Fortuna-Boss Westendorf über Neustart„Da war nichts, wir waren wie ein Start-Up“

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Hatte in der Sommerpause viel Arbeit: Fortuna Kölns Präsident Hanns-Jörg Westendorf

  • Fortuna Köln startet am 27. Juli gegen die U21 des 1. FC Köln in die Regionalliga-Saison.
  • Im Interview berichtet Klubpräsident Hanns-Jörg Westendorf vom Neustart beim Absteiger, dem Verhältnis zu Ex-Investor Michael W. Schwetje und dem Kostüm des Vereinsmaskottchens.

Köln – Herr Westendorf, der Neuaufbau des SC Fortuna Köln nach dem Abstieg aus der Dritten Liga ist fast abgeschlossen. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Ein uneingeschränktes Ja. Zwar zeigt es sich sportlich erst beim Saisonstart am 27. Juli gegen den 1. FC Köln II. Aber vor zwei Monaten hätte ich mir nicht vorstellen können, wie viel Arbeit im Detail da drin steckt – und wie gut wir jetzt dastehen, im organisatorischen und sportlichen Bereich. Wir waren eine Art Start-Up nach dem Abstieg. Da war ja nichts – kein Vertrag war mehr gültig. Wir, Vorstand, Geschäftsführung und Trainerteam, arbeiten als Team. Sonst wären die Entwicklungen der letzten Monate nicht möglich gewesen. Da möchte ich an alle Beteiligten einen großen Dank aussprechen.

Was für einen Eindruck haben Sie von der Mannschaft? Hat sie die Qualität, die angestrebte Rolle eines Top-Teams in der Regionalliga West auszufüllen?

Ja, da bin ich mir sicher. Wir sind gut besetzt, das haben auch die Leistungen in den Testspielen gezeigt. Allerdings sind wir nicht so breit aufgestellt, auch etatbedingt. Wenn uns im größeren Stile Verletzungen erwischen, kann es schon schwierig werden.

Aus dem Kader der vergangenen Saison sind nur einige junge Spieler geblieben. Was sind die Gründe?

Man muss am Ende des Tages Realist sein. Einige Spieler haben gute neue Anstellungen in der Zweiten Liga gefunden, wie Robin Scheu (Sandhausen, d. Red.) oder Michael Eberwein (Kiel, d. Red.). Auf der anderen Seite ist es eine kaufmännische Frage, wenn Hamdi Dahmani oder Boné Uaferro wechseln, aber in der Vierten Liga bleiben.

Sie hatten eine Vertragsverlängerung mit Hamdi Dahmani angestrebt…

Wir hätten ihn gerne gehalten, als den Spieler der letzten Jahre, das ist kein Geheimnis. Es gab lockere Gespräche, aber er hat sich schlussendlich für Rot-Weiss Essen entschieden.

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Tat die Entscheidung weh?

Nein. Letztlich sind Fußballer auch Angestellte – das muss man respektieren. Jetzt sind neue Spieler gekommen und die Fans werden sich sicher an sie gewöhnen. Am Ende ist der Fußball ein schnelllebiges Geschäft.

Wie sind die Gespräche mit den Sponsoren verlaufen?

Prima. Der Großteil der Sponsoren ist bei der Stange geblieben, wir haben auch ein paar neue gefunden. Fortuna Köln ist als Name weiter gut aufgestellt. Wenn wir sympathisch rüberkommen, dann wird noch mehr kommen.

Wie viele Sponsoren hat die Fortuna?

Rund 280. Von der Einzelperson bis hin zu Hit (der Trikotsponsor, d. Red.).

Und der Etat ist nun tatsächlich so hoch, wie im Regionalliga-Aufstiegsjahr 2014, als die Fortuna noch von Investor Michael W. Schwetje unterstützt wurde?

Der ist ordentlich für unsere Verhältnisse, vielleicht kommt noch etwas dazu. Wir fühlen uns gut aufgestellt. Und unsere Maßgabe ist, keine Schulden zu machen in der neuen Saison.

Besteht noch Kontakt zu Schwetje?

Wir hatten in der Abwicklung der alten GmbH noch Kontakt. Wir haben vor allem darüber geredet, bestimmte Vermögensgegenstände, die er verkaufen wollte, zu übernehmen. Das ging runter bis zum Kostüm des Maskottchens. Insgesamt kann seine Unterstützung beim Neustart als sehr überschaubar bezeichnet werden.

Gehört das Maskottchen jetzt wieder dem Verein?

Im Maskottchen steckt ja einer drin, aber das Kostüm ist unseres.

Wird es eine offizielle Verabschiedung von ehemaligen Spielern oder langjährigen Funktionären und Betreuern geben?

Das ist nicht vorgesehen, auch wenn wir uns mit niemandem im Streit getrennt haben. Viele haben sich weiterentwickelt und haben die Fortuna als Sprungbrett benutzt – da kann man nur gratulieren. André Filipovic (früher Co-Trainer, d. Red.) ist jetzt in Kiel, Christian Osebold (langjähriger Leiter der medizinischen Abteilung, d. Red.) ist im Physio-Team des 1. FC Köln.

Sie hatten nach dem Abstieg eine Änderung der Ticketpreis-Politik angekündigt. Wie sieht diese konkret aus?

Stehplätze kosten den Fan-Wünschen entsprechend zehn Euro, Tribünenplätze 20. Wir wollen Anreize für die Mitglieder setzen und die Leute an den Klub binden. Wir sehen uns jetzt wieder als einen Verein.

Ist es realistisch, dass dem SC Fortuna in absehbarer Zeit die Rückkehr in die Dritte Liga gelingt?

Ich sage mal so: Ich will keine sportlichen Ziele setzen. Mein Wunsch ist es, eine attraktive Rolle zu spielen. Es ist wichtig, nach dem Neustart das positive Image auszubauen und oben dranzubleiben, um für die nächsten Jahre ein Fundament zu legen. Jetzt freuen wir uns erst einmal als Abschluss der ganzen Arbeit auf die Saisoneröffnung am Samstag mit unseren Fans und am Sonntag mit den Sponsoren.

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