Kommentar zur EntlassungGislason muss den deutschen Handball nach Tokio bringen

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Alfred Gislason

  • Der DHB hat sich keine zwei Wochen nach der EM von Bundestrainer Christian Prokop getrennt.
  • Die Angst vor dem Verpassen von Olympia steht hinter dem Bundestrainer-Tausch.
  • Fehlende Emotionalität hat den Analytiker Christian Prokop den Job gekostet. Ein Kommentar.

Köln – Bei großen Handball-Turnieren sitzen die Fernsehzuschauer in den Auszeiten mitten im Zentrum der deutschen Mannschaft. Zu vernehmen war dort zuletzt die sehr ruhige, sachliche und unaufgeregte Ansprache des Bundestrainers Christian Prokop. Was sich auch zu einem Vorwurf entwickelte: zu emotionslos, keine Intuition, zu wenig anfeuernd und motivierend. Das ist Prokop letztlich zum Verhängnis geworden. Denn ein Trainer mag taktisch so gut sein, wie er will – wenn er nicht die passende, auf Spielsituationen exakt eingehende Sprache der Spieler findet, wird er sie in einer heißen Phase des Matchs auch nicht erreichen.

Insofern überrascht Prokops Entlassung nicht, zumal er seit seinem Amtsantritt 2017 neben einer trophäenlosen Ausbeute mit skurrilen Personalentscheidungen auffiel und eine gewisse Antizipation von Stresssituationen auf dem Parkett genauso vermissen ließ wie eine adäquate Reaktion darauf. Das alles wird den Verantwortlichen des Deutschen Handball-Bundes vor der wegweisenden Olympia-Qualifikation im April – womöglich auf Druck der Liga – zu heikel geworden sein. Denn ein Verpassen des Turniers in Tokio im Sommer wäre ein verhängnisvoller Rückschlag für eine Sportart, die sich als Sportart Nummer zwei in Deutschland hinter dem Fußball etablieren will.

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Von Prokops erfolgreichem Nachfolger Alfred Gislason aus Island weiß man, dass er – anders als Prokop – enge Spiele erfolgreich coachen kann; dass er seine Akteure auch mal anblafft, wenn es nötig ist; und dass er seine Schlüsselspieler nicht verunsichert, sondern stärkt.

Es sind dies genau die Maßnahmen, die nötig sind, um ein Team aufzubauen. Und es zu den Olympischen Spielen zu führen.

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