Haie-Kapitän Müller„Mich nervt, dass man schnell in eine Schublade gesteckt wird“

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Haie-Kapitän Moritz Müller

  • Die DEL will ihre Saison am 13. November beginnen. Moritz Müller, Kapitän der Kölner Haie, ist froh, dass nun endlich ein Termin feststeht.
  • Im Interview spricht der Eishockey-Profi über seine Sommervorbereitung in der Corona-Krise.
  • Müller kritisiert die Art und Weise der Diskussion um die Maßnahmen gegen das Virus – es sei „ja fast schon eine Glaubensfrage“.

Köln – Herr Müller, es ist fast Mitte August. Normalerweise wären Sie mit den Kölner Haien seit Anfang des Monats im Trainingslager zur Saisonvorbereitung. Doch der DEL-Saisonstart ist wegen Corona auf den 13. November verschoben worden. Wie sieht Ihr Alltag als Eishockey-Profi momentan aus?

Im Grunde hat sich nicht viel geändert. Es ist bis jetzt einfach ein normaler Sommer, der verlängert wurde. Ich halte mich allein fit und trainiere auch auf dem Eis mit ein paar Jungs, die hier sind. Aber natürlich hängen wir alle ein bisschen in der Luft.

Sind Sie optimistisch, dass es im November wirklich losgeht – vor vollen Rängen?

Ich finde es gut, dass sich die DEL in der letzten Woche festgelegt hat auf den Start am 13. November. Denn wir brauchen ein Datum, auf das wir hinarbeiten können. Wir brauchen das Gefühl, dass es weitergeht. Das ist unglaublich wichtig, nicht nur für uns Spieler, sondern auch für die Fans. Und wir hoffen, dass es dann auch wirklich stattfindet.

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Es wird davon abhängen, ob Spiele mit Zuschauern erlaubt werden, da die DEL-Klubs sich Geisterspiele nicht leisten können. Wie ist Ihr Gefühl?

Ich sehe es so: Es gibt das Virus, und es ist auch gefährlich. Es ist da, man kann es nicht wegdiskutieren. Wir haben alle in den letzten Monaten schon viel dazu gelernt und müssen jetzt Wege finden, mit diesem Virus weiterzuleben, ohne uns verrückt zu machen. Mit Vorsicht, aber ohne Panik und Angst. Denn wir können uns nicht für immer einschließen und nichts mehr tun. Nicht nur wir als Sportler, sondern alle Menschen.

Die Haie arbeiten mit der Lanxess-Arena an einem Konzept für Eishockey-Spiele, das bald dem Kölner Gesundheitsamt präsentiert werden soll.

Ja, ich denke, wir sind da auf einem guten Weg. Es geht darum, nach vorne zu schauen und mit Mut und Zuversicht Lösungen zu erarbeiten. Wir müssen lernen, damit umzugehen und uns da heranzutasten. Die Diskussion um die Maßnahmen sind ja fast schon Glaubensfragen. Mich nervt, dass man schnell in eine Schublade gesteckt wird, wenn man kritische Fragen stellt, sich mit einigen Antworten nicht zufriedengibt oder um den Erhalt seines Arbeitsplatzes und seiner Branche kämpft. Ich glaube, wir haben es in Deutschland ganz gut im Griff und können es schaffen, bald wieder ein einigermaßen normales Leben zu führen. Denn auf Dauer ist das alles doch kein Zustand. Wir wollen unbedingt Eishockey spielen, und die Fans wollen in die Hallen kommen und Eishockey sehen. Deshalb müssen wir jetzt Wege finden, das möglich zu machen. Und dabei natürlich alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen beachten. Und es geht beileibe nicht nur um Eishockey. Es geht um den Sport im Allgemeinen, um Konzerte, Kultur, Gastronomie. Es geht am Ende auch um die Frage, was wollen wir für diese Gesellschaft erhalten.

Die Haie testen Spieler, die in Deutz trainieren, wenn sie Köln verlassen haben,  auf das Virus. Es gab zwei positive Tests. Sind die Spieler krank?

Nein, sie sind nicht krank geworden, aber sie sind natürlich in Quarantäne gegangen. Die Haie sind, wie man sieht, sehr vorsichtig.

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