DEL und SpielerStreit über den verlangten Gehaltsverzicht

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Die Profis der Kölner Haie

Köln – Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) hat am Montag eine kurze Mitteilung veröffentlicht. Alle 14 Vereine hätten ihre Unterlagen für Lizenzierungsverfahren für die Saison 2020/21 zum Stichtag 24. Mai eingereicht, hieß es. Als potenzieller Nachrücker stünden die Löwen Frankfurt bereit. Es fehlte jedoch ein wichtiger Hinweis: Viele Vereine werden ein Papier nachreichen müssen, das die Liga in diesem Jahr wegen der Corona-Krise von ihnen verlangt: Das Einverständnis der Profis, auf 25 Prozent ihrer Bezüge zu verzichten und die Bereitschaftserklärung, in Kurzarbeit zu gehen, falls die Saison nicht wie geplant am 18. September starten sollte.

Müller vermisst Offenheit

Mehr als 75 Prozent ihrer Gehälter sollen den Profis nur dann gezahlt werden, falls ihre Klubs mehr als drei Viertel der Einnahmen der vorigen Saison erreichen. Und das erscheint in der angespannten wirtschaftlichen Lage unwahrscheinlich. Bisher ist nur bekannt, dass die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven ein Gehaltsverzichts-Dokument abgeliefert haben. Und angeblich auch Iserlohn und Wolfsburg.

 Die Mehrheit der Vereine, darunter die Kölner Haie, verhandelt noch mit den Spielern. Es gebe „konstruktive Gespräche“, sagt KEC-Geschäftsführer Philipp Walter, dessen erster Ansprechpartner der Kölner Kapitän Moritz Müller ist, der zusammen mit dem Nürnberger Nationalmannschaftskollegen Patrick Reimer mit der Gründung einer Spielergewerkschaft begonnen hat. „Es geht uns vor allem darum, die Stimmen der Spieler zu vereinen und somit den Klubs während der Coronavirus-Krise zu helfen“, lautet Müllers Botschaft. Die Spieler wollen aber nicht nur helfen, sondern auch mitreden – und vor allem nicht übergangen werden. Das Vorgehen der DEL in dieser Frage erscheint jedoch weder kooperativ noch geschickt.

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Nachdem der DEL-Aufsichtsrat den Entschluss gefasst hatte, von den Vereinen ein einheitliches Vorgehen in der Gehälterfrage zu verlangen und sogar zur Lizenzauflage zu machen, informierte die Liga zwar einige Spielerberater darüber. Mit den Profis selbst sprach dagegen zunächst kein DEL-Vertreter, sie erfuhren davon erstmals offiziell Anfang Mai aus einem Artikel im Fachmagazin „Eishockey News“, in dem DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke seine Ideen vorstellte; und zwar in einer kategorischen Art. „Es sollte im Interesse des Spielers sein, dass es seinen Klub im Herbst überhaupt noch gibt“, ließ Tripcke wissen.

Spieler wittern Erpressung

In der neuen Ausgabe des Fachmagazins spricht Tripcke nun von „wirtschaftlichen Zwängen“, die kein anderes Vorgehen zuließen. Nach dem Motto: Ein Profi, der nicht sofort zustimmt, gefährdet die Zukunft seines Klubs. Verständlicherweise fühlen sich viele Spieler dadurch erpresst.

Müller vermisst grundsätzlich „Offenheit“ im Umgang mit den Profis. Aus seiner Sicht wäre es „sinnvoll gewesen“, die Lizenzierung um vier Wochen nach hinten zu verschieben, um Lösungen zu finden „Eine pauschale Lösung ist aus meiner Sicht nicht möglich, dafür sind die Probleme der Vereine zu unterschiedlich.“ Müller erklärte weiter: „Uns ist auch  wichtig, dass wir nicht unter Zeitdruck zu etwas gedrängt werden, ohne einen Gegenvorschlag einbringen zu können.“

Wie die Liga in dieser Frage weiter vorgehen will, war am Montag nicht zu erfahren. Man prüfe erst einmal die Lizenzierungsunterlagen, hieß es nur.

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