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TransferWie Benjamin Henrichs ein Mann für die Bayern wurde

Lesezeit 3 Minuten
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Benjamin Henrichs im Dress der deutschen U 21

  • In der Krise des AS Monaco ist der Ex-Leverkusener erwachsen geworden.
  • Die Krise in Leverkusen begann nach dem Weggang von Roger Schmidt.
  • Die Bayern bieten 25 Millionen Euro, Monaco will 35 Millionen.

Köln – Es waren bewegende Bilder in der Stunde der Niederlage. Benjamin Henrichs kämpfte nach der deutschen 1:2-Niederlage gegen Spanien im Finale der U-21-Europameisterschaft mit den Tränen. Dem Profi, der mit acht Jahren von Porz nach Leverkusen gezogen war, um Nationalspieler zu werden, war die Krönung  eines starken Turniers verwehrt geblieben.

Die Emotionen mussten raus. „Ich bin mit 14 zu den U-Nationalmannschaften gekommen. Das war mein letztes Spiel heute. So hätte es nicht enden sollen“, sagte er. 

Nach 13 Jahren im Dress von Bayer 04 war Schluss

Aber zu wahrer Trauer bestand kein Anlass. Nach einem auf den ersten Blick verlorenen Jahr beim AS Monaco ist Henrichs gefragter denn je. Der FC Bayern München ist an ihm interessiert. Und auch der FC Sevilla soll sich um  eine Verpflichtung des 22-Jährigen bemühen. Eine junge Karriere, die ins Stocken geraten zu sein schien, nimmt eine neue Wendung.

Vor einem Jahr hatte alles noch ganz anders ausgesehen. Nach 13 Jahren im Dress von Bayer 04  war die Zeit des in der Jugend hoch Dekorierten  bei seinem Ausbildungsverein zu Ende gegangen. 

Unter Trainer Heiko Herrlich war Henrichs zum Ersatzspieler geworden. Mangel an Talent war nicht der Grund, denn das besitzt der gelernte offensive Mittelfeldspieler im Übermaß. Aber er hatte sich, vor allem nach dem Abgang seines großen Förderers Roger Schmidt als defensiver Außenspieler nicht weiterentwickelt.

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Der damalige Trainer Heiko Herrlich erklärte, dass keinem Spieler unter ihm mehr Aufmerksamkeit und Anleitung zuteil geworden sei als Henrichs. Und als dann das 20-Millionen-Angebot aus Monaco kam, schlug der Werksklub gerne ein.

Man hatte die Champions League um einen Punkt verpasst und mit diesem Transfer war der finanzielle Verlust ausgeglichen. Henrichs fand sich im Milliardärsparadies Monaco wieder und wurde Teil einer dramatischen Vereinskrise.

Der amtierende Vizemeister geriet schnell in Abstiegsgefahr, feuerte seinen Trainer Leonardo Jardim, engagierte den einstigen Spieler-Helden Thierry Henry,  verlor weiter, blähte den Kader mit Panikkäufen auf und holte Jardim im Januar als Trainer zurück. Am Ende entging der  Klub dem Abstieg um Haaresbreite.

„Monaco ist ein guter Ort zum Leben“

Benjamin Henrichs hatte als Stammspieler begonnen und war im Tumult des Existenzkampfes aus der Startelf verdrängt worden. In der Rückrunde verbrachte er zwölf Spiele komplett auf der Bank. Alleine war er selten, Familie und Freunde aus Deutschland  kamen häufig zu Besuch.

„Monaco ist ein guter Ort zum leben“, sagt Henrichs. Aber mit dem Fußball wurde es immer schwieriger. „Die Liga ist wilder als in Deutschland“, erklärt er.

So reifte in ihm die Erkenntnis, dass ein Wechsel das Beste wäre. Dem steht natürlich der bis 2023 laufende Vertrag im Weg. Auch Monaco ist nicht entgangen, dass der  Deutsche eine bärenstarke U-21-EM gespielt hat und vor allem extreme körperliche Robustheit und spielerische Kreativität unter Beweis stellte.

Das Interesse der Bayern ist, obwohl er erst einmal nur als Backup eingeplant werden soll, ein Glücksfall für Benjamin Henrichs. Angeblich wäre dem Rekordmeister seine Verpflichtung 25 Millionen Euro wert, Monaco soll aber 35 Millionen verlangen.

Henrichs kann die Sache entspannt aus dem Spanien-Urlaub verfolgen. Begehrt zu sein, ist für einen Fußball-Profi sehr angenehm.

Das sportlich auf den ersten Blick enttäuschende Jahr in Monaco hat dem einstigen Leverkusener Wunderkind offenbar dabei geholfen, erwachsen zu werden und die Karriere zu beginnen, die schon vor Jahren viele von ihm erwartet hatten.  

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