Trainer, Team, FinanzenSo plant Fortuna Köln für die Regionalliga-Saison

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Fortuna-Trainer Thomas Stratos steht vor einem kompletten Neuaufbau.

  • Nach dem Abstieg steht der SC Fortuna Köln ohne Mannschaft da.
  • Der neue Trainer Thomas Stratos stellt in den kommenden Wochen ein völlig neues Team zusammen.
  • Wir erklären die Baustellen des Vereins, der sich auf allen Ebenen neu aufstellt.

Köln – Der Neubeginn beim künftigen Fußball-Regionalligisten SC Fortuna Köln hat Fahrt aufgenommen. Bis zum Saisonstart am 26. Juli liegt allerdings noch viel Arbeit vor den Verantwortlichen des Südstadt-Klubs. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ gibt einen Überblick über die einzelnen Baustellen des Vereins.

Der Trainer

Thomas Stratos, der Nachfolger von Abstiegstrainer Oliver Zapel, hat sich nach seiner Unterschrift des Vertrags bis 2021 am Sonntagnachmittag gleich in die Arbeit gestürzt. „Sehr, sehr, sehr intensiv“ seien die ersten Tage gewesen, sagte der 52-Jährige dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“  Stratos ist der neue sportlich Alleinverantwortliche beim SC Fortuna. Unterstützung erhält der Grieche bei allen anstehenden Vertragsgesprächen vom Vorstand des Südstadt-Klubs: Hanns-Jörg Westendorf (Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens), Markus Mingers (Rechtsanwalt) und Stefan Puczynski (Unternehmensberater). Das Trio soll seine kaufmännische und juristische Expertise einbringen.

Das Trainerteam, bestehend aus einem alten Weggefährten und einem ehemaligen Spieler von Stratos, soll nächste Woche vorgestellt werden. „Aber sie arbeiten jetzt schon. Wir telefonieren quasi jede halbe Stunde und tauschen uns aus“, sagte der Trainer. Stratos will „offensiven, schnellen“ Fußball spielen lassen, er favorisiert ein 4-2-3-1-System. Laut Westendorf haben vor allem die gute Kommunikationsfähigkeit und das große Wissen über die Regionalliga West für eine Verpflichtung von Stratos gesprochen. Nach Uwe Koschinats siebeneinhalbjähriger Amtszeit ist das Mitglied von Arminia Bielefelds Jahrhundertelf der vierte Fortuna-Trainer in nur acht Monaten – Interimslösung André Filipovic inklusive.

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Die Mannschaft

Bis zum Trainingsauftakt Mitte Juni – Stratos nennt den Zeitraum zwischen dem 17. und 19. – will der Coach zumindest ein Gerüst des neuen Fortuna-Kaders beisammen haben. „Zehn Spieler wären schon in Ordnung“, so Stratos. Noch hat kein Profi einen Vertrag bei der am vergangenen Freitag neugründeten GmbH unterschrieben. „Wir sind mitten in der Sondierungsphase. Uns werden viele Spieler angeboten. Die Liste wird von Tag zu Tag länger“, erklärte Stratos. Im Training wird es viele Testspieler geben, von denen sich der Coach ein genaueres Bild machen kann. 20 Feldspieler und zwei Torhüter werden gesucht.

Ob zumindest einige Profis aus dem bisherigen Team beim SC Fortuna bleiben, ist weiter fraglich. „Der Großteil will in der Dritten Liga bleiben“, sagte Stratos, der den Kontakt zu den Spielern bereits aufgenommen hat. Wahrscheinlicher ist, dass die Kölner auf einige Kräfte aus dem eigenen Nachwuchs setzen. Stratos hatte sich zuletzt einen Eindruck  von der U 23 verschafft, die kurz vor dem Aufstieg in die Mittelrheinliga steht. Reserve-Torjäger Serhat Güler war schon beim 1:3 im Verbandspokalfinale gegen Alemannia Aachen zum Einsatz gekommen.

Als Abgänge stehen Nico Brandenburger (Münster), Robin Scheu (Sandhausen), Joel Abu Hanna (Magdeburg, war ausgeliehen), Nikolai Rehnen (Bielefeld, war ausgeliehen) und Thomas Bröker (Karriereende) fest. Gerüchte gibt es um Dominik Ernst und Boné Uaferro (jeweils Magdeburg). Logisch wäre zudem, wenn sich Erzrivale Viktoria Köln sich nach dem Aufstieg beim drittligaerfahrenen Kader der Fortuna bediente.

Die Finanzen

Die Ausgangsposition für den SC Fortuna ist gut. Trotz des Abstiegs aus der Dritten Liga ist der Verein wirtschaftlich gesund. Investor Michael W. Schwetje hatte die offenen Finanzierungslücken der Spielbetriebs-GmbH in den vergangenen Jahren immer wieder gestopft. Während der Unternehmer nach seinem Engagement mit einem Minus im hohen siebenstelligen Bereich dasteht, ist der Gesamtverein schuldenfrei. Die große Herausforderung wird sein, diesen Status zu halten. Zwar beteuerte Präsident Westendorf, nur „das Geld auszugeben, das wir auch haben“ – doch ohne Schwetjes Zuwendungen und  rund 1,3 Millionen Euro TV- und Sponsoring-Geld aus Liga drei sind die wirtschaftlichen Möglichkeiten viel kleiner.

 Dennoch plant der SC Fortuna mit einem ähnlichen Etat wie im Aufstiegsjahr 2014. „Der Businessplan wird gerade erstellt“, sagte Westendorf. Die Haupteinnahme-Quellen sollen Sponsoren sowie Ticketeinnahmen sein. „Mehr als 300 Partner und Sponsoren stehen zu uns“, betont Benjamin Bruns, neuer Geschäftsführer der Fortuna, der sich bereits in den vergangenen Jahren als Schwetjes Angestellter um diese Unterstützer gekümmert hatte. „Dieses Niveau wollen wir halten.“

Eine Steigerung erhofft sich Fortuna bei der  Zuschauerzahl – gerade durch eine neue Preispolitik. „Ein Zehner für ‚nen Steher und nicht mehr als 20 Euro für einen Sitzplatz“, kündigte Bruns an. Auch die Dauerkarten sollen günstiger werden.

Ein Sieg im Pokalfinale gegen Aachen  zwar die DFB-Pokal-Qualifikation und die Einnahmen des folgenden Heimspiels gebracht, nicht aber die Prämie zur Teilnahme. Die etwa 130.000 Euro hätte noch Schwetjes alte GmbH für sich verbucht.

Die Regionalliga-Saison

Der SC Fortuna tritt ab dem 26. Juli als einer von 19 Vereinen in der Regionalliga West an. Neben dem Südstadt-Klub sind auch die Sportfreunde Lotte abgestiegen. Eine direkte Rückkehr der Kölner in die Dritte Liga scheint unwahrscheinlich – nicht nur weil der West-Meister 2020 in der Aufstiegs-Relegation gegen den Ersten der Staffel Nordost antreten muss.

Zudem hinterlässt der Aufstieg des FC Viktoria  ein Vakuum in der Liga. In der kommenden Saison werden einige Vereine Ansprüche anmelden: RW Oberhausen, die Platz eins nur knapp verpasst haben, ebenso wie die Traditionsklubs Alemannia Aachen und RW Essen. Ambitionen könnten auch die Reserveteams von Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und Schalke 04 haben – und Absteiger Lotte. Hinter der U 21 des 1. FC Köln liegt eine herausragende Rückrunde. Die Top-Fünf wurde von Trainer Stratos als offizielles Ziel ausgegeben.

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