KommentarDer Europapokal wird zu einem morbiden Finale, in dem alles möglich ist

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Der Champions-League-Pokal mit den Auslosungen

  • Grenzenlose Unvorhersehbarkeit tritt an die Stelle dampfender Fußball-Emotion
  • Ein Durchmarsch der Bayern ist genau so möglich wie ein schnelles Aus

Köln – Weil seit Corona alles anders ist, wird auch das Finale des Fußball-Europapokals anders sein. Wesentliche Elemente dieses großen Wettbewerbs werden fehlen: Zuschauer, Heimvorteil, Rückspiel. Das  hat mit dem emotional aufgeladenen letzten Kapitel des großen europäischen Fußball-Dramas nicht mehr viel zu tun. Eigentlich kann man sich jetzt noch gar nicht vorstellen, wie es sein wird im August, wenn in Portugal (Champions League) und im Rheinland (Europa League) das Häuflein der Übriggebliebenen ihre Geister-Turniere ausspielen.

Es ist aber besser als nichts. Das dem Diktat des Coronavirus unterliegende Turnierformat bietet Chancen, die es zuvor nicht gab. In 90 oder 120 Minuten scheint alles möglich. Ein Durchmarsch des FC Bayern  ebenso wie das schnelle Aus im Viertelfinale gegen den FC Barcelona, wenn der beste Spieler des Planeten, Lionel Messi, einen magischen Abend hat.

Ebenso kann Bayer 04 Leverkusen in der Europa League das Karma des notorisch auf den letzten Metern scheiternden Klubs überwinden. An guten Tagen ist die Mannschaft von Peter Bosz in der Lage, die meisten Mannschaften auf der Welt mit ihrem Offensivfußball zu überrumpeln. Sollte im Achtelfinal-Rückspiel gegen die Glasgow Rangers kein Unfall passieren, bräuchte die Werkself beginnend mit dem Spiel gegen Inter Mailand oder Getafe genau drei gute Abende und hätte eine ähnliche Sensation geschafft wie 1988, als sie damals noch in Hin- und Rückspiel gegen Espanyol Barcelona den Uefa-Pokal gewann.

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Im besten Fall werden die Europapokal-Wettbewerbe für den Verlust ihrer fußballerischen Emotionalität mit einem morbiden Charme entschädigt, der unerwartete Sieger hervorbringt. Es bringt niemanden weiter, die Ereignisse ständig mit dem Leben vor Corona zu vergleichen. Wenn der Fußball es schafft, sich in seiner Glocke dem Infektionsgeschehen zu entziehen, was seit dem Neustart in Europa ziemlich gut gelungen ist, dann darf er uns gern so gut unterhalten, wie er kann.

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