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KommentarDie Videobeweis-Kritik von Mario Gomez offenbart ein ganz anderes Problem

Lesezeit 2 Minuten
gomez und ittrich in darmstadt

Mario Gomez (links) und Schiedsrichter Patrick Ittrich. Der Ärger des Stuttgarter Stürmers zielt aber auf Ittrichs Kollegen vor dem Monitor ab.

  • Am Montagabend erzielte VfB Stuttgarts Mario Gomez bei Darmstadt 98 ein Abseitstor. Es war bereits das fünfte in den vergangenen drei Spielen.
  • Nach der Partie haderte er im Interview bei Sky mit dem Videobeweis.
  • Seine Meinung zum VAR hat Gomez mittlerweile geändert. Und steht damit sinnbildlich für ein ganz anderes Problem. Ein Kommentar.

Darmstadt – Da stand VfB Stuttgarts Mario Gomez nach dem 1:1-Unentschieden bei Darmstadt 98 am Montagabend am Sky-Mikrofon und redete sich in Rage. Über sein Abseitstor, das zu Recht nicht gezählt hatte. Das fünfte in drei Spielen. „Bullshit“, „ein Witz“ und „bescheuert“ sei das mit dem Videobeweis. „Vielleicht ist es die Quittung dafür, dass ich den Schiedsrichtern 20 Jahre lang auf die Eier gegangen bin.“ Hoffentlich entstand dieser Satz aus der Emotion heraus und war nicht ernst gemeint.

Ob der Stuttgarter mit der Kritik am Videobeweis Recht hat oder nicht, sei einfach mal dahingestellt. Die Diskussion um den VAR hat bereits zu viele Zeilen und Sendeminuten auf Kosten des Fußballs beansprucht. Vielmehr lässt ein Nebensatz des Stürmers tief blicken. Seiner Wutrede auf den Videobeweis schickte Gomez voraus, er sei „ja eigentlich ein Freund dieser Technik“ gewesen. Bis diese Technik ihn dann daran hinderte, irreguläre Tore zu erzielen. Diese Aussage spiegelt eine unsägliche Eigenschaft wieder, die sich nicht nur im Millionengeschäft Fußball finden lässt. Alles wird so gedreht, wie es einem persönlich gerade passt. Dass sich der Stuttgarter Angreifer so lautstark beschwert, scheint logisch. Er war fünfmal hintereinander negativ betroffen und fühlt sich um fünf „Tore“ betrogen. Ob sich Gomez auch so beschwert hätte, wenn einem gegnerischen Stürmer, der im Abseits stand, dieser „Bullshit“ passiert wäre?

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Die meisten Probleme mit dem Videobeweis wären vorhersehbar gewesen, wenn man sich mit den Auswirkungen auf das Spiel beschäftigt hätte. Stattdessen liefen viele blind und jubelnd der Idee von einem perfekten und sterilen Fußball hinterher, ohne sich wirklich damit auseinanderzusetzen, was das für den Geist dieses Volkssports bedeutet. Genau so blind rennen viele nun in die andere Richtung. Bezeichnend dafür ist der Fußballsatz des Jahres: „Eigentlich war ich ein Freund des Videobeweises, aber mittlerweile habe ich meine Meinung geändert.“

Mario Gomez steht also nicht alleine da. Aber er darf sich nicht über den Vorwurf beschweren, dass er nur Regeln gut findet, die ihn bevorteilen.

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