Kommentar zu Sun Yangs SiegDie Schwimm-WM in Südkorea ist ein Skandal

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Sun Yang Mack Horton

Mack Horton (l.) stieg bei der Siegerehrung demonstrativ nicht auf das Podium mit Sieger Sun Yang.

Die Weltmeisterschaften der Beckenschwimmer in Gwangju sind schon jetzt ein Skandal, obwohl sie gerade erst begonnen haben. Der Sieg des chinesischen Superstars Sun Yang über 400 Meter rückt die Sportart erneut ins Zwielicht, weil sich ihr Weltverband Fina wieder als unfähig erwiesen hat, für saubere Wettkämpfe zu sorgen. Diesmal vergeht sich die Fina am Sport, indem sie einen Athleten starten lässt, der verdächtiger kaum sein kann.

Schon vor fünf Jahren wegen verbotener Stimulanzien gesperrt und seither unter Verdacht stehend, zertrümmerte er oder sein bereits zuvor wegen Dopings gesperrter Arzt seine Blutprobe mit einem Hammer. Selbst im Schwimmsport hatte es einen dermaßen obszönen Akt der Verachtung gegenüber dem internationalen Kontrollsystem noch nicht gegeben.

Wenn irgendjemand bei der Fina noch einen Restsinn dafür besäße, welchen Schaden sie ihrer Sportart antut, hätte sie Sun Yangs Start unterbunden. Etwa, indem sie auf eine schnellere Entscheidung beim Internationalen Sportgerichtshof Cas gedrängt hätte, der den Schwimmer im September womöglich lebenslang sperren wird. Oder indem sie selbst Sun Yang und dem Rest der Welt gesagt hätte: Wer Blutproben mit einem Hammer kaputt macht, der schwimmt bei uns nicht mit.

Mack Horton und Jacob Heidtmann handeln vorbildlich

Aber mal wieder ist eben genau das Gegenteil passiert. Wie im Falle der ihrerseits des Dopings überführten Russin Julia Jefimova, die 2016 pünktlich zu den Olympischen Spielen begnadigte wurde und auch bei dieser WM startet. Oder beim Brasilianer Cesar Cielo, der trotz nachgewiesener Dopingvergehen und ausgelassener Tests im Wettbewerb bleiben durfte.

Erfreulich ist dagegen, dass es Athleten wie Mack Horton und Jacob Heidtmann gibt, die mit entschlossenem, aber stilvollen Protest zeigen, was sie von solchen Sportlern und deren Protegés in den obersten Reihen halten. Und dass die große Menge der Athleten offenbar hinter ihnen steht, wie sie es mit ihrem Applaus für den Silbermedaillengewinner gezeigt hat. Dem Sport ist zu wünschen, dass sich die ehrlichen Kräfte durchsetzen – und nicht eines Tages der Versuchung erlegen, es denen gleich zu tun, gegen die sie heute zu Felde ziehen. 

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