Kommentar zu Gündogan und CanUmgang mit Salutier-Foto ist Naivität in Reinform

Lesezeit 2 Minuten
5F9E9A0068B7B062

Bester Spieler gegen Estland: Ilkay Gündogan

  • Ilkay Gündogan und Emre Can stehen nach ihren Likes für ein Foto salutierender türkischer Fußballer in der Kritik.
  • Gündogan stand schon wegen seines umstrittenen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Erdogan im öffentlichen Fokus.
  • Die neuerliche Affäre zeigt: Gelernt hat er offenbar nichts – und ebenso wenig der DFB.

Köln – Foto, Türkei, Erdogan – Wörter, bei denen in der DFB-Zentrale in Frankfurt mittlerweile sämtliche Alarmglocken klingeln sollten. Nach der Affäre um die Bilder von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan vor der WM 2018, die dank des katastrophalen DFB-Krisenmanagements und langem Schweigen Özils im Eklat und Rücktritt des Weltmeisters von 2014 mündete, hätte man erwarten können, dass es bei allen Beteiligten eine Sensibilisierung rund um dieses Thema gegeben hätte.

Doch die Reaktion des Verbands auf die umstrittenen Likes der Nationalspieler Gündogan und Emre Can für ein Foto salutierender türkischer Fußballer nährt diese Schlussfolgerung nicht. Joachim Löw begann umgehend, das Thema kleinzureden („Ilkay hat das beste Statement auf dem Platz gegeben“). Oliver Bierhoff erklärte gar: „Dass das so eine Dimension annimmt, konnte keiner erwarten.“ Bundestrainer und DFB-Direktor müssen sämtliche Erinnerungen ans furchtbare Jahr 2018 getilgt haben und sich dem Ausmaß der öffentlichen Wahrnehmung von Deutschlands Spitzensportlern in keiner Weise bewusst sein. Dem neuen Verbandspräsidenten Fritz Keller steht die erste Krise seiner Amtszeit ins Haus. Um sie schlechter zu handhaben, als es sein Vorgänger Reinhard Grindel 2018 in der Causa Özil-Erdogan tat, müsste er sich anstrengen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass die digitalen Herzen für das Militär-Posting das Potenzial für einen Eklat bergen, muss vor allem Gündogan wegen seiner Vorgeschichte klar gewesen sein. Naivität in Reinform muss er sich deswegen vorwerfen lassen. Sein noch vor dem Länderspiel in Estland abgesetztes Statement unterstreicht, dass der ManCity-Profi die für einen Like benötigten Sekundenbruchteile schnell bereute.

Ihm wegen eines Instagram-Klicks aber zu unterstellen, er würde Erdogans Krieg gegen die Kurden in Nordsyrien unterstützen, ist falsch. In dieser Beurteilung müssen Gündogans spätere Ausführungen schwerer wiegen.

KStA abonnieren