Abo

Kommentar90.000 Fans bei Frauen-Länderspiel – Deutschland muss dazulernen

Lesezeit 2 Minuten
GYI_1186360823

DFB-Kapitänin Alexandra Popp (r.) und Teamkolleginnen beim Abschlusstraining im Wembley-Stadion

  • Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft spielt vor 90.000 Zuschauern im Wembley-Stadion gegen England.
  • In der Frauen-Bundesliga liegt der Zuschauerschnitt knapp unter 1000. Das liegt auch an den etablierten Klubs der Männer-Bundesliga.

Köln – Am Samstag spielt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft in England. Wembley calling. 90.000 Zuschauer wollen dieses Testspiel sehen. Am 16. Oktober twitterte der englische Verband: Sold out! Der Fakt, dass ein Frauen-Länderspiel zwischen England und Deutschland ausverkauft ist, ist eine Nachricht wert. Und allein das zeigt, mit welchen gravierenden Problemen der deutsche Frauenfußball zu kämpfen hat.

Für den Zuschauerschnitt der Frauen-Bundesliga reichen vier Ziffern. Knapp unter 1000 liegt der. Deutschland trifft auf England in einem ausverkauften Olympiastadion in Berlin? Oder in einem aus allen Nähten platzenden Westfalenstadion in Dortmund? Aktuell undenkbar.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der deutsche Frauenfußball leidet an einem Desinteresse, das ihm Woche für Woche in der Bundesliga vor Augen gehalten wird. Ist einfach so, werden viele sagen. Und das Thema damit für beendet erklären. Ein Blick auf den Gegner vom Samstag bringt es aber zurück. Mit dem FC Everton gibt es in der englischen Spitzenklasse nur einen Verein, der den Zuschauerschnitt der deutschen Elite-Klasse unterbietet. Die Spiele der Women's Super League sehen im Schnitt fast fünfmal so viele Zuschauer wie die der Frauen-Bundesliga. Zum Auftaktspiel Anfang September zwischen den Manchester-Stadtrivalen City und United kamen mehr als 30.000 Menschen. Es muss also nicht zwangsläufig so sein wie bei uns.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

BVB und Schalke ohne Frauenmannschaften

An der Tabellenspitze geht es eng zu in England. Ganz oben stehen Chelsea, Arsenal und Manchester City. Große Namen. Und die sorgen für Aufmerksamkeit. In Deutschland sieht das anders aus. Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 zum Beispiel haben keine Frauenmannschaft. Die Hälfte der Teams in der Frauen-Bundesliga gehört Vereinen aus der Männer-Bundesliga an. Doch selbst diese Riesenkonzerne investieren im Vergleich zu ihren Umsätzen nur Kleckerbeträge.  Nach vorn bringen will den Frauenfußball in den Männerriegen von DFB, DFL und Profivereinen niemand so wirklich.

Frauenabteilungen als Pflicht?

Nur der neue DFB-Präsident Fritz Keller hat betont, er wolle sich für den Frauenfußball einsetzen und ins Gespräch gebracht, die Profivereine zu verpflichten, eine Frauenabteilung zu installieren. Zunächst würden es aber schon Kleinigkeiten tun. So haben die Vereine der Frauen-Bundesliga Anstoßzeiten, die an Jugend- oder Amateurspiele erinnern. Wenigstens steigt das ausverkaufte Duell zwischen England und Deutschland an einem Samstag um 18.30 Uhr. Das Highlight im Männerfußball an diesem Wochenende ist die Partie zwischen Bayern München und Borussia Dortmund. Anstoß: Samstag, 18.30 Uhr. Das kann man als unglücklichen Zufall ansehen. Oder als weiteren Aspekt einer Ignoranz.

KStA abonnieren