„Cologne Open“Das große Tennis soll nach Köln zurückkehren

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Ausriss aus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, Ausgabe 24./25. Oktober 1981

  • Bereits im nächsten Jahr soll Köln auf der Tennis-Landkarte zurück sein
  • Die Vision ist ein Grand-Prix-Turnier mit kölschem Flair
  • Boris Beckers große Karriere begann in der ehemaligen Kölner Sporthalle

Köln – Es war am 23. Oktober 1983. Ein 15-jähriger Tennisspieler namens Boris Becker trat in der Kölner Sporthalle, die es längst nicht mehr gibt, zu seinem ersten Profi-Match an. Der Gegner hieß Sandy Meyer, ein gestandener Top-Ten-Spieler aus den USA. Becker gewann den ersten Satz zum Erstaunen von Fachmännern und Laien 6:3, bevor ihm die Kraft ausging und er  in drei Sätzen verlor. Im Gespräch mit der neugierig gewordenen Presse präsentierte er stolz  360 Mark in Scheinen,  die erste Prämie seiner großen Laufbahn.  Und er erklärte allen, dass  es sein Ziel  sei, Wimbledon zu gewinnen. Keine zwei Jahre später hatte er es erreicht.

Boris Becker gewann sein erstes Geld in Köln

Diese Anekdote ist ebenso Teil der Kölner Tennis-Geschichte, wie es 1981 der   Auftritt des großen Ivan Lendl als Top-Act des „Cologne-Cup“ gewesen war, das der  Tennis-Manager Jochen Grosse immerhin zehn Jahre am Leben erhielt, bevor der Standort das Rennen gegen Städte verlor, die höhere Gagen zahlten. Und der Versuch des damals aufstrebenden Sport-Managers Michael Mronz, Köln mit einem Sandplatzturnier wieder Weltklassetennis zu bescheren, scheiterte 1992 mit einem Sandplatzturnier im September, das bereits nach seiner ersten Ausgabe wieder begraben wurde. Seitdem ist Köln ein weißer Fleck auf der Tennis-Landkarte.  

Oliver Müller (41), ehemaliger Geschäftsführer der Kölner Haie, arbeitet jedoch daran, dass sich das ändert. Seit Jahresbeginn verfolgt er den Plan, ein ordentliches Turnier unter dem Dach des Weltverbandes ATP  zu organisieren: die „Cologne Open“. Mittlerweile sind die Dinge so weit gediehen, dass er sagen kann: „Die schwierigsten Hausaufgaben sind erledigt. Ich denke, wir können  bis Ende Juni Vollzug melden, dass in Köln ein Challenger-Turnier stattfinden wird.“ Die Challenger-Serie ist nach der Grand-Prix-Serie des Welttennis  die Zweite Liga, Müller bezeichnet sie lieber als „Europa League hinter der Champions League“.

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Gewiss ist bisher Folgendes: Als Termin hat die ATP den Kölnern die erste Woche der French Open 2020 (23. - 31. Mai) angeboten. Das hieße: Spieler, die sich nicht für das größte Sandplatzturnier der Welt qualifiziert haben, könnten in Köln um Preisgeld und Weltranglistepunkte kämpfen. Müller jedoch favorisiert als Termin für sein Turnier die zweite Woche von Roland Garros. Damit bestünde die Chance, frühzeitig ausgeschiedene Profis aus den Top 100 der Weltrangliste nach Köln zu holen. „Darum werde ich bis zuletzt kämpfen“, sagt der Geschäftsmann, der den Einstieg ins Tennis-Geschäft allerdings nur als ersten Schritt in einem größeren Plan sieht: Die Vision ist ein Grand-Prix-Turnier auf dem aktuell vom nächsten Grand-Slam-Turnier bestimmten Belag mit großen Namen.

Die Idee vom "Kölschen Tennis-Tainement"

„Kölsches Tennis-Tainment“, nennt Müller seine Idee, die ihm im November 2018 als Gast der ATP-WM in London kam, die der deutsche Jung-Star Alexander Zverev überraschend gewonnen hat. Rheinische Lebensfreude soll mit dem Reiz der Metropole und dem Weltsport Tennis zu etwas Großem werden. So die Idee des Badeners Müller, der einst in Karlsruher die Agentur „msc sports“ gegründet und aufgebaut hatte.

Vor dem Endpunkt der Vision steht jedoch harte Aufbauarbeit, die damit beginnt, den geeigneten Ort für die Erstaustragung zu finden. „Wir stehen kurz vor der Unterschrift, mehr kann ich dazu nicht sagen“, erklärt Müller. Sicher ist nach Informationen dieser Zeitung allerdings, dass es sich nicht im die Anlage des Kölner Top-Klubs Rot-Weiss handeln wird. Müllers Planungen sind  bis ins Detail gediehen. Es soll ein Shuttle-Service für  Profis zwischen Paris und Köln eingerichtet werden. Die Zuschauerkapazität soll 3000 betragen. Untergrund soll ein schneller Sand-Belag sein. 24 Boxen für Exklusiv-Gäste sollen den Center Court säumen, 300 VIP-Plätze  eingerichtet werden.

Nachdem der Standort Köln etabliert wäre,  würde er sich um Größeres bewerben. Allerdings sind alle Termine  für Grand-Prix-Turniere vergeben. „Wir schauen dann natürlich, wenn eine Lizenz frei wird, und dann wollen wir da sein, wir wollen über das Challenger ein World-Tour-Event nach Köln bekommen“, sagt Müller, der seit Januar nach eigenen Angaben „75 bis 80 Stunden die Woche“ dafür arbeitet, dass sein Plan  von der Rückkehr des großen Tennis’ nach Köln wahr wird.

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