Kommentar zu Pete JulianZwielichtige Projekte und fragwürdige Methoden

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Gina Lückenkemper wechselt in die USA zu dem umstrittenen Trainer Lance Brauman

  • Gina Lückenkemper wechselt in die USA
  • Neuer Trainer Lance Brauman mit Dopingvergangenheit
  • Training auf Weltklasse-Niveau ist in Deutschland momentan nicht möglich

Köln – Die meisten deutschen Sportler haben ein Problem – sie sind keine Fußballer.  170 Millionen Euro Sportförderung zahlt die Bundesregierung 2019 insgesamt. Zum Vergleich: Der 1. FC Köln hatte in der Zweitligasaison 2018/2019 einen Jahresumsatz von knapp 115 Millionen Euro.

Um trotzdem mit der Weltspitze mithalten zu können, gehen immer mehr Sportler dahin, wo genug finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Auch die deutsche Vorzeigesprinterin Gina Lückenkemper gab diese Woche ihren Wechsel in die USA zu Trainer Lance Brauman bekannt und geht damit denselben Weg, wie Konstanze Klosterhalfen, die 2018 zum inzwischen aufgelösten Nike Oregon Project (NOP) wechselte. Hinter den Trainingsgruppen stecken die beiden  Sportartikelhersteller Nike und Adidas, die in den Top-Athleten riesige Vermarktungsmöglichkeiten sehen. Da es hierbei um viel Geld geht, werden Trainer geholt, die bereits bewiesen haben, dass sie Sportler zu Erfolgen führen können, wenn auch mit allen Mitteln und um jeden Preis. Die US-Leichtathletin Mary Cain  berichtete diese Woche von den unmenschlichen Trainingsmethoden von Klosterhalfens Trainer Pete Julian während ihrer Zeit beim NOP und Lückenkempers neuer Trainer Lance Brauman coachte bereits den mehrfachen Dopingsünder Tyson Gay zu drei Weltmeistertiteln.

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Lückenkemper und Klosterhalfen müssen sich deshalb vorwerfen lassen, moralische Werte dem Erfolg unterzuordnen. Die beiden 22-Jährigen begeben sich bewusst in eine Grauzone, in der fragliche Trainingsmethoden und Doping-Verdächtigungen an der Tagesordnung sind. Nicht vorwerfen kann man den beiden Topathletinnen jedoch, dass sie zum Erreichen ihrer Ziele Wege außerhalb der Nationalverbände suchen. Das öffentliche Interesse an Sportarten, die nicht Fußball sind, ist in Deutschland so gering, dass Trainingsarbeit auf Spitzenniveau mit der zur Verfügung stehenden Förderung nicht möglich ist. Um in Zukunft Talente von zwielichtigen Projekten mit fraglichen Methoden fernzuhalten, braucht es deshalb wieder mehr Anerkennung für die harte Arbeit deutscher Spitzenathleten, die nicht vom Milliardengeschäft Fußball profitieren.

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