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Kommentar zum Funkel-AusBei Fortuna Düsseldorf regiert der Dilettantismus

Lesezeit 3 Minuten
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Nicht mehr Trainer bei Fortuna Düsseldorf: Friedhelm Funkel

  • Die Führungsetage von Fortuna Düsseldorf gibt ein fürchterliches Bild ab. Friedhelm Funkel war ein Lichtblick.
  • Der Bundesligist hat sich nun vom Trainer getrennt und ihn damit in Rente geschickt.
  • Die dilettantischen Vorgänge bei Fortuna müssen sich nicht hinter denen beim 1. FC Köln verstecken.

Köln – Um 20.18 Uhr am Dienstagabend gratulierte die Fortuna über die sozialen Medien des Klubs Friedhelm Funkel zur Auszeichnung „Düsseldorfer Trainer des Jahres“: „Verdient ist verdient! Herzlichen Glückwunsch, Coach“. Um 9.55 Uhr am Mittwochmorgen entließ der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga Funkel. Der skurrile Ablauf der Ereignisse ist beispielhaft für die dilettantischen Vorgänge bei Fortuna Düsseldorf im vergangenen Jahr. Diese können es locker mit denen beim 1.FC Köln aufnehmen.

Schon Robert Schäfer wollte Funkel loswerden

Anfang 2019 wurde Funkel im Düsseldorfer Trainingslager in Marbella vom damaligen Vorstandschef Robert Schäfer quasi im Alleingang zum Saisonende gefeuert. Dabei hatte das Bundesliga-Urgestein den Aufsteiger zum Ende der Hinrunde auf Platz 14 geführt, vier Punkte vor den Abstiegsrängen. Mehr als zu erwarten war von einer begrenzt talentierten und kostengünstigen Mannschaft. Nach Intervention der Fans und des Aufsichtsrates ruderte Schäfer zurück. Der Vertrag Funkels, dem bei Fans und Team extrem beliebten Trainer, wurde sogar verlängert. Das selbstverschuldete Chaos stärkte Funkel und schwächte den Vorstand. Schließlich musste Schäfer gehen und die Fortuna beendete die Saison auf einem herausragenden zehnten Tabellenplatz.

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Seitdem schaffte es der Klub, die guten Voraussetzungen in Windeseile in ihre Einzelteile zu zerlegen. Trainer Funkel wurde nach den Abgängen der Eckpfeiler Benito Raman und Dodi Lukebakio ein noch schlechterer Kader zur Verfügung gestellt. Der neue Vorstandschef Thomas Röttgermann sorgte für einen weiteren Nebenkriegsschauplatz. Parallel zu seinem Amt im Verein hatte Röttgermann ein App-Projekt vorangetrieben und zwei Bekannten aus dem Projekt einen Direktorenposten bei der Fortuna zugeschanzt. Obwohl sich die Klub-Verantwortlichen bei der Aufarbeitung der Affäre in Widersprüche verstrickten, wurde das Thema letztlich provisorisch begraben, Röttgermann durfte bleiben.

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Vertragsverlängerung kurz vor Weihnachten

Kurz vor Weihnachten, Düsseldorf hatte glücklich 2:1 gegen Union Berlin gewonnen, drehte der Verein sein Fähnchen nach dem Wind und verlängerte Funkels Vertrag im Falle des Klassenerhalts – es hatte zu Jahresbeginn ja auch funktioniert. Sportvorstand Lutz Pfannenstiel, 2018 installiert von Funkel-Gegner Robert Schäfer, schwärmte vom Anteil des Trainers an Fortunas Klassenerhalt. Dass der Kader aber nicht über die Qualität verfügt, dieses Wunder zu wiederholen, schien den Verantwortlichen spätestens nach dem 0:1 zum Rückrundenstart gegen Bremen zu dämmern.

Unwürdiges Karriereende für Friedhelm Funkel

Vor dem Derby in Leverkusen kamen Berichte auf, Funkel stehe vor Endspielen gegen Bayer 04 und Frankfurt. Der Trainer widersprach vehement, witterte eine Verschwörung. Doch dem 66-Jährigen muss klargewesen sein: Kein Kluboffizieller muss ihm ein Ultimatum aussprechen, es genügt, es anonym an die Presse durchzustecken. Düsseldorf spielte ordentlich, verlor aber 0:3. Funkel durfte sich noch als „Trainer des Jahres“ auszeichnen lassen, während sein Nachfolger in Uwe Rösler bereits feststand.

Ein unwürdiges Karriereende für Friedhelm Funkel nach 905 Spielen als Trainer im Profi-Bereich. Verschuldet durch eine Klubführung, die sich in verschiedener Besetzung seit einem Jahr wieder und wieder aufs Neue der Lächerlichkeit preisgibt – und im Sommer wohl in Form des Abstiegs dafür wird zahlen müssen.

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