Kommentar zu SpielabbrüchenWarum dürfen Rassisten zweimal ungestraft beleidigen?

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Ein Schalker Plakat gegen Rassismus

  • Zuletzt gab es immer wieder rassistische Vorfälle im Fußball. Die Kampagnen der Verbände reichen nicht aus.
  • Ein Zeichen muss gesetzt werden – in Form eines sofortigen Spielabbruchs.
  • Der aktuellen Regel zufolge haben Rassisten zwei Beleidigungen „frei“, bevor ein Abbruch seitens des Schiedsrichters erfolgt.

Köln – Ob in Kreisklassen, im unteren Profi-Bereich oder in Europas Topligen: Das Thema Rassismus hat einen festen Platz in der Fußball-Berichterstattung. Das ist einerseits gut, weil die Sensibilität für das früher oft totgeschwiegene Thema gewachsen ist. Andererseits wird auch klar, dass sämtliche Kampagnen von Fifa, Uefa, DFB und der Klubs zwar gut gemeint sind, letztlich aber im Sande verlaufen. Zeichen müssen gesetzt werden.

Zuschauer setzen Zeichen

Von den Rängen konnte man sie zuletzt ab und zu vernehmen: Das laute „Halt die Fresse“ eines Zuschauers in Richtung eines Idioten, der beim Länderspiel in Dortmund gegen Argentinien während einer Schweigeminute für die Opfer des Amoklaufs von Halle die deutsche Nationalhymne anstimmte. Oder die Fans von Preußen Münster, die halfen, den Rassisten zu identifizieren, der einen Spieler mit Affenlauten beleidigt hatte. So etwas hat einen größeren Vorbildcharakter als das regelmäßige Hochhalten von „Nein zu Rassismus“-Plakaten.

Deshalb müssen Vereine noch einen Schritt weitergehen, um ebenfalls Zeichen zu setzen,  große und abschreckende. Beim nächsten fremdenfeindlichen Vorfall – der sicher kommen wird – sollten die Mannschaften das Spiel stoppen und das Feld verlassen. So wie es Leverkusens Trainer Peter Bosz zuletzt angekündigt hatte: „Dann gehen wir alle mit.“ Der aktuell vorgesehen Drei-Punkte-Plan für Schiedsrichter mit Durchsage und Unterbrechung vor einem möglichen Spielabbruch taugt nicht: Rassisten dürfen zweimal ungestraft beleidigen. Dabei gibt es keinen krasseren Verstoß gegen die Grundwerte des Sports als Fremdenfeindlichkeit.

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Rückendeckung benötigen die Klubs dafür von den Verbänden. Wie es nicht ablaufen darf, zeigt ein Fall aus dem Berliner Nachwuchsfußball. Herthas U16 hatte im Dezember, 2:0 in Führung liegend, das Feld nach rassistischen Beleidigungen durch Spieler des Gegners VfB Auerbach vorzeitig verlassen. Die Partie wurde mit 0:2 gegen die Hertha gewertet.

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