KEC-Trainer Krupp„Man kann jetzt erwarten, dass die DEL tätig wird“

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KEC-Trainer Uwe Krupp

  • Nach wie vor ist unklar, wann die neue DEL-Saison startet und ob Zuschauer zugelassen sein werden.
  • Uwe Krupp, Trainer der Kölner Haie, drängt die Liga, zu einer Entscheidung zu kommen.
  • Im Interview spricht er über die Lage seiner Spieler, Neuzugänge und den Restart der NHL.

Köln – Herr Krupp, Sie befinden sich mit den Kölner Haien aufgrund der Coronavirus-Krise seit Monaten in einem Schwebezustand, da nicht klar ist, ob und wann die DEL-Saison 2020/21 startet. Erst hieß es 18. September, dann Anfang November, nun vielleicht 14. November. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Im Tagesablauf ändert sich nichts. Wir sind weiterhin in Kurzarbeit. Die Spieler trainieren nach unseren Vorgaben. Man muss ihnen ein Kompliment machen: Sie machen es gut. Für sie bedeutet es ja auch eine gewisse Unsicherheit. Insgesamt fehlt dir ohne fixen Saisonstart ein bisschen der Fokus, das Ziel, auf das du hinarbeiten kannst. Jeder ist angesprochen, damit gut umzugehen und professionell zu bleiben. Alle Spieler machen einen guten Eindruck, und wenn sie mich sehen, schauen sie mich mit großen Fragezeichen an. Aber ich weiß auch nicht, wann es losgeht.

Wie oft gehen sie mit den Spielern aufs Eis?

Im Moment gar nicht. Es gibt viele planerische Sachen, um die ich mich kümmern muss. Ich überlasse das komplett Thomas Brandl (Haie-Assistenztrainer, d. Red.).

In den letzten Wochen sind zwei Spieler positiv auf Corona getestet worden, beide sind nicht krank. Was bedeutet das für den Trainingsablauf?

Wir haben den ganzen Sommer über 16 bis 20 Spieler in unseren Trainingseinheiten. In dem Umfang haben wir Abläufe und freiwillige Covid-Tests in Zusammenarbeit mit unserem Kölner Gesundheitsamt etabliert, die unsere Spieler schützen und ihnen Sicherheit geben. Wir halten uns an diese Vorgaben und sind damit auf der sicheren Seite.

Zur Person

Uwe Krupp (55), geboren in Köln, ist seit Februar 2020 Trainer der Haie und hat einen Vertrag bis 2022. Schon von 2011 bis 2014 hatte Krupp den KEC gecoacht, wurde dabei zweimal Vizemeister. Der frühere Verteidiger absolvierte 810 NHL-Einsätze, gewann 1996 mit Colorado als erster Deutscher den Stanley Cup, 2002 holte Krupp den Titel mit Detroit. Mit Köln zweimal Deutscher Meister (1984 und 1986). (ksta)

Was ist mit den nordamerikanischen Spielern? Gibt es bereits einen Plan, wann und wie sie nach Köln zurückkehren werden?

Für sie ist die Situation gar nicht leicht, weil sie in Nordamerika ziemlich auf sich allein gestellt sind. Ich telefoniere sehr oft mit ihnen, um sie über alles, was hier passiert, auf dem Laufenden zu halten. Unser Trainingslager beginnt ungefähr sechs Wochen vor dem Saisonstart. Aber wir planen, sie früher hier zusammen zu bringen, im Idealfall Anfang September, damit wir mehr Zeit haben. Für die konditionelle Arbeit, aber einfach auch, um mehr Zeit mit den Jungs zu haben.

Wissen Sie schon, ob die Nordamerikaner nach der Rückkehr eine Corona-Quarantäne absitzen müssen?

Es gibt noch nichts Eindeutiges. Wahrscheinlich wird es reichen, insofern sie einen gültigen Arbeitsvertrag haben, dass sie einen negativen Corona-Test in der Tasche haben, der nicht älter als 48 Stunden ist. Und dann noch hier einen Test machen, wenn sie ankommen.

Den Haien fehlen noch ein paar neue Spieler für die neue Saison. Wann werden Sie die Verpflichtungen bekannt geben?

Dazu kann ich nicht viel sagen. Wir könnten mit dem Kader so, wie er jetzt ist, theoretisch schon spielen. Natürlich schauen wir uns um, wir warten aber erst einmal ab, ob wir definitiv einen Saisonstart haben werden.

 Sie haben also Verstärkungen im Visier, können aber erst mit den betreffenden Spielern Verträge abschließen, wenn Planungssicherheit da ist?

Ja. Wir werden erst den nächsten Schritt machen, wenn wir wissen, dass auch die Liga ihn macht. Genaue Informationen haben wir nicht, nächste Woche gibt es wieder einen Conference Call. Es zieht sich alles von Woche zu Woche dahin.

Sie wünschen sich, dass Bewegung in die Sache kommt?

Langsam werden alle ungeduldig. Der DEB hat eine Task Force, die sich mit dem Corona-Thema befasst. Die Mannschaften stellen ihre Gesundheitskonzepte auf, wir arbeiten mit der Lanxess-Arena einen Plan aus, wie Eishockeyspiele unter den gegebenen Bedingungen mit Zuschauern stattfinden können. Man kann jetzt erwarten, dass die Liga tätig wird und uns bestätigt, dass wir spielen und einen Spielplan herausgibt. Vorher können wir nicht über Neu-Verpflichtungen sprechen.

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Sie benötigen noch einen Torwart, mindestens zwei Stürmer und vielleicht ein Verteidiger. Ist das richtig?

Wir schauen uns um. Ich gehe aber davon aus, dass nicht alle Positionen von Profis, die gegangen sind, mit ausländischen Neuzugängen nachbesetzen werden. Wir treffen die notwendigen Maßnahmen, um eine gute Mannschaft zu haben und werden ein paar Spieler aus dem eigenen Nachwuchs einbauen. Es passt in die Situation und auch in das Konzept der Kölner Haie. Und damit bleibt uns etwas Handlungsfreiheit, wenn  gespielt wird.

Wenn gespielt wird, alles gut läuft und die Einnahmen stimmen, können Sie über weitere Transfers nachdenken?

Wenn es einen Saisonstart gibt, werden wir sehen, wo wir stehen und dann den Umständen entsprechend agieren. Der Markt besteht, und die Spielervermittler bieten auch in einer Pandemie täglich ihre Klienten an.

Am Samstag startet nach mehr als viermonatiger Corona-Unterbrechung das Endrunden-Turnier der nordamerikanischen Eliteliga NHL, in der Sie lange gespielt haben. Wird das Bewegung in die Eishockey-Welt bringen?

Ich glaube schon. Sie gehen zwar ohne Zuschauer, aber mit mehr Aufwand als je zuvor in die Sache. Ich habe gelesen, dass es zwölf Kameras mehr gibt als sonst. Ich stehe der Sache positiv gegenüber. Wenn die NHL anfängt zu spielen, dann ist das ein gutes Zeichen für die gesamte Eishockey-Welt.

Der Kölner Stürmer Leon Draisaitl tritt in der Qualifikationsrunde zu den Playoffs mit Edmonton gegen Chicago an. Wie sehen Sie das Duell?

Chicago wird gut sein. Ich glaube nicht, dass es eine eindeutige Sache für Edmonton wird. Es geht darum, einen guten Start zu erwischen, zumal in der Qualifikation nur „Best of 5“ gespielt wird.

Leon Draisaitl ist bereits Topscorer der Hauptrunde der NHL. Was trauen Sie ihm noch zu?

Ich beobachte ihn als Trainer mit Interesse, nicht nur, weil ich ihn kenne und er ein deutscher Spieler ist, sondern auch, weil ich seine Entwicklung als Spieler unabhängig von seinen besonderen Scoring-Fähigkeiten verfolge. Man muss bewundern, wie er dieses Jahr gespielt hat. Für Edmonton hängt viel davon ab, wie lange Leon brauchen wird, um in Fahrt zu kommen. Playoffs fordern die Spieler auf verschiedene Weisen, und Offensive ist ein großer Teil, aber es geht auch darum, als Team zu lernen  wie man Spiele und eine Serie gewinnt. Sollte Edmonton sich durchsetzen, dann werden wir alle Augenzeugen werden, wie Leon als Spieler in anderen Bereichen vorangehen und Akzente setzen wird.

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