodde kennt die Zustände an der Alten Försterei, dort liegen die Anfänge der Profikarriere des Kölner Torjägers. 93 Spiele in Pokal und Zweiter Liga absolvierte Terodde zwischen 2011 und 2014 für Union Berlin. Am Sonntag (15.30 Uhr) treffen sich beide Vereine in der Ersten Liga; für die Berliner ist das etwas Besonderes, sie spielen in dieser Saison erstmals im Oberhaus. Terodde rechnet mit einem stimmungsvollen zweiten Advent in Köpenick, „das hat Pokalspielcharakter dort mit den drei Stehplatztribünen. Da müssen wir uns schön wehren“, sagte er am Mittwoch.

Überraschende Verhältnisse

Im vergangenen Frühjahr stiegen beide Vereine auf, Union holte zwar aus den Partien gegen Köln vier Punkte, musste aber am Ende in die Relegation, während der FC Meister wurde. Doch die Verhältnisse haben sich geändert. Union steht auf Rang elf, neun Punkte vor den Kölnern, die mit acht Zählern auf dem vorletzten Tabellenplatz stehen. Ein wenig überraschend kam das für den FC, der im Sommer davon ausgegangen war, ein Jahr ohne Sorgen verbringen zu dürfen. Mittlerweile hat sich die Selbstwahrnehmung geändert. „Spätestens jetzt weiß jeder, dass wir seit Wochen im Abstiegskampf sind“, sagt Terodde.

Allzu erstaunt wirkt er nicht von der schlimmen Lage. „Man sagt immer, der 1. FC Köln sei kein normaler Aufsteiger. Aber natürlich müssen wir uns mit den anderen Aufsteigern Paderborn und Union Berlin messen. Union ist uns um einiges enteilt. Da können wir am Wochenende ein paar Punkte gutmachen.“

Allzu groß ist die Auswahl an Bundesligisten, die ein Aufsteiger wie der FC hinter sich lassen kann, ohnehin nicht. „Wenn ich Augsburg oder Mainz sehe, das sind gestandene Bundesligisten, die spielen seit zehn Jahren in der Bundesliga. Das ist uns als Verein zuletzt nicht gelungen. Da müssen wir erst wieder ein Fundament aufbauen und drei Mannschaften hinter uns lassen. Dann können wir in den nächsten Jahren schauen“, sagt Terodde, der die gute Stimmung, all die Hoffnungen und die Vorfreude des Sommers mittlerweile auch kritisch sieht. „Man wollte die Euphorie mitnehmen. Aber wir haben schnell gemerkt, dass die Bundesliga knallhart ist und jeder Fehler bestraft wird. Sicherlich waren ein paar Aussagen im Sommer nicht richtig gesetzt“, sagt der 31-Jährige.

Ujahs alte Liebe

Für Union Berlins Stürmer Anthony Ujah wird die Partie am Sonntag zur Begegnung mit seiner alten Liebe. „Es ist wie bei einem Mann und einer Frau. Du weißt nicht genau, warum du jemanden liebst. Aber sowas kommt von Herzen“, sagte der 29-jährige Nigerianer bei „rbb24.de“ vor der Partie gegen den 1. FC Köln. Ujah spielte von 2012 bis 2015 beim aktuellen Mitaufsteiger und erzielte in 94 Spielen 34 Tore für die Geißbock-Elf. Die Torhymne „Wenn et Trömmelche jeht“ kann Ujah immer noch mitsingen „Diese Hymne zu hören, ist immer besonders“, sagte der Stürmer, der vor Saisonbeginn von Mainz nach Köpenick gewechselt war, „das werde ich nie vergessen. Als Spieler bekommst du Kraft von solchen Aktionen.“ Ujah besitzt in Köln noch ein Haus und verbringt hier auch mal seine trainingsfreie Zeit. (dpa)

Dass die Kölner sich am Samstag so ausgiebig über einen späten Ausgleichstreffer daheim gegen Augsburg freuten, findet Terodde verständlich. Einerseits, weil Augsburg eben kein Gegner ist, den ein Aufsteiger mal eben schlägt. Andererseits war der Punkt nach fünf verlorenen Pflichtspielen nacheinander so etwas wie der Ansatz einer Wende. Als Córdoba in der 86. Minute traf, riss sich der Kolumbianer das Trikot vom Leib und jubelte minutenlang. Das Resultat: Eine Gelbe Karte und weniger Zeit, womöglich doch noch den Siegtreffer zu erzielen. Terodde versteht die Kritik am Kolumbianer, doch war der Treffer aus der Innensicht der Kölner Mannschaft so viel mehr als ein bloßes 1:1. „Eigentlich bin ich eher ein Spieler, der dann noch das 2:1 machen will. Aber da bin ich auch bei Jhon auf den Rücken gesprungen. Weil man gemerkt hat, dass es ein wichtiger Punkt war. Man darf nicht zu euphorisch sein, aber es war schon gut, den Punkt so spät noch geholt zu haben“, sagt Terodde: „Da ist uns viel Last von den Schultern gefallen.“

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Drei Bundesligatore hat Terodde in dieser Spielzeit bislang erzielt, in allen 13 Saisonspielen kam er zum Einsatz. Allerdings stand er nur sechsmal in der Startformation, kein idealer Verlauf für den Torschützenkönig der vergangenen Zweitligasaison. Zuletzt hatte Terodde Schwierigkeiten, seine Großchancen zu nutzen. „Ich hatte ein bisschen Pech. Aber ich bin grundsätzlich froh, dass ich die Chancen überhaupt habe. Ich muss weiter dran glauben“, sagt er. Mehr Einsatzzeit zu fordern, die Ellenbogen auszufahren und so an seinen Stammplatz zu kommen, hat Terodde nicht vor. „Wenn du drei Spieltage vor Schluss Achter oder Neunter bist mit zehn Punkten Abstand nach oben und unten, kannst du dem Trainer mal sagen, dass du deine Chance willst. Aber mit acht Punkten, da geht es nur noch um den Verein. Es hat ja keiner etwas davon, wenn er nächstes Jahr in der Zweiten Liga spielt. Deswegen: Jhon Córdoba hat uns sehr gefallen am Sonntag“, sagte Simon Terodde am Mittwoch.

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