KommentarDie Klubs werden auf ihre organisierten Fans keine Rücksicht nehmen

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Das leere Rhein-Energie-Stadion beim DFB-Pokal-Finale der Frauen

  • Fußball ganz ohne Publikum werden die Profi-Vereine nicht durchhalten können.
  • Für die Zuschauer wird sich das Spiel ganz anders anfühlen, als sie es kennen.
  • Alle Gewissheiten liegen für die Planer im Bereich des Unwägbaren.

Köln – Es kann nicht schaden, in dieser Phase der Ungewissheiten im Fußball die vorhandenen Gewissheiten aufzuzählen. Also: Corona wird nicht weg sein, wenn die neue Saison beginnt. Das erste zugelassene Publikum in dieser Zeit wird aus viel weniger Menschen bestehen als ins Stadion passen. Diese Menschen werden das Spiel auf eine Art erleben, die mit ihrem Erleben in der Zeit vor März 2020 nicht viel zu tun haben wird. Niemand weiß, wie lange diese Phase des Übergangs dauern wird und welche Zwischenschritte unternommen werden müssen, bis ein wirksamer Impfstoff gefunden wird.

Diese Gewissheiten, mit denen die Planer der Bundesligen derzeit die Zukunft zu gestalten versuchen, kommen alle aus dem Bereich der Unwägbarkeit. Wie die Frage, ob ein in Leipzig funktionierendes Konzept auch in Köln, Frankfurt oder München funktionieren würde. Nicht weniger herausfordernd ist der Umgang mit den Dauerkarten und der sich abzeichnenden Ablehnung der organisierten Fans, die schon signalisiert haben, nichts zu akzeptieren, was nicht „ihr“ Fußball ist. Sie dulden keine Individualisierung ihrer Reihen, die durch Gruppenerlebnis, Gesang und Alkohol zusammengehalten werden.

Die Vereine werden jede Chance auf Spiele mit Zuschauern ergreifen

Den Klubs wird, wenn diese Drohung ernst gemeint ist, nichts anderes übrig bleiben, als ohne diese Gruppe zu planen. Sie werden jede Chance auf ein Fußballspiel vor Publikum ergreifen müssen. Die Millionen aus den Fernsehverträgen, festgeschrieben bis ins Jahr 2025, mögen das unmittelbare Überleben sichern. Die Kosten eines modernen Fußballvereins mit einem gestandenen Profikader in einer europäischen Top-Liga decken sie bei weitem nicht. Gerade die Traditionsvereine wie Schalke 04, Eintracht Frankfurt, der VfB Stuttgart und der 1. FC Köln sind auf jeden Euro Zuschauereinnahmen angewiesen. Eine Kulisse von 5000 Menschen garantiert hier schon einen sechsstelligen Betrag und könnte zudem auch in einem großen Stadion dafür sorgen, dass so etwas wie der Hauch von Fußball-Gefühl aufkommt.

Und hier sind wir wieder im Bereich des gewiss Ungewissen. Wie alle Schritte zurück in ein öffentliches Leben wird auch der Versuch, Fußball wieder vor Publikum zu spielen, immer nur vorläufig sein können. Er kann scheitern. Und dann hätten wir eine Sicherheit mehr: Für lange Zeit keine Menschen im Stadion.   

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