Kommentar zum Rassismus-Eklat„No To Racism“ – mehr als eine leere Floskel der Uefa?

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Sebastian Coltescu, der Vierte Offizielle (2. v. links). Rechts neben ihm der erboste Demba Ba und PSG-Superstar Neymar

  • Das Champions-League-Spiel zwischen Paris Saint-Germain (PSG) und Istanbul Basaksehir ist nach einem Rassismus-Eklat abgebrochen worden.
  • Der aus Kamerun stammende Assistenztrainer Pierre Webo war nach Angaben des türkischen Vereins vom vierten Offiziellen rassistisch beleidigt worden sein.

Köln – Mit der Kampagne „No To Racism“  und bekannten Gesichtern der völkerverbindenden Sportart Fußball wirbt der europäische Verband Uefa immer wieder für Toleranz und Respekt in den Stadien. Doch dass der Weg bis zu einer Anerkennung aller Beteiligten dieser vermeintlichen Selbstverständlichkeit ein weiter ist, wurde am Dienstagabend deutlich: Ein von der Uefa bestellter Schiedsrichter äußerte sich rassistisch gegenüber dem früheren kamerunischen Nationalspieler Pierre Webó.  

Sebastian Coltescu aus Rumänien, als Vierter Offizieller ein Teil des Teams, das mit der Verantwortung über die Einhaltung des Regelwerks betraut wurde, verstieß gegen eine der Grundlagen des Sports, die er zu beschützen hat. Rassismus ist in jeder Lebenslage zu verurteilen. Doch vonseiten eines Regelhüters kommend, besitzt er noch einmal eine andere Kraft als jene dumpfen Parolen, die Rassisten immer wieder als Stadionbesucher los- oder in Kommentarspalten im Netz hinterlassen.

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Ob Sebastian Coltescu beim Spiel zwischen Paris und Istanbul nun jenes „N-Wort“ oder Webó auf Rumänisch als „den Schwarzen“ bezeichnete, ist dabei unerheblich. Ebenso, ob es unbeabsichtigt war. Auch dann bleibt es rassistisch, der Schiedsrichter definierte einen Menschen nur anhand seiner Hautfarbe – und nicht anhand seiner Position oder seines Namens. Die Frage, die Basaksehir-Stürmer Demba Ba erbost stellte, ist die richtige: Warum spielt die Hautfarbe bei der Anrede überhaupt eine Rolle? Zumal von einem Champions-League-Schiedsrichter erwartet werden kann, den Co-Trainer der Mannschaft, an dessen Spiel er beteiligt ist, mit Namen zu kennen.

Die Uefa steht unter Druck

Das Zeichen, das die Spieler von Basaksehir und PSG mit dem Verlassen des Feldes in Einigkeit setzten, war stark und es war das einzig richtige. Das gilt auch für die Tatsache, dass sie nicht wieder auf das Spielfeld zurückkehrten, sondern für einen Spielabbruch sorgten. Denn so ist ein Scheinwerfer auf das Thema  Rassismus gerichtet, der zu oft und zu schnell einfach ausgeschaltet wird. Jede rassistische Äußerung eines Fans kann auch künftig sicher nicht unterbunden werden. Aber einem europäischen Top-Schiedsrichter darf so etwas wie in Paris niemals passieren.

Die Uefa steht nun unter Druck, den Slogan „No To Racism“ mit Inhalt zu füllen. Nicht mit weiteren Werbekampagnen – sondern mit strengeren Regeln und härteren Sanktionen.

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