Leichtathletik-WMKaul holt dank spektakulärer Aufholjagd sensationell Zehnkampf-Gold

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Niklas Kaul dpa

Die deutsche Zehnkampf-Sensation Niklas Kaul.

Doha – Der Mainzer Zehnkämpfer Niklas Kaul hat bei der Leichtathletik-WM in Doha für eine Sensation gesorgt. Als zweiter Deutscher konnte der erst 21 Jahre alte Mainzer völlig unerwartet WM-Gold gewinnen. Mit 8691 Punkten eroberte der neue Zehnkampf-König nach einer fantastischen Aufholjagd noch Platz eins. Silber und Bronze gingen an Maicel Uibo aus Estland (8604) und Damian Warner aus Kanada (8529). Der Ulmer Tim Nowak erreichte Rang 10.

„Dass es das am Ende wird - keine Ahnung, wie das passiert ist. Ich bin nicht der beste Zehnkämpfer, der hier angetreten ist, aber vielleicht der konstanteste“, sagte der Held des Abends der ARD.

Niklas Kaul nach erstem Wettkampftag nur Elfter

Kaul lag nach den fünf Disziplinen des ersten Wettkampftages nur an elfter Stelle und sprach allein davon, „Schadensbegrenzung“ betreiben zu wollen. Den bisher einzigen Zehnkampf-WM-Titel für Deutschland hatte 1987 der Schweriner Torsten Voss für die DDR geholt.

Dabei war Kaul, der Lehramtsstudent für Physik und Sport, eigentlich ohne großes Ziel, sondern nur mit der Absicht nach Katar angereist, „Spaß am Zehnkampf“ zu haben. Besonders viel Vergnügen hatte er einmal mehr am Speerwurf, seiner Königsdisziplin im Mehrkampf. Mit 79,05 Metern steigerte er seine persönliche Bestweite um 56 Zentimeter. Damit katapultierte sich Kaul auf Platz drei und war vor dem abschließenden Lauf über 1500 Meter nur 19 Punkte entfernt von dem bis dahin an der Spitze liegenden Uibo.

Frank Busemann: „Dafür muss man eine Peitsche im Arm haben“

„Dafür muss man eine Peitsche im Arm haben“, sagte ARD-Experte Frank Busemann, der Olympia-Zweite von 1996, begeistert von Kauls Super-Speerwurf. Schon vor der WM hatte er dessen Abgeklärtheit großen Respekt gezollt: „Als wäre er schon zehn Jahre auf höchstem Niveau dabei.“

Dagegen hatte der WM-Dritte 2017, Kai Kazmirek von der LG Rhein Wied, Pech. Im Hürdensprint war sein Traum von einer weiteren Medaille geplatzt. Der 28 Jahre alte Zehnkämpfer blieb am vierten Hindernis hängen, kam ins Straucheln und schied aus. Nach dem ersten Tag hatte er mit 4315 Punkten auf Rang sieben gelegen - mit Aussicht auf Edelmetall. „Riesen-Chapeau vor Niklas. Er ist sehr weit für sein Alter, auch im Kopf“, sagte Kazmirek. „Er weiß genau, was er will.“

Verletzt aufgeben musste Titelverteidiger und Weltrekordler Kevin Mayer aus Frankreich.

Den WM-Titel im Siebenkampf hatte sich zuvor Katarina Johnson-Thompson aus Großbritannien erkämpft. Mit 6981 Punkten entthronte sie die Belgierin Nafissatou Thiam. Die Olympiasiegerin holte mit nur vier Zählern weniger die Silbermedaille.

Schwanitz holt Bronze

Kugelstoßerin Christina Schwanitz (LV Erzgebirge) hatte zuvor  Bronze gewonnen und damit die zweite Medaille für das deutsche Team geholt.

Drei Tage nach Hindernis-Bronze durch Gesa Felicitas Krause musste sich die Weltmeisterin von 2015 mit 19,17 m nur Titelverteidigerin Gong Lijiao (China/19,55) und der Jamaikanerin Danniel Thomas-Dodd (19,47) geschlagen geben. (dpa, sid)

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