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KommentarWarum Roger Federer das Finale für die Ewigkeit verlor

Lesezeit 2 Minuten
Federer und Djokovic nach Wimbledon-Finale

Zwei Giganten verlassen den Schauplatz ihrer größten Tat: Roger Federer geht geschlagen vom Platz, Djokovic folgt mit dem Pokal. 

Roger Federer weiß wohl so genau wie kein anderer Mensch auf der Welt, wie man ein Tennismatch gewinnt. Wenn es ihm mal nicht gelang, mit Technik und Taktik zu siegen, konnte er sich allzu oft auf seinen Kopf verlassen. Für seine Nervenstärke, eine unerreichte Tie-Break-Bilanz von 65 Prozent, ist er berüchtigt. Bis es in diesem epochalen Finale von Wimbledon drei Tie-Breaks gab – und Federer alle verlor. Ihm strategische Fehler unterliefen, wenn er sonst sein bestes Tennis spielt. In den wichtigsten Ballwechseln war Federer zu offensiv, drängte zu oft auf die Entscheidung am Netz. Eine Taktik, die er eigentlich beherrscht wie niemand sonst, die den besten Rückschlag-Spieler der Welt auf der anderen Seite aber nicht im Ansatz beeindruckte, ihm im Gegenteil das Feld für Gewinnschläge öffnete.

Doch trotzdem war Federer überlegen. Und als niemand mehr die Dimension dieses Finals fassen konnte, hatte der beste Aufschlagspieler der Geschichte auch noch zwei Matchbälle, und auch die vergab er. Vielleicht dachte er bei den Ballwürfen nach, wie es sein wird, mit 37 Jahren noch einmal den goldenen Pokal zu umarmen. Ob er noch auf dem Platz verkünden soll, dass es sein letztes Turnier gewesen sein wird. Oder er dachte an die mehr als 11.000 Asse seiner Karriere. Dass er noch ein einziges braucht für den größtmöglichen Triumph. Einen harten Strich durch die Mitte etwa, der nichts tut als die Kreide auf dem Rasen stauben zu lassen. Sicher aber wusste er um das Maschinenhafte Novak Djokovics, der da mit einer Eiseskälte wartet, die die Savanne in die Arktis verwandeln könnte. So frieren die Aufschläge Federers einfach ein, weil Djokovic es so will. Und am Ende hält er eben den Pokal hoch, weil er zur Maschine wird und Federer Mensch bleibt. Giganten bleiben beide für immer.  

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