KommentarÖzil hat in vielen Punkten Recht – aber Respekt für den Falschen

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Mesut Özil vom FC Arsenal

  • Vor rund 15 Monaten beendete Mesut Özil seine DFB-Karriere mit einer dreiteiligen Abrechnung.
  • Noch immer ist der Fußballer sauer auf den DFB – das ist verständlich.
  • Doch sein Umgang mit den Erdogan-Fotos zeigt: Özil hat nicht dazugelernt.

Köln – Mesut Özil hat gute Gründe, nach wie vor zornig über den Umgang des DFB mit ihm zu sein. Nach dem WM-Debakel 2018 hatte Direktor Oliver Bierhoff den Versuch unternommen, Özil aufgrund der Affäre um die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Erdogan zum Sündenbock zu machen („Man hätte überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet“). Der meinungsflexible Verbandspräsident Reinhard Grindel war zeitgleich keine Hilfe beim über Özil hereinbrechenden verbalen und digitalen Rassismus-Sturm. Ergebnis des im Vorzeige-Desaster geendeten Krisenmanagements der Erdogan-Affäre war Özils fulminantes Rücktrittsschreiben in drei Social-Media-Akten. 15 Monate später hat der Fußballer viele berechtigte Vorwürfe erneuert.

Noch naiver als Gündogan und Can

Im gleichen Interview verteidigte der Arsenal-Profi allerdings auch die Fotos mit Erdogan. Er würde der Person im Amt immer seinen Respekt erweisen, „wer es auch ist“, sagte Özil. Nun ist dieser Präsident zufällig auch der Trauzeuge des Fußballers sowie der Mann, der gerade einen blutigen Angriffskrieg gegen eine Bevölkerungsgruppe in einem anderen Land führt. 2018 war Erdogan zwar noch kein ausgewachsener Kriegsherr, aber bereits ein Autokrat, der Oppositionelle inhaftieren ließ und freie Meinungsäußerung unterdrückte. Der Respekt einem Amt gegenüber sollte mit der Person verknüpft sein, die dieses Amt bekleidet. Dass Özil in seinem Handeln nach wie vor keinen Fehler sieht, zeugt von einer noch größeren Naivität, als jene, die zuletzt Ilkay Gündogan und Emre Can beim Liken von Fotos salutierender türkischer Fußballer an den Tag gelegt hatten.

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Wo Özil wieder richtig liegt, ist in seinem Resümee, dass der Rücktritt die richtige Entscheidung gewesen sei. Denn angesichts der aktuellen Entwicklungen rund um den türkischen Militäreinsatz hätte Özil wohl kaum eine ruhige Minute mehr im DFB-Trikot verlebt. Dazu kommt der fehlende sportliche Nutzen für die Nationalmannschaft: Der Edeltechniker wurde beim FC Arsenal mehr oder weniger aussortiert, will den Vertrag aber aussitzen.

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