Kölner Tennis-StarOscar Otte kämpft nach Knie-OP um schnelles Comeback

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Oscar Otte in Siegerpose

Köln – Auf dem Fahrrad-Ergometer gibt Oscar Otte schon wieder alles. Der Kölner Tennis-Profi hat sich am Mittwoch mit bis zu 400 Watt bis an den Rand der Erschöpfung gequält. Ein ausnahmsweise schönes Gefühl für den 29-Jährigen, der sich von den Folgen einer Arthroskopie im linken Knie erholt. „Es sieht alles ziemlich gut aus, mein Plan ist, bei den US Open wieder auf dem Platz zu stehen“, erklärt der deutsche Aufsteiger dieser Saison im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Zwei Turniere, auf die er sich sehr gefreut hatte, konnte Otte wegen der Verletzung nicht spielen: Hamburg und Kitzbühel. Am Rothenbaum sollte er der deutschen Held sein, doch die Schmerzen wurden zu groß. „Angefangen hat es schon in Miami Ende März, da habe ich zum ersten Mal etwas im Knie gespürt“, sagt Otte. Die Schmerzen waren jedoch beherrschbar und verschwanden bei den Rasenturnieren. Erst nach Wimbledon, als er für seinen aktuellen Klub TC Bredeney auf Asche antrat, geriet der Kölner ins Grübeln. Die Rückmeldungen aus dem Körper waren eindeutig.

„Es ging dann alles sehr schnell“, sagt Otte, der seinen Geburtstag (19. Juli) zum großen Teil beim Kölner Kniespezialisten Dr. Jürgen Höher (Klinik am Ring, Krankenhaus Merheim) verbrachte. Diagnostiziert wurde ein Einriss des Außenmeniskus und eine Zyste. Eine Arthroskopie erfolgte umgehend. Schon am nächsten Tag begann für den Tennis-Profi die Reha.

Oscar Ottes Aufstieg bis auf Platz 36 der Weltrangliste war vorerst gestoppt. „Natürlich war das blöd, für eine Verletzung gibt es keinen guten Zeitpunkt“, sagt der Kölner, der das deutsche Publikum mit seinen spektakulären Halbfinalteilnahmen bei den Turnieren in München, Stuttgart und Halle begeistert hatte. In eine emotionale Krise geriet er nach der OP nicht. „Dazu habe ich dieses Jahr schon zu viel Gutes erlebt und dafür ist das Jahr auch noch zu lang.“

Wenn der Heilungsverlauf weiterhin frei von Rückschlägen bleibt, wird Oscar Otte in etwa zehn Tagen wieder einen Schläger in die Hand nehmen und dann noch zwei Wochen Zeit haben, um sich auf die US Open vorzubereiten. Dort begann vor einem Jahr mit dem Erreichen des Achtelfinales seine Wandlung vom talentierten Profi jenseits der Top 100 zum verlässlichen Punktesammler auf der ATP-Tour. „Mir ist schon wichtig, dass ich zehn bis 14 Tage mit 80 bis 100 Prozent Intensität trainieren kann, bevor ich da antrete“, erklärt Otte, der in Flushing Meadows 180 Weltranglistenpunkte verteidigen muss. Selbst bei einer Erstrundenniederlage würde Otte nicht aus den Top 60 der Welt rutschen. Der Start in der ersten Runde wird mit rund 75 000 Dollar entlohnt.

Oscar Otte wird allerdings nur in New York antreten, wenn die Gefahr eines Rückschlages gering ist. „Ich werde keine neue Verletzung riskieren“, sagt der Kölner, der bereits in der Woche nach den US Open im Davis Cup antreten will. In Hamburg empfängt das deutsche Team zwischen 14. und 18. September Frankreich, Belgien und Australien. Und wenn der verletzte Top-Star Alexander Zverev nicht rechtzeitig fit würde, wäre Otte die deutsche Nummer eins.

In Brasilien hat Otte Anfang März erstmals erlebt, was es bedeutet, Teil des Teams mit dem Adler auf der Brust zu sein. „Das war eine unglaubliche Erfahrung, auch wenn ich nicht gespielt habe“, sagt der Kölner. Nachdem Top-Spieler Zverev mit dem 3:1 den Sieg perfekt gemacht hatte, sollte Otte eigentlich im letzten Match zu seinem Debüt für Deutschland kommen. Aber die Brasilianer waren genervt von der Niederlage und sagten die Partie einfach ab. „Das war nicht nett, aber ich werde die nächste Chance bekommen“, meint Oscar Otte. Wenn alles gut geht schon in Hamburg.

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