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Kommentar zu LehmannRassismus, Homophobie, Schwurbelei: Der Mann lässt nichts aus

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Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann

Köln – Als Aktiver hatte Jens Lehmann entscheidenden Anteil an großen sportlichen Highlights. Wie der WM 2006 im eigenen Land, als er überraschend Oliver Kahn als Nummer eins im Tor verdrängte und Deutschland im Elfmeterschießen gegen Argentinien den Einzug ins Halbfinale sicherte – samt fast rührendem Handschlag mit seinem Rivalen Kahn, einem prägenden Moment des Turniers. Oder 2003/04, als Lehmann in seinem ersten Jahr beim FC Arsenal ein Eckpfeiler der legendären „Invincibles“ war und die Premier-League-Saison als ungeschlagener Meister beendete. Doch an die vielen Glanztaten wird man sich künftig im Zusammenhang mit Jens Lehmann wohl nur noch mit schalem Beigeschmack erinnern.

Denn seit er seine Torwarthandschuhe beiseitegelegt hat und sich als Trainer oder Funktionär versucht, hat Lehmann nichts ausgelassen: Homophobie, Corona-Schwurbelei und nun Rassismus. Seine „Quotenschwarzer“-Nachricht an Dennis Aogo brachte das Fass zum Überlaufen. Hertha BSC warf Lehmann umgehend aus seinem Aufsichtsrat, Klub-Investor Lars Windhorst kappte die Verbindung und Sky wird künftig auf die Experten-Dienste des Ex-Nationaltorhüters verzichten. Lehmanns „Entschuldigung“ via „Bild“, die Nachricht sei nicht despektierlich, „sondern positiv“ gemeint gewesen, macht es nicht besser – im Gegenteil, offenbar hat der 51-Jährige sein Fehlverhalten nicht einmal begriffen.

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Schon 2014 hatte Lehmann Einblick in seinen offenkundig gestrigen Geist gewährt. Nach dem Coming-Out seines früheren Stuttgarter Teamkollegen Thomas Hitzlsperger schwurbelte er im Sky-Studio: „Man duscht jeden Tag zusammen, man hat Phasen, in denen es nicht so läuft. Aber Thomas Hitzlsperger ist ein Spieler, der erstens sehr intelligent ist, und zweitens von seiner Spielweise überhaupt nicht den Anlass gegeben hätte, dass da man hätte denken können, da ist irgendetwas. Man assoziiert ja mit Homosexuellen leider immer, dass sie etwas weicher sind.“ Auf die Frage, wie er sich gefühlt hätte, wenn er schon früher von Hitzlspergers Homosexualität gewusst hätte, antwortete Lehmann: „Ich weiß nicht, was ich gedacht hätte, wenn ich mit jemand zusammengespielt hätte, den ich tagtäglich gesehen hätte: beim Duschen, in Zweikämpfen.“

Auch das Thema Corona ließ Lehmann keine Ruhe. In bester Querdenker-Manier zog er Mitte Dezember 2020 einen verharmlosenden Grippe-Vergleich. Zuvor hatte er bereits die Stadien füllen wollen und erklärt, dass das Virus für junge Menschen „nicht so bedenklich sei“.

All das hatte Hertha noch toleriert. Doch Lehmanns jüngste Idiotie konnte nicht mehr ohne Konsequenzen bleiben.

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