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Kommentar zum Marathon42 Kilometer in unter zwei Stunden – Na Bravo

Lesezeit 2 Minuten
Kipchoge

Marathon-Weltrekordhalter Eliud Kipchoge läuft im Rahmen der „Ineos 1:59 Challenge“ in Wien.

  • Eliud Kipchoge brauchte in Wien 1:59:40,2 Stunden für die 42,195 Kilometer.
  • Dass das nicht als Weltrekord gilt, liegt an zu viel Unterstützung auf der Strecke.
  • Die Marathon-Distanz wird zur Spielwiese für Doping, kommentiert unser Autor.

Wien – Die Bilder, die von der herrlichen Praterallee hinaus in die Welt gesendet wurden, sahen aus wie für Hollywood produziert. So perfekt inszeniert, so famos auf Spannung mit Happy End zielend, so unglaublich dynamisch waren sie, dass sie die Qualität besaßen, den Betrachter in eine Traumwelt zu entführen. Ein Mann aus Kenia, ein medizinisch-wissenschaftliches Versuchsobjekt, läuft, von einem Heer von Spezialisten aus allen denkbaren Bereichen unterstützt, wie programmiert jeden Kilometer in den nötigen 2:50 Minuten. Um am Ende schneller zu werden, und als erster Mensch die mystische Marathon-Distanz von 42,195 Kilometern unter zwei Stunden zu laufen. Na Bravo.

Oder: Welcher Irrsinn geht da gerade ab in Verbindung mit dem auf ein besseres Image bedachten Projekt-Unterstützer Ineos, weltweit wegen Fracking-Methoden beim Erdgas-Abbau verschrien? Und bei Nike, das ein federleichtes Schuhmodell für Kipchoge kreierte? Ein Konzern, der beim firmeneigenen, nun aufgelösten Oregon Project bei Doping-Praktiken einfach nicht so genau hingeschaut hat.

Marathon-Distanz wird zum Spielplatz für Doper

Ereignisse, wie die hochpenibel geplante Show von Wien gelten wegen zu viel Unterstützung, das vielleicht als Trost dieser Freakshow, nicht als Weltrekord. Auch wenn der ja nun wirklich wie auch immer famos eingestellte und laufende Eliud Kipchoge nun eine Schallmauer der Leichtathletik durchbrochen hat.

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Der Preis jedoch ist hoch: Kipchoges Leistung zieht Nachahmer magisch an, die Marathon-Distanz, ein Spielplatz für Doper, gilt nun als Spielball für Rekorde, für Profis gilt das sowieso, die sich nun an der Leistung von Wien orientieren. Aber auch für Hobby-Läufer, die von Ineos und Kipchoge vermittelt bekommen, das jedes Limit zu knacken ist. Auch wenn man dafür 30 Millionen Dollar investieren muss – wie es Ineos tat.

Am Ende ist Kipchoges Lauf eine Zirkus- und Kirmesleistung. Denn wie sagte Jo Schindler, der den Frankfurter Marathon organisiert? „Wenn ich an den Bedingungen schraube, kann ich alle Rekorde toppen.“ Man könne Menschen auch mit Federn im Schuh weit- und hochspringen lassen oder sie mit Speeren ausrüsten, die leicht genug sind für einen 100-Meter-Flug. Oder aber man bastelt sich einen Mann zusammen, der mit allem möglichen Schnickschnack den Marathon unter zwei Stunden läuft. Na Bravo.

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