Kommentar zum Supercup in Saudi-ArabienEin Problem der Glaubwürdigkeit

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Lionel Messi beim Supercup-Finale 2017.

120.000.000€, in Worten: Hundertzwanzig Millionen Euro. Das ist die Summe, die der spanische Fußballverband RFEF dafür kassiert, dass der eigene „Supercup“, dessen sportliche Bedeutung jene einer Serie von Testspielen nur marginal überschreitet, in den kommenden drei Jahren in Saudi-Arabien stattfindet. In einem Land also, in dem Frauen laut der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ systematisch diskriminiert werden.

Als wäre diese moralisch bedenkliche Zusammenarbeit nicht genug, präsentierte der Verband eine Begründung, die fadenscheiniger nicht sein könnte: Das Vorhaben sei „ein Versuch, den Wandel im Land zu unterstützen“.

Ein riesiges Glaubwürdigkeitsproblem

Wer sich zur Unterhaltung einkaufen lässt von einem Land, in dem Oppositionelle festgenommen und Journalisten an ihrer Arbeit gehindert werden, in dem friedlicher Aktivismus bekämpft wird, der tut das nicht unpolitisch. Dahinter stehen entweder ein gehöriges Maß an Naivität oder – realistischer – fragwürdige Prioritäten.

Für Letzteres spricht, dass Verbandspräsident Luis Rubiales ankündigte, Frauen kostenlos das Stadion besuchen zu lassen. Ein Versprechen wie eine Antwort auf antizipierte Kritik, wie eine symbolische Gewissensreinigung, wie zwei Euro Öko-Ausgleich auf einen Billigflug.

Wenn Fußballstars wie Lionel Messi UEFA-Kampagnen wie „No to racism“ und „#EqualGame“ bebildern und zugleich Schaulaufen in einem Land, in dem religiöse Diskriminierung und Geschlechterungleichheit so fest zu stehen scheinen wie Naturgesetze, dann hat dieser Sport ein riesiges Glaubwürdigkeitsproblem.

Eines übrigens, das nach den Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften nach Russland und Katar auch zu einem ökonomischen werden kann, wenn der als Kunde verstandene Fan nicht mehr bereit ist, sich jedes Spiel unhinterfragt anzuschauen. Oder besser: Es zu konsumieren.

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