KommentarDer Fall Dresden zeigt, dass auch Scheitern ein Teil des DFL-Konzepts ist

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DFL-Chef Christian Seifert

  • Über den Ausgang des deutschen Fußball-Experiments entscheidet das Virus selbst.
  • Ein von positiven Tests betroffener Verein wird stark benachteiligt, doch das war zuvor allen bewusst.
  • Es geht viel mehr um jedes einzelne Spiel als um Titel und Qualifikationen.

Köln – Durch die beiden positiven Corona-Fälle in Dresden, so die erste Einschätzung der Experten, gerät der Plan zur Beendigung der Fußballsaison ins Wanken. Dem ist wenig entgegenzusetzen, außer der Einschränkung: Das Wanken war von Beginn an Teil des Plans.

Das DFL-Konzept hält ausdrücklich für möglich, dass der unsichtbare Feind, wie es nun mal seine Natur ist, alle Absperrungen überwindet und doch im Kreis der Profis und ihrer Betreuer auftaucht. Es übergibt hier die Verantwortung an die Gesundheitsämter. Im Dresdner Fall bedeutet das: zwei Wochen Quarantäne. Dass dies zum massiven Wettbewerbsnachteil für den betroffenen Verein wird, liegt auf der Hand. Er kann nicht trainieren und wird im besten Fall irgendwann auf physisch überlegene Gegner treffen. Das ist unfair und kann wie bei Dynamo zum Abstieg führen. Aber alle Klubs, die dem DFL-Konzept zugestimmt haben, wussten, dass es so kommen kann.

Es gibt keinen verlässlichen Blick in die Zukunft

Der deutsche Fußball hat sich unter Führung des DFL-Geschäftsführers Christian Seifert auf das Gebiet des Ungewissen gewagt. Dieses Schicksal teilt er mit der ganzen Welt. Es gibt in dieser Pandemie keine exakten Prognosen und keinen verlässlichen Blick in die Zukunft. Die Koryphäen sind sich noch nicht einmal einig darin, was jetzt gerade in diesem Moment passiert. Fußballer haben einen Beruf, wie zum Beispiel Friseure und Tätowierer. Die Frage der Systemrelevanz ist seit dieser Woche nicht mehr dafür entscheidend dafür, dass sie ihrer Arbeit nachgehen dürfen. Wichtig ist alleine die Frage des Gesundheitsrisikos, das für Beteiligte und die Öffentlichkeit entsteht.

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Wenn Dynamo eine Ausnahme bleibt, hat der Fußball eine Chance, seine Saison irgendwie zu Ende zu bringen. Wenn sich diese Fälle häufen, wird das nicht gelingen. Nüchtern betrachtet geht es viel weniger um Titel und Qualifikationen als um jedes einzelne Spiel, das gespielt werden kann, weil danach am Ende die TV-Gelder abgerechnet werden. Was übertragen wird, wird bezahlt. Wenn der Versuch, sagen wir, nach dem 31. Spieltag beendet werden müsste, wären Klubs gerettet, die in Konkurs gehen würden, wenn man es gar nicht erst versucht hätte.

Man mag immer noch der Meinung sein, dass dieses Konzept unter Ausschluss des Stadion-Publikums keine Berechtigung hat. Aber die Politik hat dem Fußball diese Chance gegeben. Den Rest entscheidet, wie vieles in dieser Zeit, das Virus.

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