Kommentar zu Schürrles KarriereendeZu viel Druck für die Liebe zum Fußball

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André Schürrle  2014 mit dem WM-Pokal. Die Wochen in Brasilien bezeichnet er als „die geilste Zeit meines Lebens“.

  • André Schürrle hat seine Karriere überraschend im Alter von 29 Jahren beendet.
  • „Wer sowas macht, hat den Fußball nie geliebt“, polterte Rudi Völler einst, nachdem Marcell Jansen seine Karriere mit 29 beendet hatte.
  • Doch Schürrle hat den Fußball geliebt, irgendwann war der Druck aber zu groß. Und sein Umgang damit ist lobenswert.

Köln – Oft zitiert sind Rudi Völlers Worte im ZDF-„Sportstudio“ nach dem Karriereende von Marcell Jansen 2015 im Alter von 29 Jahren. „Wer sowas macht, hat den Fußball nie geliebt“, polterte der Bayer 04- Sportchef in Richtung des Ex-Nationalspielers. Nun hat in André Schürrle ein weiterer früherer Nationalspieler, wohl noch talentierter und als Weltmeister höher dekoriert als Jansen, mit 29 Jahren seine Karriere beendet. Doch kann man Schürrle vorwerfen, er habe den Fußball nie geliebt? Wohl kaum – ebenso wenig wie Jansen.

In Mainz versprühte Schürrle geradezu seine Liebe für den Fußball: mit Tempo, Wucht und einem Sinn für Unterhaltung. Ein Nachwuchsspieler, wie man ihn sich nur wünschen kann. Doch die Unbekümmertheit verflog über die Jahre. Wohl verdrängt vom immer größer werdenden Druck und der Last der sich häufenden Millionen-Ablösen. Addiert man alles, landet man bei rund 100 Million Euro. Ein Wert, auf den Schürrle in den Jahren nach seiner Sternstunde von Rio zunehmend reduziert wurde. Kommt dann noch ein Trainer wie José Mourinho hinzu, der den Fußball zwar versteht wie kaum ein Zweiter, aber nicht für einen sensiblen Umgang mit Spielern bekannt ist, die eine ebensolche Handhabung benötigen, sind Auswirkungen auf die Psyche wohl keine Überraschung. Und so erlitt Schürrles Liebe zum Fußball irreparable Risse. Das   zu erkennen und die Konsequenz daraus zu ziehen, verdient keine Häme, sondern Hochachtung – auch wenn der Weltmeister von 2014 weich fällt.

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Denn Zukunftssorgen macht sich der Ex-Profi selbstverständlich keine, zu viel Geld hat er in Mainz, Leverkusen, London, Wolfsburg und Dortmund verdient. Mit etwas Abstand ist André Schürrle zu wünschen, dass er einen anderen Zugang zum Fußball findet und vielleicht sogar Einfluss auf Dinge hat, die ihn selbst als Aktiven vor solch immense Probleme gestellt haben.

Somit sollte er dann vielleicht nicht dem Beispiel von Marcell Jansen folgen, dem Präsidenten des Hamburger SV.

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