Große Bayern-AbschiedsshowHoeneß' Kampf mit den Tränen – Flick bleibt bis Weihnachten

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Sichtlich gerührt: Uli Hoeneß bei seiner Verabschiedung aus der ersten Reihe beim FC Bayern.

München – Uli Hoeneß kämpfte bei seiner großen Abschiedsshow immer wieder mit den Tränen und kostete die Ovationen seiner Fans nach einem halben Jahrhundert beim FC Bayern München aus. „Es war eine wunderschöne Zeit. Das war's! Ich habe fertig! Danke!“, rief der 67-Jährige vom Podium herab den tausenden Mitgliedern zu. Bei den Standing Ovations und dem nicht endenden wollenden Beifall lächelte der scheidende Präsident glückselig - und bedankte sich.

„Sie haben mich 50 Jahre und mehr begleitet. Sie haben mir das Leben schöner gemacht“, sagte Hoeneß, der in der Olympiahalle mehrfach um Fassung bemüht war. Seine Ehefrau Susi küsste er auf der Bühne.

Uli Hoeneß kämpft mit den Tränen

Hoeneß verneigte sich mit feuchten Augen und schaute stolz auf seine Vereinsschäfchen. „Nochmals vielen Dank für diese Zuneigung“, sagte er. Sein zum Nachfolger erkorener Freund Herbert Hainer (65) konnte am Freitagabend einmal mehr fühlen, welchen „riesigen Fußspuren“ er folgt.

„Der Verein muss sozial sein, der Verein muss selbstbewusst sein, nicht arrogant“, formulierte Hoeneß. Er rief die künftige Chef-Riege zur internen Geschlossenheit auf. „Die Gegner sitzen draußen, die dürfen nicht zu Hause sein. Ihr müsst ein starkes Team bilden, ihr müsst stark sein“, forderte der Vereinspatron.

Ohne die Mitglieder und deren überwältigende Unterstützung, das betonte Hoeneß gleich zu Beginn des Abends, wäre er nach seiner Zeit im Gefängnis nicht mehr an die Vereinsspitze zurückgekehrt. „Sie haben mir wunderbare Jahre geschenkt“, sagte der 67-Jährige.

„Uli Hoeneß, du bist der beste Mann“, schallte es immer wieder durch die Halle. Bei pompösen Klängen trugen die nicht mehr für den FC Bayern aktiven Topspieler Franck Ribéry (AC Florenz) und Arjen Robben (Karriereende) Meisterschale und DFB-Pokal auf die Bühne. Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic brachte deren Meistertrophäe mit. Es folgten herzliche Umarmungen mit Hoeneß.

Uli Hoeneß redete 18 Minuten

In seiner 18 Minuten dauernden Rede blickte Hoeneß auf seine Spielerkarriere und die Anfänge als Manager zurück - und auf den FC Bayern der Zukunft. „Wenn ich vom FC Bayern träume, dann denke ich, da ist ein Tanker, der auf dem Weltmeer entlanggleitet“, umschrieb es Hoeneß. „Der Tanker muss geradeaus fahren und nicht nach links schauen - und schon gar nicht nach rechts“, appellierte er. Lautstark fiel die Zustimmung der 6091 Mitglieder aus.

„Diese Jahreshauptversammlung bedeutet eine große Veränderung für den FC Bayern“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Nach 49 Jahren Herzblut für den Verein“ heiße es nun Abschied zu nehmen.

Hansi Flick bleibt Trainer bis Jahresende

Frenetisch gefeiert wurde auch Oliver Kahn, der an der Seite von Sportdirektor Hasan Salihamidzic applaudierte. Der frühere Kapitän und Torhüter Kahn wird im kommenden Jahr Vorstandsmitglied und soll dann zum Nachfolger von Rummenigge (64) aufgebaut werden. Kahn genoss den Jubel. „Da hast du viel Arbeit, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden“, erklärte Hoeneß. Den „Bis-auf-Weiteres“-Coach Hansi Flick begrüßte Hoeneß als „Cheftrainer“.

„Hansi Flick, unsere Mannschaft hat Borussia Dortmund attackiert, dominiert und am Ende deklassiert“, erinnerte Hoeneß an das 4:0 im Liga-Topspiel. „Wenn wir immer so spielen würden wie letzten Samstag, gibt es wenige Mannschaften auf dieser Welt, die uns schlagen können.“

Flick bleibt mindestens bis zum Jahresende Trainer des FC Bayern München. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge am Freitagabend auf der Jahreshauptversammlung des deutschen Fußball-Rekordmeisters, auf der er auch eine längere Zusammenarbeit mit dem Nachfolger von Niko Kovac über die Hinrunde hinaus in Aussicht stellte.

Uli Hoeneß hat ein halbes Jahrhundert geprägt

In drei verschiedenen Positionen prägte Hoeneß den deutschen Fußball-Rekordmeister ein halbes Jahrhundert prägte: Erst als erfolgreicher Stürmer und Weltmeister von 1974, dann 30 Jahre als Manager und in den letzten zehn Jahren mit einer Unterbrechung wegen einer Haftstrafe als Präsident und Aufsichtsratschef. Sein Mandat im Aufsichtsrat will er bis ins Jahr 2023 weiter ausüben.

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Mit zwölf Millionen Mark Umsatz und sieben Millionen Mark Schulden legte Hoeneß als 27-Jähriger am 1. Mai 1979 als Manager beim FC Bayern los. An seinem groß zelebrierten Abschiedsabend durfte er sich einmal mehr über imposante Wirtschaftsdaten freuen. Der Umsatz stieg auf den Rekordwert von 750,4 Millionen Euro in der abgelaufenen Spielzeit. Der Gewinn nach Steuern betrug 52,5 Millionen Euro. (dpa/red)

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