Kommentar zur Katar-WMWeltverband rechnet sich das eigene Versagen schön

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Scheich Joaan bin Hamad bin Khalifa Al Thani (l.), IAAF-Präsident Sebastian Coe und Kate Brown, Gouverneurin des US-Bundesstaates Oregon, Austragungsort der nächsten WM

Köln – Die Leichtathletik-WM in Doha war am Sonntagabend gerade vorbei, da verschickte der Weltverband IAAF schon eilig eine Mitteilung, in der diese bisweilen gespenstige Veranstaltung in der Wüste als „die beste WM der Geschichte“ bezeichnet wird. Ja wirklich. Die IAAF meinte das ernst. Schob aber immerhin noch ein „gemessen an der Qualität der Leistungen“ hinterher.

Unmenschliche Hitze für Marathonläufer und Geher, wenige Zuschauer im Stadion, maue Stimmung, Korruption bei der WM-Vergabe, irrsinnig später Termin und damit programmierter Stress für die Athleten bei der Olympiavorbereitung – die Dinge, die weltweit von dieser ersten Leichtathletik-WM in einem arabischen Land in Erinnerung bleiben werden, klammert die IAAF bei ihrer Betrachtung gänzlich aus.

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Ihr Ranking basiert allein auf den Leistungen der Athleten. Und danach liegt Doha vor London 2017 und Sevilla 1999. So schnell lässt sich das eigene Versagen schön rechnen.

Eine gewichtige Rolle in diesem Rechenexempel spielt auch die deutsche Gold-Springerin Malaika Mihambo. Ihren 7,30-Meter-Satz führt die IAAF als beste Frauen-Leistung auf. Als beste Leistungen der Männer gelten die drei 22,90er-Weiten im irren Kugelstoß-Finale mit Joe Kovacs, Tom Walsh und Ryan Crouser. Die IAAF ist also, wie es scheint, rundum zufrieden.

Reines Leistungsdenken nicht mehr zeitgemäß

Dabei ist dieses reine Leistungsdenken  längst nicht mehr zeitgemäß. Das verbietet die Doping-Problematik ebenso wie ein modernes Sportverständnis. Es geht darum, die Menschen mitzureißen und zu begeistern. Dafür bedarf es mehr als herausragender Leistungen, bombastischer Light-Shows und neuer Kameraperspektiven. Dafür bedarf es einer Veranstaltung mit Herz und Seele. Doch das fehlte der WM in Doha.

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