DFB-MachtkampfFritz Keller ist und bleibt ein König ohne Reich

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Der Schein trügt: DFB-Präsident Fritz Keller (links) und Generalsekretär Friedrich Curtius sind Gegner.

Köln – Als Fritz Keller im September 2019 ins Amt des DFB-Präsidenten geworfen wurde, war das gelinde gesagt eine Überraschung. Der Südbadener war dem deutschen Fußball auch in seiner Eigenschaft als langjähriger Vorsitzender des SC Freiburg vor allem als freundlicher Gastronom mit erlesenem Weinkeller aufgefallen. Von den wichtigen Vorgängen des Sportmanagements war er immer weit genug entfernt, um nicht beschmutzt werden zu können.

Das vor allem war der Grund dafür, dass er plötzlich an der Spitze eines Verbandes auftauchte, der seit der Weltmeisterschaft im Jahr 2006 nicht aus den Turbulenzen herausgekommen war. Die mächtigen Männer des deutschen Fußballs, allen voran Vizepräsident Rainer Koch (steht für die Amateure) und DFL-Chef Christian Seifert (Profis), haben sich wohl auch deshalb auf ihn als Nachfolger des nach einem peinlichen Skandal um eine geschenkte Uhr zurückgetretenen Reinhard Grindel geeinigt, weil er schwach genug schien, um ihre Interessen nicht zu beschädigen.

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Dass Keller jetzt in der Öffentlichkeit als Erneuerer und Saubermann gegen die von DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius repräsentierten alten Seilschaften steht, liegt in der Natur der Sache. Er ist aber ebenso ein Repräsentant des Problems wie all die Funktionäre im Filzverdacht.

Ein Sieg in der aktuellen Auseinandersetzung würde nichts daran ändern, dass er als König ohne Reich vor allem von der Fraktion des Profi-Fußballs unterstützt wird, zu der er als Chef des größten Einzelsportverbandes der Welt mit fast sieben Millionen Mitgliedern zumindest das Gegengewicht sein sollte. Das ist kein gutes Zeichen für den Volkssport Fußball, der in seiner Gesamtheit, vor allem im Amateur- und Jugendbereich, vor Herausforderungen von ungekanntem Ausmaß steht.

Unabhängig vom Ergebnis des aktuellen Machtkampfes ist nicht vorstellbar, dass der DFB in der aktuellen personellen Konstellation mittelfristig weiter arbeiten kann. Zu tief sind die Gräben.

Ebenso wenig vorstellbar ist auch, dass eine Erneuerung, wie sie der Verband dringend bedürfte, unter einem nur von der DFL gestützten DFB-Präsidenten Fritz Keller gelingen kann. Die Krise des Fußballs gleicht verblüffend der durch die Corona-Pandemie ausgelösten gesellschaftlichen Krise: Niemand weiß, wann sie endet. Und niemand weiß, was danach kommt.

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