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KommentarDas deutsche Eishockey-Wunder und die unbesiegbare olympische Idee

Lesezeit 2 Minuten
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Jubelnde deutsche Eishockey-Spieler

Köln – Am drittletzten Tag der Winterspiele von Pyeongchang ist Deutschland mit einem 4:3-Sieg über Kanada ins Endspiel des olympischen Eishockey-Turniers eingezogen. Das Wort Sensation scheint auf dieses Ereignis nicht mehr zu passen, weil es seit langem für jede unwahrscheinliche Nichtigkeit im Sport verwendet wird. Es muss herausgehoben werden aus dem Stakkato der Superlative.

Monströse Leistung der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft

Der große Römer Cicero soll einmal gesagt haben, eher finde man einen Zahn in einem Huhn als einen ehrlichen Politiker. Diese Metapher kann gefahrlos auch auf diese monströse Leistung des ewigen Eishockey-Außenseiters Deutschland angewendet werden, der nacheinander die Großmächte Schweden und Kanada aus dem Turnier befördert hat. Und der Hinweis auf die fehlenden NHL-Spieler nimmt der Leistung nichts von ihrer Großartigkeit. Erstens fehlten dem Team von Marco Sturm auch die besten fünf Spieler. Zweitens haben diese Länder mehr Eishockey-Schiedsrichter als unser Land Spieler. Es ist dort eine nationale Angelegenheit. Wie Fußball bei uns.

Die Kraft einer fast 2800 Jahre alten Idee

Am drittletzten Tag dieser Spiele erhob sich mit diesem Ereignis auch der olympische Geist zu voller Größe, ohne den solch ein Vorgang nicht zu erklären ist. Diese fast 2800 Jahre alte Idee, die besten Athleten alle vier Jahre zusammen zu holen und in den sportlichen Wettstreit zu schicken,  besitzt ihre ursprüngliche Kraft noch immer.  Sie schafft als Traum in den Köpfen außergewöhnlicher Frauen und Männer Wunderbares wie die deutsche Eishockey-Leistung oder wie den Alpin-Sieg der tschechischen Snowboarderin Ester Ledecka.

Olympische Idee ist ständig in Gefahr

Diese olympische Idee ist ständig in Gefahr. Viele Menschen unternehmen große Anstrengungen, sie mit purem Materialsmus, falsch verstandenem Nationalismus, blinder Gier und politischem Machthunger, Korruption und Doping zu zerstören. Oft scheint es, als stünden sie kurz davor, einen traurigen Sieg davon zu tragen. Aber dann ereignen sich Wunder wie das deutsche im Eishockey. Und man darf sich der Romantik der Vorstellung hingeben, dass der olympische Gedanke trotz aller Anstrengungen des Bösen nicht tot zu bekommen ist.

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