KommentarWie würdelos kann man sein, Jürgen Klinsmann?

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Jürgen Klinsmann

  • Jürgen Klinsmann rechnet in einem 22-seitigen Pamphlet mit Hertha BSC ab.
  • Unabhängig davon, dass einige Kritikpunkte vielleicht zutreffen – der Vorgang spricht für Klinsmanns grenzenlose Selbstüberhöhung.
  • In offizieller Funktion wird man den Weltmeister von 1990 nicht mehr in Deutschland sehen. Das ist allein Klinsmanns Verdienst.
  • Ein Kommentar.

Köln – Wer dachte, Jürgen Klinsmann hätte bei seiner mit „HaHoHe – Euer Jürgen“ signierten Facebook-Kündigung bereits den Tiefpunkt allen Anstands und aller Würde erreicht, wurde am Mittwoch eines Besseren belehrt. Die 22-seitige Abrechnung, kaum zufällig dem Boulevard-Magazin „Sport Bild“ zugesteckt, ist ein wohl einmaliger Vorgang im deutschen Profifußball. Nicht nur wirft Klinsmann in seinem Tagebuch der Klubführung und sportlichen Leitung der Hertha Versagen in allen relevanten Bereichen vor („katastrophale Versäumnisse“, „Lügenkultur ohne Anspruchsdenken“). Klinsmann knöpft sich auch noch einzelne Spieler und Mitarbeiter des Vereins vor. So sei die medizinische Abteilung „zerstritten, inkompetent und den Anforderungen des modernen Profifußballs nicht gewachsen“.

Ein trauriges Schmierentheater, mit Klinsmann in der Hauptrolle

Unabhängig davon, dass Klinsmann mit einzelnen Kritikpunkten vielleicht Recht haben könnte – wie kommt der als Klubtrainer bislang völlig erfolg- und hilflose Ex-Profi dazu, seine Fähigkeiten und seinen Stellenwert derart zu überhöhen, dass in dem 22-seitigen Pamphlet kein einziger eigener Fehler vermerkt ist? Klinsmann protokollierte vertrauliche Gespräche mit den Kluboberen wie Präsident Werner Gegenbauer und Finanz-Chef Ingo Schiller, missbrauchte ihr Vertrauen durch die Niederschrift in sein Tagebuch und verhöhnte sie auch noch. Aus seinem Hertha-Projekt „Big City Club“ ist längst ein trauriges Schmierentheater geworden, mit Klinsmann in der Hauptrolle. Der Verein, dessen größter Fehler vermutlich war, sich überhaupt Investor Lars Windhorst und Klinsmann ausgeliefert zu haben, erweckt inzwischen Mitleid.

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So werden die Inhalte der Abrechnung – verfasst im Stile eines beleidigten Kleinkindes – wohl schnell in Vergessenheit geraten. Überdauern wird hingegen die Würdelosigkeit des Jürgen Klinsmann. Den tief gefallenen Weltmeister von 1990 wird man in offizieller Funktion wohl nicht wiedersehen im deutschen Profifußball. Das ist allein Klinsmanns Verdienst. Um es in seinen Worten auszudrücken: „Inkompetent und den Anforderungen des modernen Profifußballs nicht gewachsen.“

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