Bundesliga-SaisonvorschauTransfers, Trainer, Systeme – Klubs vom Rhein in der Analyse

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An den vier rheinischen Bundesliga-Standorten ist die Euphorie groß. Zurecht? Das erfahren Sie in unserer Saisonvorschau.

  • Erstmals seit 1996/97 sind Köln, Leverkusen, Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga vereint.
  • Wir wagen in unserer großen rheinischen Saisonvorschau einen Blick voraus.
  • Wer hat gut eingekauft? Wer ist schon in Form? Wie lassen die Trainer spielen? Welche liegen die Stärken und Schwächen der Clubs? Wann steigen die Derbys? Wir geben die Antworten.

Erstmals seit 1996/97 sind  Köln, Leverkusen, Mönchengladbach und Fortuna  Düsseldorf in der Bundesliga vereint. Wir nehmen die rheinischen Clubs genau unter die Lupe – wo stehen die Vereine in Sachen Transfers, Trainer und System? Was sind Stärken und Schwächen, was sind Ziele und Perspektiven? Wir geben die Antworten.

1. FC Köln

Vorsichtige Aufbruchstimmung.

Die Transfers

Alles zum Thema Ellyes Skhiri

Der 1. FC Köln hat knapp 20 Millionen Euro in die Neuzugänge Ellyes Skhiri (24), Birger Verstraete (25, beide defensives Mittelfeld), Sebastiaan Bornauw (20, Innenverteidigung) und Kingsley Ehizibue (24, Rechter Verteidiger) investiert und damit das geplante Transfer-Budget fast um das Doppelte übertroffen. Das bedeute aber kein finanzielles Risiko, heißt es, zumal ein Spieler wie Bornauw nicht direkt komplett bezahlt wird. Kingsley Schindler (25, rechtes Mittelfeld) und Nachwuchs-Torwart Julian Krahl (19) kamen ablösefrei. Ein Schlüsselspieler verließ die Kölner nicht.

Die aktuelle Form

Der neue Cheftrainer Achim Beierlorzer (51) zeigte sich mit der Vorbereitung sehr zufrieden. Das Team wirkt homogener als in der Vorsaison. Der Coach kommt mit seiner ehrlichen, offenen und positiven Art an. Er lässt einen aktiven und offensiven Fußball im 4:4:2-System spielen, das die Spieler bereits verinnerlich haben. Gegen stärkere Teams in den Tests wie Villarreal (1:3) und Southampton (0:2) und in der ersten Pokalrunde (Sieg im Elfmeterschießen bei Zweitligist Wehen Wiesbaden) lief aber noch nicht alles nach Wunsch.

Stärken und Schwächen

Der FC weist bereits eine gute Spielstruktur auf. In der Defensive ist er aber noch zu anfällig, die Lücken im Mittelfeld sind zu groß. Bornauw und Skhiri sollen in Kürze Abhilfe schaffen. Vorne fehlt noch die Effizienz. Für einen Aufsteiger ist der FC aber offensiv mit Córdoba, Terodde und Rückkehrer Modeste, der aber noch nicht die alte Form erreicht hat, top besetzt. Flügelspieler wie Drexler, Kainz und Schaub können stets für Gefahr sorgen.

Die Ziele

Mit dem Abstiegskampf, da sind sich alle einig, wollen die Kölner möglichst frühzeitig nichts zu tun haben. Intern hofft man, dass dem FC eine sorgenfreie Saison um Platz zehn bis 14 gelingt, zumal einige Konkurrenten nicht stärker eingeschätzt werden.

Das Auftaktprogramm

VfL Wolfsburg (A), Borussia Dortmund (H), SC Freiburg (A)

Bayer 04 Leverkusen

Hohe Ziele mit viel Ballbesitz.

Die Transfers

Bayer 04 Leverkusen hat sich vor allem in der Offensive massiv verstärkt. Kerem Demirbay (26 Jahre, kam für 32 Millionen Ablöse von der TSG Hoffenheim), Moussa Diaby (20 Jahre/15 Millionen/Paris-Saint Germain) und Nadiem Amiri (22 Jahre/10 Millionen/TSG Hoffenheim) sind torgefährliche Kreativspieler im Mittelfeld und Angriff. Sie sollen den Abgang von Julian Brandt (ging für 25 Millionen Euro nach Dortmund) kompensieren und den Ballbesitzfußball des Trainers Peter Bosz weiter verinnerlichen. Daley Sinkgraven (24 Jahre/5 Millionen/Ajax Amsterdam) kam als Alternative für die linke/rechte Außenbahn.

Die Form

Die Ergebnisse in der Vorbereitung waren unbefriedigend. Dem 3:0-Sieg über den Regionalligisten Wuppertaler SV folgten sieben Testspiele ohne Sieg, deren sportlicher Wert schwer zu beurteilen war. Im DFB-Pokal bezwang die Werkself den Regionalligisten Alemannia Aachen 4:1, zeigte aber nach dem Gegentreffer zum 1:2 Unsicherheiten. Der Saisonstart könnte holprig werden.

Stärken und Schwächen

Die Stärke von Bayer 04 liegt in seiner Vielzahl kreativer, technisch hervorragender Spieler, die das konsequente Ballbesitzspiel des Trainers Peter Bosz erst möglich machen. Große Hoffnungen ruhen auf Nationalspieler und Jung-Star Kai Havertz (20), der in seiner mutmaßlich letzten Saison bei Bayer 04 Leverkusen von einem Titel träumt, der ohne Tore von ihm selbst unerreichbar wäre. Leverkusens Schwächen sind die mangelnde Konsequenz im Ausnutzen von Torchancen, Fehleranfälligkeit im Passspiel und Geschwindigkeitsprobleme im Umschaltspiel nach hinten. „Wir müssen uns da in allen Bereichen verbessern“, sagt Trainer Peter Bosz.

Die Ziele

Sie sind klar definiert: Erneute Qualifikation für die Königsklasse, Erreichen des Champions-League-Achtelfinals und ein möglichst langes Verbleiben im DFB-Pokal, der als jener Wettbewerb gilt, in dem sich die Sehnsuchtsträume der Leverkusener nach einem Titel verwirklichen können.

Auftaktprogramm

SC Paderborn (H), Fortuna Düsseldorf (A), TSG Hoffenheim (H).

Borussia Mönchengladbach

Das neue System ist Chance und Risiko zugleich.

Die Transfers

Mehr als 30 Millionen Euro hat Sportdirektor Max Eberl für Stefan Lainer (26 Jahre, RB Salzburg), Breel Embolo (22, FC Schalke 04), Marcus Thuram (21, EA Guingamp) und Max Grün (32, SV Darmstadt 98) ausgegeben. Zurück kommt der ausgeliehene Lászlo Bénes (21, Holstein Kiel). Der wichtigste Neuzugang ist Trainer Marco Rose (42, RB Salzburg).

Die aktuelle Form

Die Borussia hat in der Vorbereitung beeindruckende Spiele gezeigt, darunter ein 5:1-Sieg gegen den türkischen Vizemeister FK Basaksehir und ein 2:2 gegen den FC Chelsea, den die Fohlen in der ersten Halbzeit beherrschten. Im DFB-Pokal stand ein 1:0 gegen den SV Sandhausen. Überzeugen konnte die Borussia in diesem Spiel jedoch nur kämpferisch.

Stärken und Schwächen

Das neue System ist beides zugleich. Es wird Zeit brauchen, bis das laufintensive und pressinglastige System des Trainers verinnerlicht ist. Das könnte in der Defensive zu Problemen führen. Welche Wucht und Torgefahr das System mit athletischen Spielern wie Thuram, Alassane Plea und Denis Zakaria hat, war gegen Chelsea zu sehen.

Die Ziele

Offiziell wird das Ziel einstelliger Tabellenplatz ausgegeben. Alles außer die Europapokal-Qualifikation wäre jedoch enttäuschend.

Das Auftaktprogramm

Schalke 04 (H), Mainz 05 (A), RB Leipzig (H)

Fortuna Düsseldorf

Was zählt, ist nur der Klassenerhalt.

Die Transfers

Nur vier Millionen Euro hat Fortuna Düsseldorf für die kommende Saison investiert. Dafür kam der Linksaußen Nana Ampomah (23 Jahre, Waasland Beveren). Weitere Neuzugänge sind unter anderem die Mittelfeldspieler Kelvin Ofori (18, Right to Dream, in Ghana), Bernard Tekpetey (21, Schalke 04, Leihe) Lewis Baker (24, FC Chelsea, Leihe) und Torhüter Zack Steffen (24, Manchester City, Leihe). Die wichtigsten Abgänge der Fortuna sind Schlüsselspieler Dodi Lukebakio (21, Hertha BSC) und Benito Raman (24, Schalke 04,).

Die Form

Düsseldorf hat eine solide Vorbereitung gespielt. In den letzten zehn Spielen standen für die Fortuna sieben Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen auf dem Programm. Dabei gewannen die Düsseldorfer unter anderem gegen den belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht (2:1) und den spanischen Erstligisten Eibar (3:2), gegen den die Fortuna einen Tag später im erneuten Testspiel verlor (1:2). Zuletzt gewann das Team von Trainer Friedhelm Funkel wenig überzeugend im DFB-Pokal gegen den Oberligisten FC 08 Villingen mit 3:1 nach Verlängerung.

Stärken und Schwächen

Durch die vielen Neuzugänge und die Abgänge von zwei Leistungsträgern wird die wichtigste Aufgabe für Funkel, eine Einheit aus der Mannschaft zu bilden. In der Offensive hat Ampomah eine starke Vorbereitung gespielt und für Hoffnung bei der Fortuna gesorgt. Dieser hat sich jedoch gegen Villingen einen Muskelfaserriss zugezogen und wird vorerst ausfallen. Außerdem fällt der Spielmacher der letzten Saison, Kevin Stöger, mit einem Kreuzbandriss weiter aus. Fortunas Stärke ist das schnelle Umschaltspiel über die Flügel, die Chancenverwertung war in der Vorbereitung eine der Schwächen.

Die Ziele

Obwohl Fortuna Düsseldorf eine gute Saison 2018/2019 auf Platz zehn beendete, ist das klar formulierte Ziel der erneute Klassenerhalt.

Auftaktprogramm

SV Werder Bremen (A), Bayer 04 Leverkusen (H), Eintracht Frankfurt (A)

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