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Umsätze, Gehälter, NettogewinneEuropas Meisterklubs im finanziellen Vergleich

Lesezeit 4 Minuten
Meisterfeier Bayern

Die Spieler des FC Bayern München feiern die Deutsche Meisterschaft.

Berlin – Sportlicher und finanzieller Erfolg sind im Fußball aufs Engste verwoben. Nur selten gelingt es einem unbekannten kleinen Klub, in einer der großen europäischen Ligen einen nationalen Titel zu erringen, wie etwa Leicester City in der Spielzeit 2015/16. Umgekehrt finden sich auf den ersten Plätzen der spanischen Primera Division, der Bundesliga, der britischen Premier League  und der italienischen Serie A meist Klubs, die über beträchtliche Finanzmittel verfügen.

Ohne Pokale kein Geld, ohne Geld keine Pokale? Die Unternehmensberatung KPMG hat die Meisterklubs der Saison 2015/16  aus acht europäischen Ligen unter die Lupe genommen, hat Umsätze, Spielergehälter, Nettogewinne und den Wert der aktuellen Kader miteinander verglichen. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.

Spitzenklubs und Außenseiter

Neben dem FC Bayern, Leicester City, Juventus Turin und dem FC Barcelona untersuchte KPMG die nationalen Titelträger aus Portugal (Benfica Lissabon), Frankreich (Paris Saint German),  den Niederlanden (PSV Eindhoven) und der Türkei (Besiktas Istanbul). Bis auf Leicester zählen alle Titelträger seit langem zur etablierten europäischen  Fußballelite. 

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Den mit Abstand höchsten Erlös im Zuständigkeitsbereich der Uefa  erzielte laut KPMG ein Klub ohne Meistertitel: Manchester United verbuchte in der Saison 2015/16 einen Umsatz von rund 700 Millionen Euro. Platz eins der von KPMG  untersuchten Titelgewinner belegt der FC Barcelona mit 620,2 Millionen Euro, gefolgt von Bayern München (592 Millionen) und Paris Saint German (520,9 Millionen). Mit deutlichem Abstand steht Juventus Turin mit 341,5 Millionen Euro auf Platz vier, drei Klubs setzten zwischen 100 und 200 Millionen Euro um, das Schlusslicht bildet der PSV Eindhoven mit 95,3 Millionen Euro.

Kohle-Kaiser

Der wirtschaftlich erfolgreichste Verein war Bayern München. Der Gewinn nach Steuern lag bei 33 Millionen Euro. Beim FC Barcelona blieben 28,8 Millionen Euro nach Abzug der Kosten, Steuern und Abgaben übrig, bei Benfica waren es 20,4 Millionen. Die übrigen Vereine schnitten unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten eher mau ab. Paris kam auf 10,4 Millionen Nettogewinn, Eindhoven auf 4,4, und Juventus Turin auf 4,1 Millionen Euro. Für Leicester lagen KPMG keine Zahlen vor. Besiktas machte als einziger der untersuchten Meisterklubs einen Verlust von 18,2 Millionen Euro.

Einnahme-Quellen

Die mit Abstand ergiebigsten Einnahmen erzielen die Vereine längst nicht mehr mit dem Verkauf von Stadiontickets, sondern mit Werbung und Fanartikeln sowie Zahlungen der TV-Sender für Übertragungsrechte.  Leicester City zum Beispiel erlöste aus dem Ticketverkauf lediglich 15,4 Millionen Euro, obwohl das heimische Stadion mit einem Fassungsvermögen von 32.313 Zuschauern im Saisondurchschnitt zu 99 Prozent ausverkauft war.  126,4 Millionen bekam Leicester aus den TV-Übertragungsrechten, 30 Millionen steuerten Fanshops und Werbeeinnahmen bei.

Bayern München nahm 101,8 Millionen aus dem Ticketverkauf ein, wobei die Auslastung der Allianz Arena mit 75.000 Zuschauern unübertreffliche 100 Prozent erreichte. 147,6 Millionen Euro stammen aus den Töpfen der TV-Anstalten, 342,6 Millionen aus den übrigen kommerziellen Aktivitäten wie eben Fanartikel und Werbung. Barcelona erzielte mit durchschnittlich 78736 Zuschauern pro Spiel sogar 121,4 Millionen Euro aus dem Ticketverkauf, wobei bis zu 99354 Zuschauer die Spiele im Camp Nou verfolgen können. 202,7 Millionen Euro aus Übertragungsrechten und 296,1 Millionen aus kommerziellen Aktivitäten kommen hinzu. 

Kader-Kosten

Die Personalkosten – und das bedeutet fast ausschließlich: die Gehälter für Spieler und Trainer – erreichen zwischen 44 Prozent des Jahresumsatzes (Bayern München) und 65 Prozent (Juventus Turin). Die Bayern zahlten 260,3 Millionen für ihr Personal,  Barcelona lag mit 371,7 Millionen an der Spitze.

Paris Saint Germain gab 292,4 Millionen für die Edelbelegschaft aus, bei Juventus waren es 221,5 Millionen. Die geringsten Personalkosten fielen in Eindhoven an, der PSV brachte 45,9 Millionen für Gehälter und Nebenkosten auf. Für Leicester fehlen auch in diesem Punkt belastbare Zahlen.

Teure Lockmittel

Den Spielern ist wichtig, was am Ende auf ihrem Konto ankommt. Sie werden daher von interessierten Vereinen mit garantierten Nettogehältern gelockt. Für die Klubs ergeben sich daraus aufgrund unterschiedlicher  Steuern und Abgaben in den einzelnen Ländern abweichende Belastungen. KPMG hat durchgerechnet, was ein Jahresgehalt von fünf Millionen Euro Netto die Vereine tatsächlich kostet.

Am „billigsten“ kommen türkische Vereine weg, die 5,9 Millionen Euro für ein Fünf-Millionen-Netto ausgeben müssen. In der chinesischen Liga, die KPMG wegen der jüngst regen Abwerbungsaktivitäten chinesischer Vereine auf dem europäischen Markt in die Liste aufgenommen hat, müssen 9,06 Millionen Euro ausgegeben werden, um eine Nettogehalt von fünf Millionen Euro zu gewährleisten.

Deutschland folgt mit 9,51 Millionen, Spanien und Italien liegen mit 9,6 und 9,86 Millionen knapp dahinter. Mit Abstand am teuersten kommen 5 Millionen netto französische Vereine, die 14,22 Millionen Euro  auf den Tisch legen müssen. In Portugal sind es 12,48, in England, 10,71 und in den Niederlanden 10,41 Millionen.

Effizienter Mitteleinsatz

Setzt man die Personalausgaben der Vereine mit ihren in Liga-Punkten bemessenen Erfolgen ins Verhältnis, ergibt sich eine ganz andere Rangliste: Eindhoven musste lediglich 0,5 Millionen Euro pro erzieltem Punkt ausgeben, bei Benfica waren es 0,7 und bei Besiktas  waren es 0,8 Millionen Euro.  Die übrigen Vereine (außer Leicester ohne Angabe) mussten deutlich mehr für jeden errungenen Punkt aufwenden: Juventus 2,4 Millionen Euro, Paris 3,0, Bayern 3,1 und Barcelona sogar 4,1 Millionen Euro.

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