KommentarDie Fifa im Dilemma

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Keine Zuschauer, keine Tore beim WM-Qualifikationsspiel der beiden koreanischen Teams. 

Köln – Der Fußball-Weltverband Fifa hat ein Video der Auslosung der asiatischen WM-Qualifikationsgruppen ins Netz gestellt; in bester Qualität ist für jedermann nachzuverfolgen, wie der australische Stürmer Tim Cahill stoisch 40 Mannschaften auf acht Gruppen verteilt, von A bis H. Als 38 Mannschaften gezogen sind, zeichnet sich ab, dass das Unfassbare geschehen könnte: Die Vereinigten Arabischen Emirate sind noch übrig – und die Republik Korea, was die Sache schwierig macht. Denn in Gruppe H wartet: Nordkorea. Cahill zieht, für Gruppe G: die Emirate. Raunen im Saal. Dann: Korea in Gruppe H. Schweigen.

Zweimal Korea gegen Korea

„Gut gemacht, Tim, das werden ein paar interessante Spiele“, sagt der Moderator ungerührt. Und ignoriert dabei den Elefanten im Raum: Beide Koreas in einer Qualifikationsgruppe, das bedeutet Hin- und Rückspiel: Die Mannschaften müssen einander besuchen. Wie soll man damit umgehen?

Dass die Fifa überfordert war mit der politischen Dimension der Partie, ist kein Makel. Der Fifa gelingt es im Gegenteil immer wieder, höchst unwahrscheinliche Fußballspiele stattfinden zu lassen. Es ist eine Strategie der Fifa, die Dinge so unpolitisch wie möglich anzugehen; so seltsam es dann klingen mag, wenn die Koreas gegeneinander gelost werden und alle über eine Derby-Gruppe mit Thailand, Malaysia, Vietnam und Indonesien  lachen.

Leeres Stadion

Viel ist nicht bekannt vom 0:0 in Pjöngjang. Keine Tore, keine Zuschauer, keine Fernsehbilder – und beim Anpfiff neun Spieler namens Kim auf dem Platz; später wurden zwei weitere Kims eingewechselt. Die Fifa vermeldete später schmallippig: „Beim ersten Aufeinandertreffen der beiden Teams seit 30 Jahren in Pjöngjang kam es zu einer Punkteteilung.“

Das ist wenig elegant, doch wahrscheinlich hat Fifa-Präsident Infantino sogar Recht, wenn er sagt, der Fußball könne „nicht die Welt verändern“.

Er soll nur nicht sagen, er sei davon überrascht.

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