Kommentar nach Champions-League-TriumphDer FC Bayern muss sich nicht schuldig fühlen

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Der FC Bayern München hat zum sechsten Mal die Königsklasse gewonnen.

  • Der FC Bayern München wirkt, als gebe es ihn schon ewig. So groß und mächtig wie er ist. Doch dem ist nicht so.
  • Als die Bundesliga gegründet wurde, war der Verein aus dem Münchner Süden noch gar nicht dabei. Inzwischen wird der Klub aber sogar von den ganz Großen der Branche beneidet.
  • Der FC Bayern München ist ein Verein wie ein Gebirge, und man darf ihm seinen Erfolg nicht vorwerfen, kommentiert unser Autor.

Köln – Wer sich im Jahr 2020 mit dem FC Bayern München befasst, tut das, als stehe er vor einem uralten Gebirge, dessen riesige Gipfel schon vor Millionen Jahren existierten. Doch ein flüchtiger Blick ins Lexikon der Fußball-Geschichte verrät den Irrtum.

Als die Bundesliga 1963 gegründet wurde, war der Klub aus Münchens Süden noch nicht dabei. Als er 1965 in die neue Eliteklasse des deutschen Fußballs aufstieg, war der 1. FC Köln das Vorbild in Fragen der Professionalität im deutschen Fußball, und Real Madrid hatte schon fünf seiner heute zehn Siege im Europapokal der Landesmeister gewonnen, der 1992 zur Champions League wurde. Die Herzen in Bayerns Hauptstadt gehörten dem Arbeiterklub 1860 München, der seinen Lokalrivalen 1966 mit der Deutschen Meisterschaft  grüßte.

Nur zwei Vereine waren erfolgreicher

Im Jahr 2020, nach dem Gewinn des sechsten Titels in der Königsklasse, sind die Bayern nach Real (13) und dem AC Mailand (7) der dritterfolgreichste Klub der europäischen Geschichte. Seit 2010 haben sie viermal das Finale erreicht, siebenmal das Halbfinale. Das ist in dieser Zeit keinem anderen Verein gelungen. Ihr Reichtum scheint unerschöpflich, ihre Identität unzerstörbar.

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Jeder halbwegs zurechnungsfähige Spieler, der sich das Trikot dieses Klubs überstreifen darf, spürt, dass er es ohne Demut nicht lange anbehalten wird. Der FC Bayern ist der größte und gesündeste Verein der Gegenwart, mit einer Mischung aus Selbstbestimmung, Kapital, Talent und Strategie, um die er auch von Giganten wie Real, Barcelona und Liverpool beneidet werden müsste.

Hoeneß' Abgang hat nichts verändert

Wie kein anderer Verein der Welt hat er es seit 50 Jahren immer geschafft, sein Erbgut – das Wissen um den Weg zum Erfolg durch eigene Kraft – in seiner Führung durch die Generationen zu transportieren. Und der Abgang des großen Erneuerers Uli Hoeneß hat nicht zu dem Zusammenbruch geführt, den viele befürchtet hatten. Offenbar hat er sogar neue Kräfte freigesetzt, denn der Rekordmeister wirkt frischer, hungriger und zukunftsfähiger denn je.

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Das ist eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte. Es ist klar, was sie für die Bundesliga bedeutet. Der FC Bayern war hier  über ganz lange Zeit so viel besser als alle anderen. Jetzt thront er als Gebirge über ihnen. Wer will, mag dem Gebirge die Größe zum Vorwurf machen. Es wird  und muss keine Schuld fühlen.

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