KommentarDie gestylten Haare der Fußballer sind eine Provokation

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Frisur Kolasinac

Schalke-Rückkehrer Sead Kolasinac bei dem Spiel gegen Hoffenheim am vergangenen Samstag. 

Köln – Der Fußball hat viele Widerstände überwinden müssen, bis einigermaßen akzeptiert wurde, dass er inmitten der Pandemie seinem Beruf nachgehen darf. Schließlich gab das Überlebensrecht einer Branche den Ausschlag, die Menschen im Zwangsgefängnis des Shutdown-Lebens immerhin ein wenig unterhält. Gameshows, Talentwettbewerbe und Filme sind nicht mehr oder weniger systemrelevant und werden auch weiter produziert.

Der jüngste Einspruch gegen die privilegierte Realität der Fußball-Profis kommt vom ihnen nahestehenden Friseurhandwerk. Im ersten Moment überrascht das. Was der gehobene Figaro kann, zeigt er am besten auf dem Kopf eines Fußballers, der den Trend setzt für Millionen junger Männer, die wenigstens die Frisur mit ihm gemein haben wollen, wenn es schon nicht das Talent und das Geld sind. Als am 2. Januar das Fußball-Jahr begann, sprinteten und grätschten also Kicker mit kunstvoll einrasierten Scheiteln und Relieffrisuren durch die Gegend, die ein Ungeübter mit dem Haarschneider unmöglich zustande bringen kann. Die am 16. Dezember in den Shutdown gezwungenen Friseure haben jetzt ein Problem: Die Kundschaft will das auch haben und bittet um heimliche Termine.

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Es ist dies gewiss nicht das drängendste Problem eines Pandemiekampfes, der noch Monate dauern wird, ehe eine Rückkehr zum Gewohnten möglich sein könnte. Alltagsferne Kunstfrisuren sind jedoch der sichtbarste Beweis dafür, dass nicht alle gleich unter dem Virus leiden. Es wäre nicht nur weniger illegal, sondern ein Zeichen der Solidarität, wenn Fußball-Profis in der Pandemiezeit dem Haarwuchs mit denselben Mitteln begegnen würden wie alle anderen.

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