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Mit Mäzen WernzeDie großen Pläne von Viktoria Köln nach dem Drittliga-Aufstieg

Lesezeit 3 Minuten
Vik-Jubel

Jubel bei Franz Wunderlich und den Profis der Viktoria

  • Die Rechtsrheinischen wollen die Nummer zwei in Köln werden.
  • Die Stadionpläne in Höhenberg für die neue Saison in der 3. Liga stehen.
  • Mäzen Franz-Josef Wernze stellt üppige finanzielle Mittel in Aussicht.

Köln – Es schien, als seien Vater und Sohn allem Irdischen entrückt. Inmitten des Taumels fielen Franz und Mike Wunderlich voreinander auf die Knie, umarmten sich wie in Trance. Der Zustand währte ein paar Augenblicke, dann ließen die Herren ihren Tränen freien Lauf – ein weiteres Mal. Schon zuvor hatten sie hinreichend geheult.

Die Gesichter des Vereins

Franz Wunderlich (55), Viktoria-Sportvorstand und Urgestein, und Sohn Mike (33), Ausnahmespieler und inzwischen ebenfalls eine Ikone im Rechtsrheinischen, sind seit Jahren die Gesichter des Klubs, der am Samstag nach einem 1:0-Sieg über die Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach den Sprung in die Dritte Liga geschafft hat.

Mike Wunderlich beendete seine Profi-Karriere 2012 wegen eines Burnouts und wechselte zum 2010 neu gegründeten FC Viktoria in die damalige fünfte Liga. In seiner Heimat blühte der Mittelfeldspieler auf; seither hat er in 243 Partien 156 Tore geschossen. Eigentlich ein Jammer, dass jemand wie er einen Großteil seiner Karriere im Amateurfußball verbracht hat.

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Am Samstag hat der 33-Jährige seinen Klub und sich selbst dorthin befördert, wo sich die Rechtsrheinischen schon länger sehen – und wo sie angesichts ihrer enormen finanziellen Mittel auch längst hätten sein müssen: in den Profifußball. Dank eines souverän verwandelten Foulelfmeters hatte Mike Wunderlich den Höhenberger Sportpark in den Ausnahmezustand versetzt und den Impuls gesetzt für den Erfolg im Saisonfinale.

„Konnte nicht mehr laufen“

Noch auf dem Platz brach der Kapitän in Tränen aus und fand keine Ruhe mehr, bis Trainer Jürgen Kohler ihn auswechselte.  „Ich konnte nicht mehr laufen, weil ich die ganze Zeit heulen musste“, beschrieb Wunderlich.

Wie es mit der Viktoria nach sechs vergeblichen Anläufen in den Profi-Bereich nun weitergeht? Mäzen Franz-Josef Wernze (70), der den Klub seit Jahren finanziert, gab bereits einen Einblick in die Planungen für die nahe Zukunft. Augenblicke nach dem größten Erfolg in der jungen Vereinsgeschichte ergriff der Unternehmer und Vorstand eines internationalen Steuerberatungsunternehmens das Wort und verkündete stolz: „Wir werden in der kommenden Drittliga-Saison definitiv alles geben.“

Viktoria will Kölns Nummer 2 werden

Mit Hilfe dieses Kapitals möchte sich der FC Viktoria nicht nur sportlich in der neuen Liga behaupten, sondern nach dem Abstieg des ewigen Konkurrenten SC Fortuna auch den Platz der Nummer zwei in der Stadt hinter dem FC einnehmen. Wobei Franz Wunderlich sogar im Moment des Triumphs freundliche Worte für den Rivalen fand: „Natürlich sind wir über Jahre hinweg durch ein Stahlbad gegangen, und meine Freude ist kaum in Worte zu fassen. Auf der anderen Seite bedaure ich die Fortuna aber sehr. Ich hätte liebend gerne Derbys gegen sie in der Dritten Liga gespielt.“

Hoffnung auf Höhenberg

Am Wochenende des 20. Juli startet Viktoria Köln in ihr neues Abenteuer. Und wird die Heimspiele wohl weiterhin im eigenen Stadion austragen dürfen, das durch die Errichtung von zwei Stahlrohrtribünen auf die erforderliche Kapazität von 10 001 Zuschauern erweitert werden soll. „Die Pläne für unsere Arena stehen. Nun brauchen wir nur noch das grüne Licht der Stadt“, sagt Geschäftsführer Eric Bock, der auf die Fortsetzung des Spielbetriebs in Höhenberg hofft. Auch er hatte Tränen in den Augen, weinen musste er im Gegensatz zu vielen anderen an diesem Tag aber nicht.

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