NRW-BewerbungWarum Köln gute Chancen hat, Olympia-Dorf zu werden

Lesezeit 5 Minuten
NRW-Olympia

Die Olympische Spiele 2032 würden auch in Köln, Bonn und Leverkusen stattfinden. 

  • Die Idee, die Olympischen Spiele 2032 nach Nordrhein-Westfalen zu holen, nimmt konkretere Formen an.
  • Der Initiator der „Rhein Ruhr City“-Initiative, Michael Mronz, erläutert im Interview, warum sich Köln gute Chance ausrechnen kann, als Standort für das olympische Dorf ausgewählt zu werden.

Köln – Herr Mronz, Sie planen die Olympiabewerbung von NRW. Wo könnte 2032 das olympische Dorf stehen?

Es sollte dort gebaut werden, wo Wohnraummangel herrscht. Der ist in Köln oder Düsseldorf sicher ausgeprägter als anderswo. Alle Entscheidungen sollten aus einer Sachlogik heraus getroffen werden. Daher gilt es, zunächst die Standortoptionen zu prüfen.

Im Kölner Norden soll der Stadtteil Kreuzfeld entstehen. Macht es Sinn, den Bau des Olympia-Quartieres in die Planungen mit einzubeziehen?

Ich kenne die Pläne der Stadt nicht ausreichend, um das zu beurteilen. In London 2012 hat die Nachnutzung des olympischen Dorfs hervorragend funktioniert. 52 Prozent des Bestands gehören heute internationalen Investoren, 48 Prozent der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft „Social London“. Ich glaube, dass viele Bauträger ein Interesse haben, ein solch nachhaltiges Projekt zu entwickeln.

Die bisher geplanten Austragungsorte liegen in einem Umkreis von 63 Kilometern. Die Vorschriften lassen aber nur 50 Kilometer zu.

Die Kriterien für 2032 stehen noch nicht fest. Die Spiele 2028 in Los Angeles haben mit 62 Kilometern den Zuschlag erhalten. Insofern bin ich zuversichtlich.

Wird es ein neues Olympiastadion geben?

Wo Eröffnungs- und Abschlussfeier stattfinden können und das Leichtathletik-Stadion steht, beschäftigt uns gerade. Dortmund hat ein Stadion mit 80.000 Plätzen. Dort könnten die Feierlichkeiten problemlos ausgetragen werden.

Was ist mit den Plänen für ein Olympiastadion in Köln? Wurden die mit dem FC-Abstieg zu Grabe getragen?

Das würde ich so nicht sagen. Der FC zeichnet sich dadurch aus, dass er langfristig plant. Die steigenden Mitglieder- und Zuschauerzahlen zeigen die große Begeisterung für den Verein. Sollte neu gebaut werden, können wir profitieren.

Inwiefern?

Es ist möglich, ein Fußballstadion ohne große Mehrkosten so zu bauen, dass es zeitweise in ein Leichtathletikstadion umgewandelt werden kann. Das Stade de France in Paris ist ein gutes Beispiel. Dort hat 1998 die Fußball-WM stattgefunden. 2024 werden an gleicher Stelle die olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe ausgetragen.

Und wie lautet Ihr Plan B?

Dann muss man sich damit beschäftigen, ob es Sinn macht ein Leichtathletikstadion für NRW mit einer Kapazität von 20.000 bis 25.000 Plätzen zu bauen. Für Olympische und Paralympische Spiele könnte es vorübergehend aufgestockt werden. Auch das ist technisch möglich und nachhaltig.

Wie profitiert der Breitensport von einer Bewerbung?

Wir wollen die Olympischen Spielen dem Sport zurückgeben. Wichtig ist, dass die Bewerbung von einer Basis der Sportvereine in NRW getragen wird. So wollen wir beispielsweise mit dem Konzept „Dreams 2032“ ab dem kommenden Jahr daher vermehrt versuchen, deutsche Jugendmeisterschaften nach NRW zu holen. Der Jugendsport muss einen kräftigen Schub bekommen. Die Sieger sollen Botschafter der Spiele 2032 werden, weil sie die Champions und Vorbilder von morgen sind. Viele Sportstätten werden 2032 nicht mehr auf dem neuesten Stand sein. Losgelöst von den Olympischen Spielen werden die in unserem Konzept verankerten Sportstätten auch in Zukunft fit sein, weil sie größtenteils privatwirtschaftlich betrieben werden. Eine Lanxess-Arena in Köln wird ebenso wie die Köln-Messe, die Veltins-Arena in Gelsenkirchen oder der CHIO Aachen in ihre Spielstätten investieren, um den Menschen Veranstaltungen auf höchstem Niveau bieten zu können.

Wird es vor der Bewerbung eine Bürgerbefragung geben?

Wenn das von den Bürgern erwünscht ist, dann ja. In Deutschland gibt es dazu vorgeschriebene Verfahren. Wenn es aber kein Bedürfnis nach einer Befragung gibt, sollten wir uns die Ausgaben sparen und das Geld sinnvoller investieren. Zur Fußball-WM 2006 oder EM 2024 gab und gibt es auch keine Befragung.

Fürchten Sie das Ergebnis?

Nein, überhaupt nicht. Über 80 Prozent der Sportstätten in einer Rhein-Ruhr-City sind schon vorhanden und werden intensiv genutzt und besucht. Was sollten die Menschen in Köln dagegen haben, wenn die bestehende Infrastruktur in der Lanxess-Arena für Turnen oder der Köln-Messe für Fechten für Olympia genutzt würde? Das lässt sich auf die anderen Standorte übertragen. Die Menschen haben eine hohe emotionale Bindung zu ihren Sportstätten.

Mobilitäts-Kongress

„Rhein Ruhr City 2032“ soll auch als Vehikel dienen, um neue Verkehrskonzepte zu entwickeln. So könnten Sportler und Besucher auf Schnellbooten über Rhein und Ruhr transportiert werden.

Staus sollen durch den Ausbau von Digitalisierung und vernetztem Fahren reduziert werden. Bei dem Kongress „Metropolitan Cities“, den Michael Mronz und die RWTH Aachen initiiert haben, werden Zukunftsvisionen zur Mobilität herausgearbeitet. Das Treffen findet vom 19. bis 20. Juli in Aachen statt. (gmv)

Wann fällt die Entscheidung über die Vergabe für 2032?

Nach derzeitigem Vergabemodus im Jahr 2025. Aus meiner Sicht sollte der DOSB bis 2020 eine Entscheidung treffen, ob man sich mit Deutschland bewirbt. Zeit ist für mich ein wichtiger Faktor, um die Menschen von Beginn an mitzunehmen und vom Konzept zu überzeugen, mit voller Transparenz.

Wie sehen Sie die Erfolgschancen?

Der DOSB hat verlauten lassen, sich für die Zeit zwischen 2030 und 2040 mit Deutschland bewerben zu wollen. Ob für Winterspiele oder Sommerspiele wird auch davon abhängen, wohin die Winterspiele 2026 vergeben werden.

Was meinen Sie damit?

Im kommenden Jahr wird entschieden, ob die Winterspiele 2026 in Europa stattfinden. Sollte Europa berücksichtigt werden, kann ich mir kaum vorstellen, dass vier Jahre später erneut Winterspiele nach Europa vergeben werden. Eine Bewerbung für 2032 wäre dann aus meiner Sicht nur logisch. Zumal wir die erste Initiative sind, die eine hundertprozentige Antwort auf die Agenda 2020 des IOC gibt. Wir werden ein ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Konzept vorlegen. Ich denke, wir hätten eine realistische Chance.

Was passiert mit der Bewerbung, wenn es 2032 nicht klappt?

Unser Fokus liegt auf 2032. Dieser Zeitpunkt ist eine ideale Klammer und ein toller Antrieb, um die Planungsprozesse zur vernetzten Mobilität und Digitalisierung, von denen alle etwas haben, zu beschleunigen. Dass sich Deutschland um Olympia 2036 bewirbt, kann ich mir nur schwer vorstellen – dafür ist die Jahreszahl 36 historisch zu sehr belastet.

KStA abonnieren