KommentarDer Freispruch für Clemens Tönnies wird schlimme Folgen haben

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Clemens Tönnies

  • Die DFB-Ethikkommission verzichtet auf ein Verfahren gegen den Schalker Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies.
  • Der DFB hat im Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit somit jede Glaubwürdigkeit verloren.
  • Jeder, der sich ausländerfeindlich benimmt, kann sich auf den Spruch berufen.

Köln – Der Deutsche Fußball-Bund hat getan, was schon am Tag nach der rassistischen Äußerung von Clemens Tönnies am Rand eines ostwestfälischen Unternehmertreffens an dieser Stelle vorhergesagt worden war: nichts.Die oberste deutsche Instanz in Fußball-Fragen verzichtet wie der Ehrenrat des FC Schalke 04 auf ein Verfahren gegen den Unternehmer und Aufsichtsrats-Chef des FC Schalke 04.

Sie schafft es, diesen fraglichen Satz als rassistisch zu bewerten, den Sprecher aber vom Verdacht des Rassismus zu befreien.  Das muss man erst einmal hinbekommen. Allerdings hatten wir nie einen Zweifel, dass der DFB dazu jederzeit in der Lage sein würde.

Man lässt einfach alles so, wie es immer war

Das ist auch eine sehr praktische Sicht, die es zum Beispiel jedem, der einen anderen schlägt, ermöglichen würde, seine Hand dafür verantwortlich zu machen und zu erklären: „Ja, ich habe Gewalt angewendet – aber ich bin nicht gewalttätig.“ Dieses Urteil erlaubt es künftig auch jedem, der rassistische Gesänge in einem Stadion anstimmt, sich gleichzeitig vom Inhalt des Geäußerten zu distanzieren, wenn er sich darüber hinterher nur ein wenig erschrocken zeigt. Und mal ganz im Ernst: Es muss doch weitergehen. Am besten gelingt das erfahrungsgemäß, wenn man alles so lässt, wie es immer war.

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Es ist damit auch bewiesen, dass einen Satz wie den von Tönnies – vorbereitet in einer öffentlichen Rede, bedacht mit Beifall der Anwesenden – im deutschen Fußball ungestraft sagen darf, wer über ein schützendes Netzwerk verfügt. Seine Wirkung ist dabei unerheblich. Dass sich ehemalige Schalker Spieler wie Hans Sarpei und Gerald Asamoah tief verletzt und menschlich herabgewürdigt fühlen, interessiert wenige. Dass niemand im Klub bis heute versucht hat, diesen Schaden zu ermessen und aktiv dagegen zu arbeiten, auch nicht. Man muss fortan alle Aktivitäten des DFB gegen Rassismus und für Menschlichkeit vor diesem Hintergrund sehen. Der DFB hätte handeln müssen und hat es nicht getan. Er hat im Kampf für Toleranz jede Glaubwürdigkeit verloren.

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