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Kommentar zur Haie-KriseEine funktionierende Marke ohne sportlichen Erfolg

Lesezeit 2 Minuten
KEC Jubel

Die Marke Kölner Haie funktioniert - anscheinend auch ohne sportlichen Erfolg.

Köln – Wer Spaß an einem Spiel der Kölner Haie in der Lanxess-Arena haben will, darf auf keinen Fall lärmempfindlich sein. Ein Eishockey-Zuschauer muss es zum Beispiel aushalten können, dass in so gut wie jeder Spielunterbrechung Werbung durch die Lautsprecher dröhnt. Für Versicherungen, ein Wellness-Bad, für Restaurants – es wird immer mehr und ist schlimmer als im Supermarkt. Zwischendurch wird das Publikum mit T-Shirts eines Sponsors beschossen.

Und im letzten Drittel tanzt, egal wie die Partie steht, unabhängig davon, ob die Profis eventuell in ihrer Konzentration gestört werden könnten, das Haie-Maskottchen Sharky auf dem Eis. Die Kinder lieben das, und sie sind schließlich die zahlenden Kunden von morgen.

Die Marke Kölner Haie ist stark

Das ganze nennt sich Eishockey-Event, es ist vorn bis hinten durchvermarktet und offenbar finanziell erfolgreich. Der neue Haie-Geschäftsführer Oliver Müller war jedenfalls, schon bevor die DEL-Saison überhaupt losgegangen war, mit den Erlösen sehr zufrieden. Die Marke Kölner Haie sei stark und unverwechselbar, sagte er. Doch wofür steht diese Marke aktuell?

Die Haie-Mannschaft hat zwar einen der kostspieligsten Kader der Klubgeschichte. Das Niveau der jüngsten Heimspiele war dennoch so schlecht, dass es selbst in der Event-Arena Pfiffe zu hören waren. Es gibt einige KEC-Profis, die nicht können, wie sie wollen. Andere, die sich hängen lassen. Wiederum andere, die sich von der Stimmung hinunterziehen lassen. Und es fehlen Führungsspieler mit Mumm, die vorangehen und Probleme offen ansprechen.

Trainer Cory Clouston mag viel von Taktik verstehen, er interessiert sich jedoch kaum für das deutsche Eishockey, für die Befindlichkeiten der Spieler. Er sieht sich selbst als Fachmann und Guru, der sich nicht um alles zu kümmern hat – und wirkt dabei borniert bis arrogant. Sein Sportdirektor Mark Mahon mischt sich nicht ein. Man gewinnt den Eindruck, dass der frühere Trainer der japanischen Nationalmannschaft so glücklich über seinen Job in Köln ist, dass er Konflikte lieber meidet.

Eine teure, aber traurige Mannschaft

So sind die Haie der DEL-Saison 2017/18 eine teure, aber traurige Mannschaft, die weit von ihren eigenen Ansprüchen entfernt ist – und sich nun irgendwie selbst aus dem Ergebnis-Schlamassel ziehen muss, weil die sportlichen Vorgesetzten passiv bleiben.

Anders ausgedrückt: Die Marke Kölner Haie steht zurzeit für viel Lärm um schlechte Spiele. Für eine hohe Investition in den Kader, die sich nicht auszahlt. Und eine Klubführung, die das nicht zu stören scheint, da die Event-Vermarktung trotzdem klappt.

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