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Siebte Niederlage in SerieKölner Haie verzweifeln an der eigenen Sturmschwäche

Lesezeit 3 Minuten
Bopp Haie gegen Nürnberg

Enttäuschte Haie nach dem 2:3 gegen Nürnberg am Freitagabend

Köln – Es war an einem Nachmittag im April 2019, an dem Mike Stewart seinen ersten Termin in Köln absolvierte – und vorfreudig von einer rosigen Eishockey-Zukunft beim KEC sprach. „Schnelles, aggressives Eishockey“ wolle er wie zuvor in Augsburg spielen lassen, sagte der in der DEL heiß umworbene Trainer. Speed, Talent und Charakter sollten die Grundlagen des Erfolgs sein. Im Januar 2020, also knapp neun Monate später, befindet sich Stewart mit seiner Kölner Mannschaft nun in einer Situation, die für den ehrgeizigen Coach ein Alptraum sein muss.

Das 2:3 gegen Augsburg, das die Haie am Freitag vor mehr als 13 000 Zuschauern in der Lanxess-Arena hinnehmen mussten, nachdem sie vorher einen 0:2-Rückstand aufgeholt hatten, war die siebte Niederlage in Serie. Im Jahr 2020 haben die Kölner noch nicht gewonnen und aus fünf Spielen einen Punkt geholt. Realistisch ist inzwischen nur noch die Teilnahme an den Pre-Playoffs (Rang sieben bis zehn im Endklassement). Und selbst die ist in Gefahr, wenn der KEC weiter verliert.

Mike Stewart: „Der Knoten muss platzen“

Speed, Talent, Charakter? Davon war zuletzt nicht viel zu erkennen. Das KEC-Team spielte gegen die Panther mutlos und ohne Glauben an sich selbst. Wieder einmal funktionierte das Powerplay nicht. Anders als beim Gegner, dem bei fünf gegen drei im Schlussdrittel der Siegtreffer gelang.

Da Stewart nichts anderes übrigbleibt, als an bessere Zeiten zu glauben, formulierte er nach der Partie Aufforderungen zum Durchhalten: „Der Knoten muss platzen, das war mein Gespräch mit den Jungs direkt nach dem Spiel“, sagte der 47-jährige Kanadier. „Wir hatten am Anfang der Saison eine holprige Phase und haben einen Weg raus aus dem Loch gefunden. Und ich weiß, wir können es wieder.“ Eine ähnliche These hatte Stewart auch vor der Partie formuliert: Die Stürmer schössen häufig genug aufs Tor, irgendwann gingen die Pucks auch wieder rein. Als Coach muss er so denken, denn Stewart kann nicht im Januar die weiße Fahne hissen und sich freiwillig aus dem Kampf um die Playoff-Ränge verabschieden.

Sturmschwäche beim KEC ist ein chronisches Leiden

Da die Sturmschwäche des KEC kein akutes, sondern ein chronisches Leiden ist und die Haie den drittschlechtesten Angriff aller DEL-Teams haben, bietet sich jedoch eine wahrscheinlichere  These an: Sportdirektor Mark Mahon hat schlecht eingekauft, die Haie-Mannschaft ist offensiv einfach zu schwach besetzt.

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Vor allem im Bereich der ausländischen Profis sind Mahons Transfers nicht überzeugend. So verpflichtete der Deutsch-Kanadier im Sommer keinen Offensivverteidiger mit Schlagschuss-Potenzial, wie es die früheren Haie Shawn Lalonde oder Christian Ehrhoff hatten. Dieses Manko macht sich nun im Haie-Powerplay bemerkbar, das das schwächste der Liga ist. Ein Stürmer wie Colby Genoway erhielt zudem 2018 einen Zweijahres-Vertrag, obwohl er seine besten Tage damals schon erkennbar hinter sich hatte. Mit Jason Akeson verlängerte Mahon 2019 um zwei Jahre, obwohl dessen Torausbeute schon in vergangenen Saison nur mittelmäßig war. Die aktuellen Werte des Kanadiers, der eigentlich ein Torjäger sein soll:  127 Schüsse, sieben Treffer.

Die Hoffnungen der Haie ruhen auf Nationalspieler Marcel Müller, der am Sonntag (17 Uhr) in Nürnberg sein Comeback nach drei Spielen Sperre gibt.

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