KommentarDer vorhersehbare Skandal: Scheich-Klub Manchester City wird begnadigt

Lesezeit 2 Minuten
AFP_1V39FQ

Manchester City im Mai 2019 nach dem Gewinn der englischen Meisterschaft. Trainer Pep Guardiola stemmt den Pokal in die Höhe.

  • Das Urteil des Sportgerichtshofs passt zu allem, was man über den Weltfußball weiß.
  • Nur ein Europapokal-Ausschluss hätte die Besitzer wirklich getroffen.
  • Der Gedanke an ein finanzielles Fairplay in der Welt von Investoren scheint naiv.

Köln – Leider war vorherzusehen, was der internationale Sportgerichtshof CAS am Freitag morgen verkünden würde: Der Europapokal-Bann gegen Manchester City wird zurückgenommen.

Die Vorwürfe gegen den englischen Traditionsklub, der zu 86,21 Prozent der „Abu Dhabi United Group Investment & Development Limited“ und zu 13,79 Prozent der „China Media Capital Football Holdings Limited“ gehört, haben für einen Europapokal-Bann nicht ausgereicht. Gegen eine Zahlung von zehn Millionen Euro ist der  Spitzenverein mit dem Trainer Pep Guardiola rehabilitiert und kann weitermachen wie bisher.  Der Versuch der Europäischen Fußball-Union Uefa, ein Exempel zu statuieren, ist gescheitert.

Es ist das ein schwerer, aber vorhersehbarer Rückschlag im Kampf um finanzielle Gerechtigkeit im internationalen Fußball. Der Gedanke, dass  ein Verein nicht alleine von den Zuwendungen eines oder mehrerer Super-Reicher existieren sollte, die ihn sich als Spielzeug oder politisches Instrument halten, ist sympathisch und nachvollziehbar. Außerdem passt er zum allgemeinen Wunsch nach Mäßigung des finanziell aus den Fugen geratenen Geschäfts, das mit den Werten des Volkssports Fußball, der für alle nachvollziehbar und emotional erreichbar sein sollte, nichts mehr gemein hat.

Das könnte Sie auch interessieren:

Allerdings kooperieren alle großen Klubs mit externen Geldgebern, die ihnen durch den Kauf von Anteilen eine finanzielle Unsterblichkeit sichern, auf deren Basis sie ihre Rolle im großen, globalen Fußball erst spielen können. Klubs in England, Frankreich und Italien dürfen sich, anders als die Konkurrenz in der Bundesliga, hemmungslos jedem Geldgeber ergeben. Der Erwerb des FC Chelsea durch Roman Abramowitsch hat 2003 Maßstäbe gesetzt. Der russisch-israelische Oligarch scheint gerade das Interesse an seinem Hobby wiedergefunden zu haben und macht durch Transfers wie dem von Timo Werner (kam für 53 Millionen Euro aus Leipzig) und dem offenen Interesse am Leverkusener 100-Millionen-Mann Kai Havertz wieder Schlagzeilen.

Es ist schwer vorstellbar, dass alle Milliardäre, Scheichs und Investoren, die sich am großen Fußball-Spiel beteiligen, die Gesetze finanzieller Fairness einhalten. Im Fall von Manchester City hat sogar der internationale Sportgerichtshof CAS Versuche der Vertuschung und Manipulation für erwiesen gehalten und mit einer 10-Millionen-Strafe belegt, die angesichts des unermesslichen Reichtums der Besitzer nichts bedeutet. Eine harte Strafe wie das Champions-League-Verbot wäre schön gewesen, weil sie die Männer, die Fußball für ihre Zwecke benutzen, hart getroffen hätte.

Dass es jetzt anders gekommen ist, wäre in einer Welt mit gültigen Regeln ein Skandal. So aber passt es zu allem, was man von dieser Welt des Fußballs schon weißt. Die Uefa kann ihr Feigenblatt "Financial Fairplay" in die Tonne werfen.

KStA abonnieren