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Kölner OlympiasiegerinBritta Heidemann: „Da blutet mir das Sportlerherz“

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Heidemann

Britta Heidemann im Oktober auf einer Veranstaltung in Köln

Köln – Längere Zeit hat man wenig von Britta Heidemann gehört, und das hat einen Grund: Die Fecht-Olympiasiegerin ist zum ersten Mal Mutter geworden, ihr Sohn kam im Oktober zur Welt. „Der Kleine hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt“, sagte die 38-Jährige im Sport-Podcast „Einwurf“. „Aber ich muss sagen: Jeder Tag, jeder Morgen, wenn ich aufwache, und er mich anlächelt, ist Gold wert. Corona lässt einen ja eh nur zu Hause sitzen, und ich habe jetzt eine Vollzeitbeschäftigung, die mich Corona auch zeitweise vergessen lässt.“

Blick auf die Spiele in Tokio

Heidemann, die Ihre aktive Laufbahn vor drei Jahren beendet hat, verfolgt aber weiter das aktuelle Geschehen im Sport, denn schließlich ist die Kölnerin Mitglied der Athleten-Kommission des IOC, Präsidiumsmitglied des DOSB und auch Kuratoriums-Mitglied der Stiftung der Deutschen Fußball-Liga. Olympia steht in diesem Jahr im Fokus, denn vom 23. Juli bis 8. August sollen die Sommerspiele in Tokio stattfinden, die im vergangenen Jahr wegen Corona verschoben worden sind.

Glaubt Heidemann, dass die Spiele tatsächlich wie geplant über die Bühne gehen können? „Zum Thema Corona eine persönliche Einschätzung abzugeben, finde ich unheimlich schwierig, weil wir alle zu wenig Experten sind“, erklärte sie. „Ob im März oder April die Schranken wieder geöffnet sind, zum Reisen, zum normalen Umgang miteinander. Das ist wirklich höchst spekulativ.“ Sie möchte die Frage andersherum beantworten: „Wenn eine Organisation es schafft, nicht zum Virus-Herd zu werden trotz vieler Menschen auf einem Fleck, dann sind es das IOC und die höchstwertigen Experten, die ein Jahr lang daran gearbeitet haben, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. “

Doch natürlich hänge es nicht allein von der Organisation ab: „Ob es überhaupt möglich sein wird, dass Reisefreiheit weltweit besteht – davon ist es abhängig. Wenn das nicht der Fall ist, dann wird es auch keine Olympischen Spiele geben. Wenn es der Fall ist, wird es sie in irgendeiner Form geben“, sagte Heidemann – und fügte hinzu: „Wenn ich noch Athletin wäre, würde ich hoffen, dass etwas stattfindet.“ Es sei auch legitim, sich Olympische Spiele in diesem Jahr zu wünschen – denn: „Ob es nun der Frisör ist, der Sportler oder die Mutter, die ihre Kinder wieder in den Kindergarten schicken will - man kann dem Einzelnen nicht verübeln, dass er einfach hofft, dass er seine Interessen irgendwann wieder ausleben und umsetzen kann.“

„Athleten dürfen meckern“

Heidemann sucht als IOC-Repräsentantin Gespräche mit betroffenen Sportlern. „Der Athlet schränkt sich genauso ein wie ein Unternehmer. Das akzeptieren auch alle. Trotzdem dürfen sie über ihre Situation meckern.“ Das Tragische für den ein oder anderen Sportler sei, „dass er womöglich in der Höchstform seines Lebens ist – und das nicht ausspielen kann. Da blutet mir das Sportlerherz“, stellte sie fest.

Prinzipiell müssten Wege gefunden werden, Sportanlagen in „einem gewissen Rahmen“ bald wieder zu öffnen, nicht nur Leistungs-, sondern besonders auch für den Breitensport. „Da geht es um Gesundheit und mentale Auswirkungen für Jugendliche, aber auch für Ältere.“ Ein Beispiel sei ihre Mutter, sie habe einen Schlaganfall erlitten, da sie nicht mehr schwimmen gehen konnte, aufgrund ihres Alters könne sie keinen anderen Sport mehr machen. „Es ist ja kein Einzelfall, es sind wahrscheinlich zigtausend, die durch das Wegfallen von Sportmöglichkeiten gesundheitlich geschädigt worden sind.“

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