Siebte Meisterschaft in FolgeNiko Kovac erhält größten Applaus von Fans

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Niko Kovac mit der Meisterschale

Niko Kovac mit der Meisterschale

München – Die Konfettikanonen in der Allianz Arena sind schon leergepumpt, die Weißbierduschen ausgetauscht, die Deutsche Meisterschaft entschieden, da turnt Arjen Robben noch einmal mit einem Fußball in einem fast leeren Strafraum herum. Nur seine drei Kinder Luka, Lynn und Kai, zwischen sieben und elf Jahren alt, sind bei ihm.

Die Fans klatschen, er scheint es zu genießen. Auf der anderen Seite vor der Südtribüne nimmt Franck Ribéry ein Mikrofon in die Hand. Ihm versagt die Stimme, als er sagt „Dankeschön für alles. Es war eine tolle Zeit.“ Die Tribüne skandiert seinen Namen. Er ist seit einer halben Stunde mit neun Titeln deutscher Rekordmeister.

Kingsley Coman bringt die Bayern in Führung

Eine bemerkenswerte Saison im deutschen Fußball ist da gerade zu Ende gegangen. Zum ersten Mal seit zehn Jahren war die Meisterschaftsentscheidung bis zum letzten Spieltag offen. Und die Bayern scheinen von Beginn an keinen Zweifel daran lassen zu wollen, dass sie es sind, die den siebten Titel nacheinander gewinnen werden. Nach nicht mal vier Minuten bringt Kingsley Coman die Bayern in Führung, die auch danach drückend überlegen sind. Gnabry (7. Minute), Goretzka (9.), Lewandowksi (10., 13.) und Müller (31.) scheitern an Frankfurts starkem Torwart Kevin Trapp, dem Videobeweis, der Latte oder dem Pech.

Die Bayern setzen die unter der Woche von Trainer Niko Kovac ausgegebene Maßgabe „von Beginn an auf Sieg zu spielen“, um. Nochmal eine so zögerliche Einstellung wie beim Champions-League-Aus gegen Liverpool kann sich Kovac nicht leisten. Die Dortmunder Halbzeitführung in Mönchengladbach zwingt die Bayern zu mindestens einem Punkt für den Titel.

„Liebe Grüße und danke nach Mainz!“

Nach der Pause vergehen dreieinhalb Minuten, bis Frankfurts Haller die erste gefährliche Aktion seiner Mannschaft nach einer Ecke zum Ausgleich nutzen kann. Doch von Schockstarre ist bei den Bayern keine Spur. David Alaba bringt die Münchener drei Minuten später wieder in Führung, Renato Sanches erhöht auf 3:1. Nach einer knappen Stunde ist klar: Der FC Bayern München wird zum 29. Mal Deutscher Fußball-Meister.

Unter frenetischem Jubel der Fans bekommen die Vereinslegenden Franck Ribéry und später Arjen Robben ihren Abschied nach zwölf und zehn Jahren im Verein. Das Publikum in der Allianz Arena hat ihre Helden gefunden und beschreit jeden ihrer Ballkontakte. Und als hätte es ein Drehbuch für diesen Nachmittag gegeben, trifft erst Ribéry zum 4:1 und sechs Minuten später Robben zum 5:1. Partystimmung macht sich breit auf den Rängen.

Kurz vor Schluss ertönt von der Gästetribüne der zweite Jubelschrei des Tages. Lokalrivale Mainz 05 hat da gerade das Siegtor gegen Hoffenheim geschossen. Resultat: Eintracht Frankfurt hält trotz eigener Niederlage immerhin Platz sieben und spielt im Sommer in der Relegation um die erneute Teilnahme an der Europa League. „Wir haben Freude, weil wir uns wieder für die Europa League qualifizieren können“, sagt Trainer Adi Hütter später. „Liebe Grüße und danke nach Mainz!“

Größter Applaus für Niko Kovac und Oliver Kahn

So jubelt das ganze Stadion um 17.18 Uhr beim Schlusspfiff. Doch der noch bemerkenswertere Teil des Nachmittags beginnt danach. Bei der Übergabe der Meisterschale bekommen nicht etwa die Torschützen des Spiels den größten Applaus des Publikums, sondern der zuletzt von den eigenen Klubbossen angezählte Kovac und Bald-Vorstandsmitglied Oliver Kahn, der zusammen mit andern Vereinslegenden den Meistern von heute Spalier steht. Eine deutliche Kritik der Fans an der Klubführung um Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß.

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Doch Kovac, der nach Franz Beckenbauer erst der zweite Bayern-Mensch ist, der als Spieler und Trainer mit den Münchnern Meister geworden ist, wirkt eher ausgelaugt als gerührt, als er später vor die Presse tritt. „Vielleicht würde es mehr auffallen, wenn ich mit einer roten Nase und einem Karnevalshut hier rumlaufen würde“, sagt er . „Für uns in München zählt immer nur der Titel, das haben wir geschafft.“

Selbst bei Double gilt Kovacs Zukunft als unsicher

Und zu seiner Zukunft als Trainer von Bayern München: „Ich rede mit meinen Chefs, ich hab’ ja drei. Wenn man redet, hört man schon raus, in welche Richtung es geht. Ich glaube schon, dass ich das richtig interpretiert habe. Daher gehe ich davon aus, dass ich meinen Vertrag, der noch zwei Jahre läuft, erfüllen werde.“ Präsident Hoeneß wird auf die Personalie Kovac angesprochen und sagt „Ich habe mich an dieser Diskussion nie beteiligt und ich möchte mich auch nicht am Tag dieses Triumphs beteiligen. Ich glaube, wir sollten das Thema jetzt endlich etwas aus unseren Köpfen bringen.“

Am kommenden Samstag steht das DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig an. Selbst bei einem Double gilt Kovacs Zukunft in München nicht als gesichert. Als Kovac den Presseraum der Allianz Arena verlässt, sieht er nicht aus wie jemand, der nun in eine rauschende Partynacht geht.

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