KEC-Profi Marcel Müller„Ohne Zuschauer geht es im Eishockey nicht“

Lesezeit 4 Minuten
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Marcel Müller

  • Marcel Müller ist Stürmer der Kölner Haie, seit 2018 steht der 31-Jährige beim KEC unter Vertrag. Zuvor hatte der gebürtige Berliner bereits von 2007 bis 2010 und 2013 bis 2014 für die Haie gestürmt.
  • Im Interview spricht Müller über die lange Eishockey-Zwangspause der Kölner Haie.
  • Er glaubt nicht, dass es im Eishockey Geisterspiele geben wird.

Köln – Herr Müller, seit dem 8. März ist die Eishockey-Saison bereits beendet. Wie verbringen Sie die diesmal sehr lange Pause?

Gut zwei Wochen habe ich erst einmal wenig bis gar nichts gemacht, um zu entspannen, damit sich das Knie erholt (nach einer schweren OP wegen eines Knorpelschadens gab Müller im Oktober 2019 sein Comeback, d. Red.). Dann habe ich wieder angefangen zu trainieren, wegen der Corona-Krise zu Hause. Ich halte mich bestmöglich fit.

Wie geht es Ihrem Knie?

Sehr gut, ich bin sehr, sehr zufrieden. Ich hatte ein bisschen Respekt vor dem Sommertraining, weil es noch einmal eine andere Belastung ist – mit Laufen, Springen und allem, was dazu gehört. Bisher habe ich keine Probleme und trainiere sehr intensiv das betreffende linke Bein, damit wieder Power hineinkommt. Es ist mein großes Ziel, die Muskeln wieder vollständig aufzubauen und die Explosivität wieder zu bekommen.

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Wie sieht Ihr Training aus?

Wir haben uns ein paar Gewichte aus dem Kraftraum in der Kölnarena 2 nach Hause geholt, ich hatte auch noch ein paar Sachen da, Medizinbälle und so was. Ich gehe auch viel Rennradfahren. Mit dem Moritz Müller bin ich einmal zusammengefahren, einmal mit dem Freddy Tiffels. Zu zweit darf man ja. Größtenteils trainiere ich aber allein. Im Endeffekt ist es bis jetzt kein großer Unterschied zu anderen Sommern, nur, dass man nicht im Fitnessstudio trainiert.

Der Unterschied käme, wenn Sie im Juni nicht wie in anderen Jahren zusammen aufs Eis im Deutzer Trainingszentrum gehen könnten.

In Köln gibt es den Sommer über Eis, es wäre natürlich blöd, wenn dieses Training wegfiele. Aber ich bin optimistisch und hoffe, dass sich die Lage normalisiert, damit wir beim Saisonstart unseren Beruf als Eishockey-Profis wieder normal ausüben und die Leute zu den Spielen kommen können. Ohne Zuschauer geht es im Eishockey nicht, Geisterspiele wird es, glaube ich, nicht geben. Man müsste eher einen Weg finden, dass die Saison verspätet startet. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Sie stimmt ungefähr mit der von DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke überein, der ebenfalls Geisterspiele im Eishockey ausschließt, denn das können sich die Vereine finanziell nicht leisten.

Es ist sehr bitter, dass die Playoffs 2020 ganz ausgefallen sind. Es hätte uns aber, glaube ich, noch viel schlimmer getroffen, wenn die Krise im November gekommen wäre, das wäre für unseren Sport in Deutschland sehr gefährlich geworden. Denn wir leben ja vor allem von den Zuschauern.

Die Haie haben sich nicht für die Playoffs qualifiziert, die dann schließlich gecancelt wurden. Man könnte sagen: Sie haben sich ein gutes Jahr für das Versagen ausgesucht, oder?

Im Spaß kann man das so sagen, klar. Im Endeffekt war es aber eine sehr enttäuschende Saison für uns alle.

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Marcel Müller

War die Saison für Sie nicht trotzdem ein Schritt nach vorn, weil nach Ihrer OP im Sommer 2018 nicht klar war, ob Sie überhaupt wieder Eishockey würden spielen können?

Ja, das stimmt. Ich bin sehr froh und glücklich, dass ich wieder spielen durfte nach der Pause von 17 Monaten. Und dass ich offenbar die Verantwortlichen soweit von mir überzeugt habe, dass ich mich für einen neuen Vertrag anbieten konnte. Das war so nicht zu erwarten. Als wir dann diese Serie von 17 Niederlagen hatten, da war dann wohl niemand mehr auf dem Niveau, auf der er sein kann. Das war sportlich für uns alle eine sehr schlimme Phase. Aber auch daraus lernt man.

Am Rosenmontag wurde Uwe Krupp nach der Entlassung von Mike Stewart Haie-Trainer, und es wurde besser. Wie kommen Sie mit Krupp aus?

Sehr gut, ich hatte ihn ja schon in der Nationalmannschaft und von 2013 bis 2014 in Köln. Man hat gemerkt, dass er sich als Trainer mit dem Spiel weiterentwickelt hat. Es ist ein anderer Uwe Krupp als früher. Aber das ist klar, es sind einige Jahre vergangen. Auch die Spieler entwickeln sich weiter, werden älter und erfahrener, und das Eishockey ändert sich. Ich freue mich sehr auf die nächste Saison mit ihm und bin sehr guter Dinge. Ich finde, dass wir uns schon sehr gut verstärkt haben mit James Sheppard und Maury Edwards. Wir werden eine gute Mannschaft zusammenbringen und viel mehr Erfolg haben als letztes Jahr.

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