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Schon ab dem Wochenende?Bundesliga muss sich auf weitere Geisterspiele einstellen

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Geisterspiel am vergangenen Wochenende zwischen Leipzig und Bayer 04 Leverkusen

Köln – Die Fußball-Bundesliga wird in den kommenden Wochen nicht mehr vor ausverkauften Tribünen spielen. In Nordrhein-Westfalen ist eine Auslastung von maximal einem Drittel der Stadienkapazität zu erwarten, noch ist allerdings nichts beschlossen. Der 1. FC Köln spielt am Samstag (15.30 Uhr) bei Arminia Bielefeld, die nächste Heimpartie der Kölner gegen den FC Augsburg ist für den 10. Dezember angesetzt. 

Anderswo drohen bereits wieder Geisterspiele. Rekordmeister Bayern München erfuhr bereits am Dienstagmorgen, dass bald wieder Partien vor leeren Rängen angesagt sind. „Es macht auf absehbare Zeit keinen Sinn, wieder Zuschauer zuzulassen“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im BR, der angesichts desaströser Zahlen in Bayern gleich den Rest der Republik mitnehmen wollte: „Es ist eine wichtige Forderung, dass wir heute bundeseinheitlich beschließen, dass wir künftig keine Zuschauer mehr machen. Wenn das auf Bundesebene nicht funktioniert, würden wir das für Bayern allein machen.“

Auf Twitter begründete Söder den Schritt: „Die hohe Mobilität bei der An- und Abreise ist aktuell nicht verantwortbar. Der Fußball hat eine große Vorbildfunktion. Wir müssen jetzt überall Kontakte reduzieren.“  Da Bayern mit zahlreichen Infektions-Hotspots zu kämpfen hat, war die Zahl der erlaubten Besucher in den Stadien zuletzt schon stark reduziert worden.

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Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz (SPD) berieten ab Dienstagmittag mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder über die Corona-Lage. Die Rufe nach einer Verschärfung der Schutzmaßnahmen und Beschränkungen waren in den vergangenen Tagen nochmals lauter geworden. Grund sind die hohen Infektionszahlen und die Verbreitung der neuen Omikron-Variante.

Neben dem Fußball dürften auch die anderen Sportarten betroffen sein. Schließlich ging es um das Thema der Großveranstaltungen in seiner Gesamtheit.

„Die Bundesliga muss nicht in vollen Stadien spielen“

„Wir müssen Freizeitveranstaltungen deutlich zurückfahren“, sagte der geschäftsführende Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) im ZDF-„Morgenmagazin“: „Dass es am letzten Wochenende noch große Bundesligaspiele mit Zigtausenden von Besuchern gab, ist angesichts der dramatischen Lage im Land nicht mehr zu verantworten.“

Ähnlich äußerte sich Grünen-Chef Robert Habeck. „Die Bundesliga muss nicht in vollen Stadien spielen. Das ist jetzt schon möglich und hätte auch schon am letzten Wochenende untersagt werden können“, sagte Habeck: „Wir werden sicherlich in der Schalte der Ministerpräsidenten mit Frau Merkel und Herrn Scholz eine Lösung finden, dass genau das auch in Zukunft unterbleiben wird. Es war ein Fehler, dass die Bundesliga am letzten in vollen Stadien gespielt hat. Das ist völlig klar, das hätte man unterbinden sollen.“

Derby in Köln befeuert Geisterspiel-Debatte

Vor allem das Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach (4:1) am Samstag vor 50.000 Zuschauern hatte die Debatte um die Geisterspiele entscheidend befeuert. Zahlreiche Spitzenpolitiker und Experten äußerten ihr Unverständnis.

Die flächendeckende Rückkehr der Begegnungen vor leeren Rängen, deren Ende vor einem halben Jahr von der Politik proklamiert worden war, schien deshalb nur eine Frage der Zeit zu sein. Schon am Sonntag musste RB Leipzig im Spiel gegen Bayer Leverkusen (1:3) ohne Fans auskommen; auch in Sachsen sind die Inzidenzzahlen in unglaubliche Höhen geschnellt.

Dass sich Klubverantwortliche wie Thomas Hitzlsperger vom VfB Stuttgart („Geisterspiele sind für uns wirklich dramatisch“) und Alexander Wehrle vom 1. FC Köln („Wir sind nicht die Hotspots als Großveranstaltungen“) gegen die Geisterspiele wehrten, erschien ohnehin keine Aussicht auf Erfolg zu haben. Schließlich ist die Vorstellung von 67.000 Zuschauern beim Topspiel zwischen Borussia Dortmund und den Bayern am Samstag für weite Teile der Politik und im Lager der Experten nicht vermittelbar. (sid)

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