Biathlon-DramaArnd Peiffer hadert mit sich und der Jury

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Arnd Peiffer wird von den Kollegen, hier Laura Dahlmeier, getröstet.

Pyeongchang – Arnd Peiffer umarmte Vanessa Hinz hinter dem Umkleidecontainer im Zielraum, und die 25-jährige Olympiadebütantin knuffte den 30-jährigen Olympiasieger aufmunternd. Da war noch nicht klar, ob er gerade nicht nur den sicher geglaubten Titel an Frankreich verloren hatte, sondern gar noch den untersten Platz auf dem Podest. „Er hat sich entschuldigt. Er weiß, dass das meine erste Medaille gewesen wäre“, erzählte Hinz, als nach einer Stunde des Wartens und des vergeblichen Protestierens der vierte Platz in der Mixed-Staffel feststand. „Er macht sich die größten Vorwürfe“, sagte sie.

Eine Stunde lang hatte Peiffer gehofft, dass es einen kleinen Trost für seine drei Teamkollegen geben würde. Da der Italiener Dominik Windisch im Zielsprint um  Bronze die Bahn gewechselt hatte, hatten die Deutschen Protest eingelegt. „Es lief nicht hundertprozentig fair ab“, sagte Peiffer. „Dominik hat sich zwei Korridore offen gehalten, und dann innerhalb des Korridors für einen entschieden. Das finde ich blöd, weil die Regel ist, dass man sich vorher für einen der drei Korridore entscheiden muss.“  Das sah die Jury anders, da  Pfeiffer nicht an Geschwindigkeit verloren habe. „Aber ich musste trotzdem einen Schub auslassen, um auf die andere Seite zu kommen. Deswegen verstehe ich die Argumentation nicht so ganz“, entgegnete Peiffer.

Mixed-Staffel gewinnt an Bedeutung

Doch weitaus mehr ärgerte es ihn, dass es überhaupt zu diesem Schlussspurt gekommen war: „Ich hatte alle Trümpfe in der Hand und habe nichts daraus gemacht. Meine drei Mitstreiter haben einen super Job gemacht und ich habe es letztlich mit meiner Leistung verhindert, dass sie belohnt werden.“

Als die Mixed-Staffel aus zwei Frauen und zwei Männern 2009 in Pyeongchang in die Biathlon-WM eingegliedert wurde, da war sie – vorsichtig ausgedrückt – nicht der begehrteste Wettbewerb. Ein Rennen für die zweite Reihe, gequetscht zwischen die Einzelrennen. Die Besten schonten sich für den Massenstart und die echten Staffeln am Ende. Neun Jahre später am selben Ort war sie aus Athletensicht der Höhepunkt. „Wir Norweger haben unsere Priorität auf dieses Rennen gelegt. Wir mögen es sehr“, sagte Emil Hegle Svendsen, der seine Mannschaft auf den Silberrang geführt hatte. Warum? „Frauen und Männer, da sieht man die beste Biathlonnation.“  Weil das so ist, hatten die deutschen Trainer ein Geheimnis aus ihrer Formation gemacht.

Die Auswahlmöglichkeiten waren bei drei unterschiedlichen männlichen Medaillengewinnern und all den guten Platzierungen der Frauen groß. Bis zur Meldefrist hielt man sich bedeckt, aus Sorge, dass die Konkurrenten reagieren und ihre Aufstellung anpassen könnten. Einzig den Mann für den Zielsprint hatten sie verkündet: Simon Schempp. Doch dann mussten sie ihn abmelden – wegen Halsschmerzen. Pfeiffer, der den Vorabend im Deutschen Haus verbracht hatte, erfuhr sechs Stunden vor dem Start, dass er einspringen musste.  Die Wahl schien logisch, schließlich hatte Peiffer den Sprint gewonnen, und in der Staffel wird die Kurzdistanz absolviert. 

Drittes Gold für Martin Fourcade

Zunächst lief es: Hinz blieb fehlerfrei, Laura Dahlmeier und Erik Lesser luden je einmal nach, Resultat: Peiffer übernahm 30 Sekunden Vorsprung. Aber schon beim Laufen ging Sekunde um Sekunde verloren. Zudem schoss er insgesamt sechsmal daneben, musste trotz der drei Ersatzpatronen in die Strafrunde.

So war es nicht Laura Dahlmeier, die ihr drittes Gold in Pyeongchang gewann, sondern der französische Schlussläufer Martin Fourcade. „Es der wichtigste Team-Wettkampf für eine Nation, und der, der am schwierigsten zu gewinnen ist. Dass wir heute gewonnen haben, ist wundervoll für unser Land“, sagte er. Peiffer tat das alles wahnsinnig leid.

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